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Gefährliche Trauer

Gefährliche Trauer

Titel: Gefährliche Trauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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ändern?«
    »Vielleicht täte es ihr gut, eine Schwester um sich zu haben? Daß sie krank vor Kummer ist, weil ihre Tochter ermordet wurde, ist nicht weiter verwunderlich. Darüber hinaus scheint sie einen Verdacht zu haben, wer es getan hat. Kein Wunder, daß sie sich miserabel fühlt. Das ginge jeder Frau so. Ich finde, eine Krankenschwester ist eine ausgezeichnete Lösung.«
    Monk hörte auf, an seiner Schokolade zu nippen, und starrte sie forschend an.
    Mit einiger Mühe gelang es ihr, jeden Ausdruck aus ihrem Gesicht zu verbannen, bis es absolut unschuldig wirkte.
    »Hester Latterly ist gegenwärtig ohne Beschäftigung, zudem eine hervorragende Krankenschwester und eine von Miss Nightingales ehemaligen Helferinnen. Ich kann sie wärmstens empfehlen und glaube, daß sie gerade für diese spezielle Aufgabe besonders geeignet ist. Sie hat eine sehr gute Beobachtungsgabe - wie Ihnen nicht unbekannt sein dürfte -, und besitzt eine ordentliche Portion Zivilcourage. Die Tatsache, daß in diesem Haus ein Mord geschehen ist, wird sie nicht abschrecken.«
    »Was ist mit dem Krankenhaus?« fragte Monk bedächtig, während sich ein unverkennbares Leuchten in seine Augen schlich.
    »Sie ist nicht mehr dort.« Callandra war die Unschuld in Person.
    Verblüffung.
    »Es gab Meinungsverschiedenheiten mit dem Arzt«, setzte sie erklärend hinzu.
    »Ach!«
    »Der übrigens ein Dummkopf ist.«
    »Natürlich.« Monks Lächeln war nur sehr schwach, aber es drang bis zu seinen Augen vor.
    »Wenn Sie mit dem nötigen Zartgefühl an sie herantreten, wird sie sich bestimmt bereit erklären, eine befristete Stellung bei Sir Basil Moidore anzunehmen, bis seine Frau wieder zu sich selbst gefunden hat. Ich werde sie Beatrice mit dem größten Vergnügen vorschlagen. Mit dem Krankenhaus würde ich mich an Ihrer Stelle nicht in Verbindung setzen. Und es wäre mir sehr angenehm, wenn Sie Hester gegenüber meinen Namen nicht erwähnen - es sei denn, Sie müßten sonst lügen.«
    Jetzt war sein Lächeln absolut offen. »Einverstanden, Lady Callandra. Eine hervorragende Idee. Ich bin Ihnen sehr verbunden.«
    »Oh, keine Ursache«, sagte Callandra fröhlich. »Gern geschehen. Ich werde mit meiner Cousine Valentina sprechen, die Beatrice den Vorschlag gern unterbreiten und Miss Latterly bei der Gelegenheit gleich zur Sprache bringen wird.«
    Hester war über Monks Anblick so erstaunt, daß sie sich nicht einmal wunderte, woher er ihre Adresse kannte.
    »Guten Morgen«, begrüßte sie ihn verdutzt. »Ist etwas…« Sie brach ab, unsicher, was sie eigentlich fragen wollte.
    Wenn es der eigenen Sache diente, konnte Monk durchaus besonnen handeln. Es war ihm nicht leichtgefallen, dies zu lernen, aber sein Ehrgeiz war stärker gewesen als sein Temperament - sogar als sein Stolz -, und nach einer Weile hatte er es geschafft.
    »Guten Morgen«, erwiderte er liebenswürdig. »Nein, es ist nichts Schlimmes passiert. Ich möchte gern, daß Sie mir einen Gefallen tun.«
    »Ich?« Hester traute ihren Ohren nicht.
    »Ja, wenn es Ihnen nichts ausmacht? Darf ich mich setzen?«
    »Oh - ja, selbstverständlich.« Sie befanden sich in Mrs. Hörnes winzigem Salon. Hester winkte Monk zu dem Stuhl, der bei dem kümmerlichen Kaminfeuer stand.
    Er ließ sich darauf nieder und fiel sofort mit der Tür ins Haus um nicht in eine belanglose Plauderei verwickelt zu werden, in deren Verlauf er Callandra Daviot womöglich verraten hätte.
    »Ich untersuche den Queen-Anne-Street-Fall, den Mord an Sir Basil Moidores Tochter.«
    »Ich habe mich schon gefragt, ob man Sie damit betraut hat.« Hesters Augen leuchteten erwartungsvoll. »Die Zeitungen veranstalten deswegen immer noch ein Riesengeschrei. Aber ich weiß nicht das geringste über die Familie. Stehen Sie in irgendeiner Verbindung zur Krim?«
    »Nur peripher.«
    »Und was soll ich…« Sie verstummte jäh, um seine Antwort abzuwarten.
    »Jemand aus dem Haus hat sie getötet. Höchstwahrscheinlich ein Familienmitglied.«
    »Oje!« Ihr Blick hellte sich auf. Sie begann zu verstehen, nicht was ihren Part bei dem Ganzen betraf, sondern bezüglich der Schwierigkeiten, die sich vor ihm auftun mußten. »Wie können Sie da ermitteln?«
    »Mit Samthandschuhen.« Er lächelte mit herabgezogenen Mundwinkeln. »Lady Moidore hat sich ins Bett verkrochen. Ich weiß nicht, ob der Grund dafür Trauer ist - anfangs war sie sehr gefaßt -, oder ob sie etwas in Erfahrung gebracht hat, das den Verdacht auf ein Mitglied der Familie lenkt, und

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