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Gefährliche Trauer

Gefährliche Trauer

Titel: Gefährliche Trauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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Schokolade vielleicht? Um diese Jahreszeit ist das Wetter nicht sonderlich angenehm.«
    »Danke, gern«, willigte er ein. Die Verwunderung, daß sie ihn zu sich bestellt hatte, war ihm deutlich anzusehen.
    Callandra läutete nach dem Mädchen, um die heiße Schokolade in Auftrag zu geben. Dann schenkte sie Monk ein liebenswürdiges Lächeln.
    »Wie kommen Sie mit Ihrem Fall voran?« Sie hatte keine Ahnung, woran er momentan arbeitete.
    Er zögerte gerade lange genug, um abzuwägen, ob diese Frage reiner Höflichkeit entsprang, oder ob es sie wirklich interessierte. Er entschied sich für letzteres.
    »Es existieren jede Menge Anhaltspunkte, die jedoch nirgendwo hinzuführen scheinen«, gab er zurück.
    »Ist das häufig so?«
    Ein Anflug von Humor glitt über sein Gesicht. »Es kommt gelegentlich vor, aber diesmal sind die Umstände besonders rätselhaft. Und wenn man es mit einer Familie wie den Moidores zu tun hat, geht man nicht mit demselben Nachdruck vor wie bei weniger prominenten Leuten.«
    Das war genau die Information, die sie brauchte.
    »Nein, sicher nicht. Das ist bestimmt keine leichte Aufgabe. Und die Öffentlichkeit, ganz zu schweigen von den Zeitungen und der Regierung, drängt selbstverständlich auf eine rasche Lösung.«
    In dem Moment wurde die Schokolade gebracht. Callandra schickte das Mädchen wieder fort und goß selbst ein. Das Getränk war heiß, sahnig und köstlich. Sie sah, wie Monks Züge sich entspannten, kaum daß seine Lippen den Tassenrand berührt hatten.
    »Darüber hinaus befinden Sie sich in der mißlichen Lage, die Betroffenen ausschließlich unter künstlichen Bedingungen beobachten zu können. Wie sollen Sie ihnen die Fragen stellen, die Ihnen wirklich am Herzen liegen, wenn sie allein durch Ihre Anwesenheit schon derart auf der Hut sind, daß jede Antwort mit argwöhnischer Vorsicht gegeben wird und in erster Linie dem Selbstschutz dient? Sie können lediglich hoffen, daß die Wahrheit zufällig ans Licht kommt, weil sie sich rettungslos in ihren eigenen Lügennetzen verstricken.«
    »Kennen Sie die Moidores näher?« Monk versuchte herauszufinden, woher ihr Interesse an der Angelegenheit rührte.
    Callandra winkte unbekümmert ab. »Nur formell. London ist sehr klein, wissen Sie. Die meisten adligen Familien stehen auf die eine oder andere Art miteinander in Kontakt. Das ist auch der Grund für die meisten Eheschließungen. Eine entfernte Cousine von mir ist mit einem von Beatrice Moidores Brüdern liiert. Wie nimmt sie das Unglück eigentlich auf? Es muß eine schlimme Zeit für sie sein.«
    Monk setzte kurz seine Tasse ab. »Sehr schlimm«, bestätigte er, während er kurz über den verblüffenden Umschwung in Beatrices Verhalten nachdachte. »Anfangs schien sie ganz gut damit zurechtzukommen. Sie strahlte enorme Gefaßtheit und innere Stärke aus. Jetzt ist sie plötzlich zusammengebrochen und verkriecht sich in ihrem Schlafzimmer. Man sagte mir, sie sei krank, aber ich habe es nicht mit eigenen Augen gesehen.«
    »Die Ärmste ist wirklich zu bedauern«, sagte Callandra mitfühlend. »Aber auch ausgesprochen unkooperativ, was Ihre Ermittlungen betrifft. Denken Sie, sie weiß etwas?«
    Monk sah sie scharf an. Seine Augen waren wirklich bemerkenswert. Der unglaublich klare, unbeirrbare dunkelgraue Blick hätte so manchen in die Knie gezwungen, nicht aber Callandra. Vor ihr hätte selbst eine Eidechse verdattert den Blick abgewendet.
    »Der Gedanke ist mir gekommen«, erwiderte er vorsichtig.
    »Was Sie brauchen, ist ein Spitzel im Haus, dem weder die Familienangehörigen noch die Bediensteten große Aufmerksamkeit schenken«, schlug Callandra vor, als wäre es ihr eben erst eingefallen. »Der Betreffende dürfte selbstverständlich nicht in die Ermittlungen verwickelt sein. Er müßte über eine gute Portion Menschenkenntnis verfügen und die Leute beobachten können, ohne daß sie es merken. Er könnte Sie regelmäßig über das auf dem laufenden halten, was sich abspielt, sobald sich die Hausbewohner ungestört fühlen.«
    »Ein Wunder also«, bemerkte Monk trocken.
    »Ganz und gar nicht!« gab Callandra im selben Tonfall zurück. »Eine Frau würde vollkommen reichen.«
    »Wir haben keine weiblichen Mitglieder bei der Polizei.« Er nahm die Tasse wieder hoch und schaute sie über den Rand hinweg an. »Und wenn doch, könnten wir sie kaum unauffällig bei den Moidores einschleusen.«
    »Sagten Sie nicht vorhin, Lady Moidore läge zu Bett?«
    »Würde das etwas

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