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Gefährliche Trauer

Gefährliche Trauer

Titel: Gefährliche Trauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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es einfach nicht ertragen kann.«
    »Was kann ich dabei tun?« Er besaß jetzt ihre ungeteilte Aufmerksamkeit.
    »Könnten Sie eventuell eine Stellung als Lady Moidores Krankenschwester annehmen, die Familie beobachten und - wenn möglich - herausbekommen, was sie derart ängstigt?«
    Hester senkte betreten den Blick. »Sie könnten bessere Referenzen verlangen, als ich vorzuweisen habe.«
    »Würde Miss Nightingale sich positiv über Sie äußern?«
    »Oh, mit Sicherheit - aber das Krankenhaus nicht.«
    »Hrnhm. Dann bleibt nur zu hoffen, daß sie dort nicht nachfragen werden. Ich denke, die Hauptsache ist, daß Lady Moidore nichts gegen Sie einzuwenden hat…«
    »Ich könnte mir vorstellen, daß Lady Callandra auch ein gutes Wort für mich einlegen würde.«
    Monk lehnte sich entspannt zurück. »Das müßte eigentlich genügen. Sie werden es also tun?«
    Hester lachte gedämpft auf. »Wenn sie den Posten öffentlich ausschreiben lassen, werde ich mich gewiß melden, aber ich kann kaum vor ihrer Tür auftauchen und mich erkundigen, ob sie zufällig eine Schwester brauchen!«
    »Nein, natürlich nicht. Ich werde versuchen, alles Nötige in die Wege zu leiten.« Er enthielt ihr Callandras Cousine vor und sprach hastig weiter, um komplizierte Erklärungen zu vermeiden. »Das Ganze wird per Mundpropaganda über die Bühne gehen, wie das bei vornehmen Familien so üblich ist. Selbstverständlich nur, wenn Sie nichts dagegen haben, daß Ihr Name fällt? Gut…«
    »Erzählen Sie mir etwas über die Hausbewohner.«
    »Ich denke, das sollten Sie besser selbst herausfinden. Ihre Meinung ist bestimmt weitaus nützlicher für mich.« Er runzelte neugierig die Stirn. »Was war im Krankenhaus eigentlich los?«
    Kleinlaut packte Hester aus.
    Valentina Burke-Heppenstall war problemlos dazu zu bewegen, persönlich in der Queen Anne Street vorbeizuschauen, um ihr Beileid auszudrücken. Als Beatrice sie nicht empfangen konnte, bekundete sie ihr aufrichtiges Mitgefühl für den Schmerz der Freundin und schlug Araminta vor, eine Krankenschwester einzustellen. Sie könnte unter den gegebenen Umständen vielleicht von Nutzen sein und den Beistand liefern, für den eine vielbeschäftigte Zofe keine Zeit aufbrachte.
    Nach kurzer Bedenkzeit war Araminta geneigt, dem zuzustimmen. Es entband die restlichen Haushaltsmitglieder von einer Verantwortung, der sie nicht gewachsen waren.
    Valentina wüßte da jemand - falls es nicht zu anmaßend erschien? Die jungen Damen aus Miss Nightingales Gefolgschaft waren die besten, die man kriegen konnte, so etwas fand man unter den normalen Krankenschwestern nicht so schnell; aus gutem Hause und nicht die Sorte Mensch, die man lieber nicht in den eigenen vier Wänden vorzufinden wünscht.
    Araminta brachte ihre Verbundenheit zum Ausdruck. Ja, sie würde sich bei der nächsten Gelegenheit mit betreffender Person unterhalten.
    Hester warf sich also in ihre beste Schwesterntracht und holperte mit einem Hansom in die Queen Anne Street, um sich Araminta zur Inspektion zu präsentieren.
    »Lady Burke-Heppenstall verbürgt sich für die Qualität Ihrer Arbeit«, sagte Araminta gemessen. Sie war in schwarzen Taft gehüllt, der bei jeder Bewegung knisterte. Ihr weiter Rock streifte Tischbeine, Sofakanten und Stühle, während sie in dem überladen möblierten Raum auf und ab ging. Ihr Haar bildete einen starken Kontrast zu der dunklen Farbe ihres Kleides und zu den Trauerfloren, die als ehrfurchtsvolle Verneigung vor dem Tod von Bilder und Türrahmen herabhingen; es strahlte mehr Hitze und Leben aus als ein Becken voll geschmolzenem Gold.
    Befriedigt glitten ihre Augen über Hester, die in ihrem schlichten Stoffkleid einen strengen Anblick bot.
    »Warum sind Sie auf Stellungssuche, Miss Latterly?« Araminta verschwendete keine Zeit mit Höflichkeitsfloskeln. Dies war ein geschäftliches Treffen, kein Freundschaftsbesuch.
    Hester hatte sich - mit Callandras Hilfe - bereits eine Erklärung zurechtgelegt. Der sehnlichste Wunsch eines ambitionierten Dienstmädchens war häufig der, bei Leuten zu arbeiten, die einen Titel führten. Sie waren größere Snobs als die meisten ihrer Herrinnen und maßen dem Benehmen und der Sprache ihrer Kolleginnen immense Wichtigkeit bei.
    »Da ich nun einmal wieder in England bin, Mrs. Kellard, möchte ich lieber in einem angesehenen Privathaushalt arbeiten als in einem der staatlichen Krankenhäuser.«
    »Ein sehr einleuchtender Grund.« Araminta schluckte die Lüge anstandslos.

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