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Gefährliche Trauer

Gefährliche Trauer

Titel: Gefährliche Trauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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daß ihm ein solcher Affront genau die Sorte Beschwerde einbringen würde, nach der Runcorn sich die Finger leckte. Sie lieferte seinem Vorgesetzten die langersehnte Rechtfertigung, ihm einen offiziellen Verweis zu erteilen, wenn nicht sogar, ihm den Fall abzunehmen.
    »Sie haben ihr also nicht geglaubt, Sir?« Er zwang sich nur mit Mühe zu einem höflichen Ton. »Mr. Kellard leugnete, irgendeine Form von Beziehung zu ihr gehabt zu haben?«
    »Nein, er leugnete keineswegs«, erwiderte Basil scharf. »Er sagte, sie hätte ihn verführt und wäre überaus willig gewesen. Zu der Beschuldigung kam es erst später, als sie merkte, daß sie schwanger war. Wahrscheinlich wollte sie sich schützen und uns dazu zwingen, für sie zu sorgen - sofern uns nicht daran lag, daß die Geschichte verbreitet werden würde. Das Mädchen hatte einen schlechten Charakter und wollte auch noch einen persönlichen Vorteil daraus ziehen.«
    »Also machten Sie dem Ganzen ein Ende. Ich nehme an, Sie schenkten Mr. Kellards Version mehr Glauben?«
    Basil betrachtete ihn kalt. »Nein, ehrlich gesagt tat ich das nicht. Ich halte durchaus für möglich, daß er ihr Gewalt angetan hat, aber das spielt jetzt keine Rolle mehr. Männer haben diesen natürlichen Trieb, das war schon immer so. Ich schätze, sie hat ihm schöne Augen gemacht, und er hat es falsch verstanden. Wollen Sie andeuten, er hätte bei meiner Tochter Octavia dasselbe versucht?«
    »Die Möglichkeit ist nicht von der Hand zu weisen.«
    »Aber warum hätte dies gleich zu Mord führen sollen?« Basil runzelte die Stirn. »Ich könnte ja verstehen, wenn sie ihn geschlagen hätte, doch wozu sie töten?«
    »Damit sie niemandem davon erzählen konnte«, erwiderte Monk prompt. »Eine Magd zu vergewaltigen, kann man noch durchgehen lassen, aber hätten Sie mit der gleichen Milde reagiert, wenn das Opfer Ihre Tochter gewesen wäre? Und Mrs. Kellard erst, sofern sie davon erfahren hätte?«
    Basils Gesicht war plötzlich von tiefen Furchen durchzogen. Er machte einen besorgten und angewiderten Eindruck.
    »Sie weiß es nicht«, sagte er schließlich. »Ich hoffe, ich drücke mich klar genug aus, Inspektor. Über Myles' Fehltritt im Bilde zu sein würde sie belasten und hätte keinen Sinn. Er ist ihr Mann und wird es auch bleiben. Ich weiß nicht, wie sich Frauen aus Ihren Kreisen in solchen Lebenslagen verhalten, aber bei uns trägt man seine Probleme mit Fassung und Schweigen. Haben Sie mich verstanden?«
    »Sicher«, erwiderte Monk schroff. »Falls sie wirklich keine Ahnung davon hat, wird sie es von mir nicht erfahren. Zumindest so lange nicht, bis es sich nicht mehr umgehen läßt - und dann weiß es vermutlich ohnehin jeder. Als Gegenleistung bitte ich Sie, Sir, Mr. Kellard nicht vorzuwarnen. Ich rechne zwar nicht damit, daß er irgend etwas zugeben wird, aber ich könnte doch eine Menge Rückschlüsse aus seiner spontanen Reaktion ziehen, wenn ich das Thema anschneide.«
    »Sie erwarten von mir…« begann Basil empört, doch als ihm klar wurde, was er im Begriff war zu sagen, verhallten seine Worte unausgesprochen im Raum.
    »Genau«, bestätigte Monk mit herabgezogenen Mundwinkeln.
    »Von Mrs. Hasletts Anspruch auf Gerechtigkeit einmal ganz abgesehen, wissen wir beide, daß der Täter unter diesem Dach lebt. Wenn Sie Mr. Kellard aus Rücksicht auf einen Skandal - und Mrs. Kellards Gefühle selbstverständlich - decken, ziehen Sie die Ermittlungen, die gegenseitigen Verdächtigungen und Lady Moidores Zustand nur in die Länge. Und am Ende wird sich doch jemand aus diesem Haus verantworten müssen.«
    Für einen kurzen Moment trafen sich ihre Blicke; sie verrieten extreme Abneigung - und völliges Verstehen.
    »Falls Mrs. Kellard es unbedingt erfahren muß, will ich derjenige sein, der es ihr beibringt«, erklärte Basil.
    »Einverstanden, obwohl ich es nicht zu lange hinausschieben würde. Wenn ich es herausfinden konnte, warum sollte sie dann nicht auch…«
    Basil fuhr zusammen. »Wer hat es Ihnen erzählt? Myles garantiert nicht! War es Lady Moidore?«
    »Nein, ich habe nicht mit ihr gesprochen.«
    »Los, Mann, raus damit! Wer war's?«
    »Ich würde vorziehen, es nicht zu sagen, Sir.«
    »Es ist mir verdammt egal, was Sie vorziehen. Wer?«
    »Bitte, wenn Sie mich dazu zwingen - ich weigere mich, Ihnen den Namen bekanntzugeben.«
    »Sie - Sie - Sie tun was?« Er schaute Monk erbost an, in der Hoffnung, daß dieser endlich den Blick abwenden würde, merkte jedoch bald, daß er ihm

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