Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gefährliche Trauer

Gefährliche Trauer

Titel: Gefährliche Trauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
Vom Netzwerk:
sein…«
    »Nein, es könnte alles mögliche sein«, pflichtete er ihr bei.
    »Wie auch immer - mir ist schleierhaft, warum dieser Umstand ein Grund gewesen sein soll, Octavia umzubringen. Selbst wenn es das ist, was sie am Tag vor ihrem Tod herausgefunden hat: die Vergewaltigung.«
    »Mir auch. Es muß noch etwas sehr Wichtiges geben, von dem wir bisher nichts wissen.«
    »Und ich rechne nicht damit, es von Lady Moidore zu erfahren Trotzdem sollten wir jetzt besser zu ihr gehen. Ansonsten glaubt man noch, wir würden uns miteinander absprechen, und ist in Ihrer Gegenwart in Zukunft nicht mehr so offen. Kommen Sie.«
    Gehorsam machte Hester die Tür wieder auf und führte ihn durch die geräumige Halle in den Salon. Draußen war es kalt und windig, die ersten schweren Regentropfen klatschten gegen die Fensterscheiben. Im Kamin loderte ein Feuer, dessen Widerschein sich über den handgewebten, roten Aubussonteppich ergoß und die schweren Samtvorhänge erreichte, die in formschönen, üppigen Falten von den breiten, bezogenen Blenden bis auf den Boden hingen und dort ihre fransigen Troddeln ausbreiteten.
    Beatrice Moidore saß in dem größten Lehnstuhl, den der Raum zu bieten hatte, gekleidet in Rabenschwarz, als wolle sie jeden an ihren Trauer Status erinnern. Trotz oder vielleicht gerade wegen ihres schimmernden Haars wirkte sie unglaublich blaß, aber ihre Augen leuchteten, und ihr Gesichtsausdruck war wach.
    »Guten Tag, Mr. Monk. Nehmen Sie bitte Platz. Sie möchten etwas mit mir besprechen?«
    »Guten Tag, Lady Moidore. Ja, wenn es Ihnen recht ist. Sir Basil möchte, daß Miss Latterly anwesend ist, falls Sie sich schlecht fühlen und ihren Beistand brauchen sollten.« Monk ließ sich ihr gegenüber auf einem der anderen Lehnstühle nieder. Hester blieb ihrer Position entsprechend stehen.
    Die Andeutung eines Lächelns streifte Beatrices Lippen, als würde sie sich im stillen über etwas amüsieren, das sich seiner Kenntnis entzog.
    »Wie aufmerksam von ihm«, sagte sie ausdruckslos. »Also, was haben Sie auf dem Herzen? Ich weiß heute nicht mehr als bei unserer letzten Unterhaltung.«
    »Aber ich, Ma'am.«
    »Wirklich?« Plötzlich war da ein Anflug von Angst. Ihr Blick bewölkte sich kurz, die weißen Hände verkrampften sich.
    Wem galt diese Besorgnis? Ihr selbst nicht. Wer bedeutete ihr so viel, daß sie Angst um ihn bekam, ohne zu wissen, worum es ging? Wen würde sie beschützen wollen? Ihre Kinder natürlich - sonst niemand.
    »Und, werden Sie es mir verraten, Mr. Monk?« Ihre Stimme war brüchig, aber ihr Blick wieder klar.
    »Ja, Ma'am. Ich bedaure, ein vermutlich recht unangenehmes Thema zur Sprache bringen zu müssen, aber Sir Basil bestätigte mir, daß eine Ihrer Hausangestellten, ein Mädchen namens Martha Rivett, Mr. Kellard vor zwei Jahren der Vergewaltigung beschuldigt hat.« Er beobachtete sie aufmerksam und registrierte, wie sich ihre Hals und Schläfenmuskulatur verkrampfte. Ihre Mundwinkel bogen sich verärgert nach unten.
    »Ich verstehe nicht, was das mit dem Tod meiner Tochter zu tun haben soll. Es liegt zwei Jahre zurück und hat sie in keiner Weise betroffen. Sie wußte nicht einmal davon.«
    »Stimmt es denn, Ma'am? Hat Mr. Kellard das Stubenmädchen vergewaltigt?«
    »Ich habe keine Ahnung. Mein Mann hat sie entlassen, also war sie zumindest teilweise schuld an dem, was geschehen ist.« Sie holte tief Luft und schluckte. Er sah die ruckartige Bewegung ihrer Kehle. »Es ist durchaus möglich, daß sie sich mit einem anderen Mann eingelassen hat, schwanger wurde und dann ein Mitglied der Familie beschuldigte, um ihre eigene Haut zu retten. Vermutlich hoffte sie, wir würden uns für sie verantwortlich fühlen und für sie sorgen. Solche Dinge passieren leider immer wieder.«
    »Da haben Sie wohl recht«, pflichtete er ihr bei, mühsam bestrebt, seiner Stimme einen unverbindlichen Klang zu geben. Er war sich Hesters Gegenwart in seinem Rücken deutlich bewußt und glaubte genau zu spüren, was sie empfand. »Aber wenn es wirklich das war, was sie hoffte, wurde sie bitter enttäuscht, nicht wahr?«
    Beatrice wurde noch blasser. Ihr Kopf machte eine abrupte Bewegung nach hinten, als hätte sie eine Ohrfeige bekommen, sich jedoch entschieden, keine Notiz davon zu nehmen. »Es ist eine furchtbare Sache, jemanden zu Unrecht eines solchen Vergehens zu beschuldigen, Mr. Monk.«
    »So, ist es das?« fragte er böse. »Mr. Kellard scheint jedenfalls keinerlei Schaden davongetragen zu

Weitere Kostenlose Bücher