Gefaehrliche Ueberraschung
Sie an mein Egg McMuffin mit Würstchen gedacht?«, fragte Petey hoffnungsvoll.
»Ja, Sie Nervensäge. Hab ich. Aber ziehen Sie sich endlich etwas an. Ich kann Sie kaum ansehen. Für wen halten Sie sich?
Für Hugh Hefner?«
»Hugh Hefner ist stets von Scharen hübscher Mädchen umge-ben«, entgegnete Petey verträumt. »Wenn wir die Million haben, kaufe ich mir einen Seidenpyjama. Exakt so einen, wie Hefner sie trägt.«
»Wenn Sie das Sagen hätten, würden wir die Million nie bekommen«, knurrte C. B. und schaltete das Radio ein.
Er sah Luke an. »Auf der Herfahrt habe ich Imus am Morgen gehört. Er sprach von einem Gespräch mit Ihrer Frau im Krankenhaus. Gleich wird sie zu hören sein.«
Nora war ein häufiger Gast der Sendung. Vermutlich hatte Imus von ihrem Unfall gehört und wollte sich nach ihrem Befinden erkundigen. Gespannt setzte Luke sich auf.
C. B. drehte an den Knöpfen, suchte den Sender. »Na bitte«, sagte er schließlich.
»Hallo, I-Man«, durchdrang Noras Stimme das statische Rau-schen.
»Und wo sind die Hash Browns?« Gierig durchsuchte Petey die Tüten.
Luke konnte sich nicht beherrschen. »Maul halten!«, schrie er.
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»Ist ja schon gut. Immer mit der Ruhe«, sagte Petey.
»Mit Bedauern haben wir von Ihrem Unfall erfahren, Nora«, begann Imus. »Ich falle vom Pferd und Sie stolpern über einen Teppich. Was ist nur mit uns los?«
Nora lachte.
Luke war tief beeindruckt, wie locker und gelassen sie sich anhörte. Schließlich wusste er, dass sie ebenso verzweifelt war wie er im umgekehrten Fall. Aber sie musste den Schein wahren, bis die Sache ihr Ende gefunden hatte.
Welches auch immer, dachte er düster.
»Wie geht es dem Bestattungsunternehmer?«, fragte Imus.
»Er wird gut versorgt«, krähte Petey. »Könnte ihm gar nicht besser gehen.«
»Oh, gut. Sehr gut«, lachte Nora.
»Er ist an Bord einer Yacht«, schrie Petey ins Radio und schlug sich vor Begeisterung über seinen Scherz auf die Schen-kel.
Imus bedankte sich für die Kinderbücher, die Nora seinem kleinen Sohn geschickt hatte. »Er liebt es, wenn wir ihm etwas vorlesen.«
Luke wurde von akuter Wehmut erfasst und erinnerte sich daran, wie Nora früher immer Regan etwas vorgelesen hatte.
Während sich Nora von Imus verabschiedete, schluckte Luke schwer. Würde er ihre Stimme vielleicht nie wieder hören?
»Mistress Reilly hat auch meinen Jungen Bücher zu Weihnachten geschickt«, erzählte ihm Rosita. »Von ihr weiß ich, wie Regan es liebte, wenn Sie ihr vorlasen.«
Und Regan hatte ein Lieblingsbuch, dachte Luke, ein ganz bestimmtes Buch, mit dem sie ihm auf Schritt und Tritt nachgelau-fen war. »Ich möchte, dass du mir daraus vorliest, Daddy«, hatte sie ihn gebeten und war auf seinen Schoß geklettert. O mein Gott, dachte er, als er sich an den Titel des Buches erinnerte.
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Luke begann fieberhaft nachzudenken. C. B. war einverstanden gewesen, dass Regan vor der Übergabe des Lösegeldes heute Nachmittag noch einmal mit ihm und Rosita sprach. Wäre es ihm dabei vielleicht möglich, ihr einen Hinweis auf den Ort zu vermitteln, an dem man sie festhielt? Auf die George-Washington-Brücke und den roten Leuchtturm, den ihr letzter Bogen überspannte?
Ihr Lieblingsbuch als kleines Mädchen trug immerhin den Titel Der kleine rote Leuchtturm und die große graue Brücke.
is dann, I-Man.«
B Nora legte den Hörer auf.
»Gut gemacht, Mom«, lobte Regan.
Beide waren in der Nacht kaum zur Ruhe gekommen.
Manchmal, wenn Regan auf ihrer Liege aus dem Schlaf hochschreckte, hörte sie ihre Mutter leise und stetig atmen, aber in anderen Momenten erkannte sie sofort, dass Nora wach war.
Dann unterhielten sie sich leise in dem fast dunklen Krankenhauszimmer, bis sie wieder einschliefen.
»Es heißt doch, dass kurz vor dem Tod das ganze Leben vor einem abläuft wie ein Film«, bemerkte Nora irgendwann in der Nacht. »Ich habe das sonderbare Gefühl, dass es mir jetzt genauso geht, aber in Zeitlupe.«
»Mom, ich bitte dich!«
»Oh, damit meine ich nicht, dass ich sterben werde. Aber ich glaube, man wird von einem Kaleidoskop der Erinnerungen überwältigt, wenn ein Mensch, den man liebt, in ernster Gefahr ist. Gerade eben musste ich an das Apartment denken, das Dad und ich nach unserer Hochzeit bezogen. Es war klein, geradezu 84
winzig, aber es gehörte uns, und wir konnten beieinander sein.
Er ging zur Arbeit, und ich setzte mich an die Schreibmaschine.
Obwohl ich von den Verlagen zunächst nur Absagen
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