Gefaehrliche Ueberraschung
Vorname ist Ramon. Mistress Reilly zufolge wohnt er in Bayonne.«
»Wir kümmern uns um ihn«, versprach Keith.
»Rosita Gonzalez hat zwei kleine Jungen. Regan Reilly ist in die Wohnung gefahren, um sich zu überzeugen, dass sie gut 74
versorgt sind. Danach will sie zum Bestattungsinstitut, um mit dem Assistenten ihres Vaters zu sprechen.«
Jack sah auf seine Armbanduhr. »Regan Reilly hat heute zu-fällig Alvirah Meehan kennen gelernt, und jetzt befasst auch sie sich mit dem Fall. Erinnern Sie sich an die Frau? Sie hat an der John Jay Vorträge gehalten.«
»Aber natürlich erinnere ich mich. Sie hat dieses kleine Mädchen aufgespürt, das sämtliche Cops von New York nicht finden konnten.«
Jack zog die Kassette aus der Tasche. »Nun, sie ist auch jetzt wieder am Ball. Sie hat den Anruf des Entführers aufgezeichnet.«
Verblüfft starrte Gabe Klein die Kassette an. »Ist das ein Witz?« Er griff nach der Minikassette. »Sucht sie vielleicht einen Job? Ich könnte sie brauchen.«
»Sie reißt mir den Kopf ab, wenn wir ihr keine Kopie machen.
Aber erst wollen wir uns die Aufzeichnung lautverstärkt anhö-
ren. Vielleicht findet sich darauf irgendetwas, das uns weiter-hilft.«
Während das Gerät vorbereitet wurde, spürte Jack, dass seine Frustration zunahm. Sie konnten die Kassette abhören, das Auto verdrahten, sich Gedanken über mögliche Verdächtige machen.
Aber bis sie Regans präpariertem Auto zur Lösegeldübergabe folgten, waren sie hauptsächlich auf Warten beschränkt.
Das Telefon auf Jacks Schreibtisch klingelte. Er griff danach.
»Jack Reilly«, meldete er sich und lauschte. »Hervorragend«, sagte er schließlich und sah Gabe und Keith an. »Man hat die Limousine am Kennedy Airport entdeckt.«
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m halb zehn Uhr abends verschloss Austin Grady die Tür Udes Bestattungsinstituts hinter dem letzten Leidtragen-den. In seiner gesamten Laufbahn als Bestatter hatte er die Worte »Es ist ein Segen« noch nie so viele Male gehört wie an der Bahre der einhundertdreijährigen Maude Gherkin.
Seit ihrem hundertsten Geburtstag hatte man den alten Dra-chen viermal dem Tod aus den Klauen gerissen. Während Maude Gherkins letzten Krankenhausaufenthalts war ein handge-schriebenes Schild über ihrem Bett aufgetaucht: »Keine Wie-derbelebung – unter keinen Umständen«. Als Urheber vermuteten die Ärzte ihren achtzigjährigen Sohn, der nach ihrer vierten Rückkehr aus dem langen, weißen Tunnel etwas Unverständliches geröchelt hatte. Manche wollten die Worte »Hat dieses Elend denn nie ein Ende?« gehört haben.
Austin schaltete das Licht in dem Raum aus, in dem Maude nun ruhte. Er seufzte. Trotz aller Bemühungen war es ihnen nicht gelungen, den verkniffenen Ausdruck aus ihrem Gesicht zu verbannen.
»Nacht, Maude. Schlaf gut«, murmelte Austin. Doch heute brachte das kleine, traditionelle Ritual mit seinen Klienten kein Lächeln auf seine Lippen. Dazu machte er sich zu große Sorgen um Luke und Rosita.
Seit Regans Anruf war sein dumpfer Verdacht, jemand könnte sie entführt haben, zur bedrückenden Gewissheit geworden.
Warum hätte Regan sonst wohl nach der Zulassungsnummer der Limousine gefragt? Warum sonst war sie am Telefon so eigentümlich zugeknöpft?
Eine Stunde später, als Regan und Alvirah ankamen, bestätigten sich seine ärgsten Befürchtungen.
»Die Polizei überwacht die Telefonanschlüsse des Instituts«, sagte Regan. »Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Entführer hier anrufen.«
Ein plötzliches Klopfen ans Fenster ließ sie zusammenfahren.
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»Was will der denn schon wieder?«, murmelte Grady, als er die Nase, die sich da an die Scheibe drückte, als die von Ernest Bumbles erkannte. Lächelnd schwenkte er das Paket, das er schon bei seinen früheren Besuchen bei sich getragen hatte.
Austin Grady ging zum Fenster und öffnete es.
»Tut mir Leid, wenn ich Sie störe«, log Bumbles. »Aber ich sah Licht im Büro und nahm an, Mister Reilly sei vielleicht da.«
»Er ist nicht hier!«, fauchte Austin gereizt. »Wenn Sie das Päckchen dalassen, werde ich dafür sorgen, dass er es bekommt.
Aber ich habe eine noch bessere Idee. Seine Tochter kann es ihm nach Hause mitnehmen. Da ist sie.« Er zeigte auf Regan.
Ernest schob seinen Kopf durch das offen stehende Fenster.
»Es freut mich, Sie kennen lernen zu dürfen. Ihr Vater ist ein wunderbarer Mann.«
Danke, dachte Regan. Und wann verschwindest du wieder?
Alvirah hatte sich dem Fenster zugewandt, damit ihrer
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