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Gefährliche Trauer

Gefährliche Trauer

Titel: Gefährliche Trauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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pflichtete Cyprian ihm einsilbig bei. »Aber Witwen geraten häufig in veränderte Umstände. Damit muß man rechnen.«
    »Hat sie damit gerechnet?« Monk wischte sich abwesend einige Wasserspritzer vom Mantel.
    Cyprian schmunzelte, was vermutlich Monks unbewußt zur Schau gestellter Eitelkeit galt.
    »Ich habe keine Ahnung, Mr. Monk. Ich habe sie nicht danach gefragt. Es stand mir nicht zu, genausowenig wie es Ihnen jetzt zusteht - es wäre taktlos und unverschämt gewesen. Das Ganze liegt mittlerweile so viele Jahre zurück, zwölf um genau zu sein, und hat nicht das geringste mit dem jüngsten Unglücksfall zu tun.«
    »Befindet Mr. Thirsk sich in einer ähnlich prekären Lage?« Monk, der sich exakt auf einer Höhe mit ihm hielt, stürmte soeben an drei hocheleganten Damen sowie einem Paar vorbei, das trotz der Kälte auf überaus vornehme Weise miteinander schäkerte.
    »Er verdankt seinen Aufenthalt bei uns einem Schicksalsschlag«, versetzte Cyprian unwirsch. »Falls es das ist, was Sie meinen. Er war nie verheiratet.« Er lächelte wieder, diesmal jedoch mit einem Anflug von Sarkasmus, der eher Verbitterung als Belustigung zu entspringen schien.
    »Wie lange wohnt er schon in der Queen Anne Street?«
    »Ungefähr zehn Jahre, wenn ich mich recht entsinne.«
    »Und er ist der Bruder Ihrer Mutter?«
    »Das wissen Sie doch!« Cyprian wich einer Gruppe feiner Herren aus, die ins Gespräch vertieft gemächlich dahinschlenderten, ohne sich bewußt zu sein, was für ein Hindernis sie darstellten. »Also wirklich - wenn das eine Kostprobe Ihres kriminalistischen Talents sein sollte, erstaunt es mich, daß Sie Ihre Beschäftigung noch nicht verloren haben! Onkel Septimus trinkt manchmal ein bißchen mehr, als Sie vielleicht für klug halten, und er ist ganz sicher nicht reich, aber er ist ein netter, anständiger Kerl, dessen privates Pech nichts mit dem Tod meiner Schwester zu tun hat. Es bringt Sie garantiert nicht weiter, wenn Sie darin herumschnüffeln!«
    Monk bewunderte ihn wegen soviel Wehrhaftigkeit, mochte sie nun echt sein oder nicht. Trotzdem war er entschlossen herauszufinden, um was für eine Art Pech es sich dabei handelte, und ob Octavia etwas über ihn in Erfahrung gebracht hatte, das ihn die zwar zweischneidige, aber bitter benötigte Gastfreundschaft seines Schwagers kosten konnte.
    »Spielt er, Sir?« fragte er laut.
    »Wie bitte?« Trotz der gerechten Empörung in seinem Tonfall färbten sich Cyprians Wangen tiefrot. Er prallte gegen einen herannahenden, betagten Gentleman und kam nicht umhin, sich zu entschuldigen.
    Ein Obstverkäuferkarren holperte an ihnen vorbei, dessen Besitzer in ohrenbetäubendem Singsang seine Ware anpries.
    »Ich fragte, ob Mr. Thirsk spielt«, wiederholte Monk. »Viele Männer von Stand frönen diesem Zeitvertreib, vor allem wenn ihr Leben ansonsten nichts Aufregendes zu bieten hat - und ein finanzielles Zubrot nicht unwillkommen wäre.«
    Cyprians Miene blieb betont ausdruckslos, aber das Glühen auf seinen Wangen wollte nicht weichen. Monk vermutete, daß er ins Schwarze getroffen hatte, entweder Septimus oder Cyprian selbst betreffend.
    »Ist er im selben Klub Mitglied wie Sie, Sir?« Monk wandte sich um und schaute ihm voll ins Gesicht.
    »Nein.« Cyprian nahm seinen rasanten Schritt nach kurzem Zögern wieder auf. »Onkel Septimus hat seinen eigenen Klub.«
    »Ist Ihrer nicht nach seinem Geschmack?« erkundigte sich Monk bewußt beiläufig.
    »Genau«, bestätigte Cyprian schnell. »Er umgibt sich lieber mit Männern seiner Altersgruppe - und seinen Erfahrungen, nehme ich an.«
    Sie überquerten den Hamilton Place, blieben kurz stehen, um eine Kutsche vorbeizulassen, wichen einem Hansom aus und setzten ihren Weg fort.
    »Was die wohl alles beinhalten mögen?« fragte sich Monk, als sie auf dem gegenüberliegenden Bürgersteig eintrafen.
    Cyprian sagte nichts.
    »Ist Sir Basil sich bewußt, daß Mr. Thirsk ab und an spielt?« Monk ließ nicht locker.
    Cyprian holte tief Luft und ließ sie langsam wieder entweichen, ehe er antwortete. Monk wußte, daß er mit dem Gedanken gespielt hatte, das Laster seines Onkels abzustreiten, doch dann gab er der Loyalität zu Septimus der seinem Vater gegenüber den Vorrang. Wieder ein Entschluß, den Monk ihm hoch anrechnete.
    »Wahrscheinlich nicht. Und ich würde begrüßen, wenn Sie es nicht für nötig halten würden, ihm davon zu erzählen.«
    »Ich wüßte nicht, warum das nötig sein sollte«, erwiderte Monk. Ihn überfiel

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