Gefaehrliche Ueberraschung
verstärkte noch Rositas Gefühl von Isolation. Plötzlich hatte sie namenlose Angst, C.
B. und Petey könnten sie erschießen und ihre Leichen ins Wasser werfen.
»Aussteigen!«, befahl C. B. »Vergessen Sie nicht, dass wir beide Waffen haben und genau wissen, wie man damit umgeht.«
Als die beiden widerstrebend das Auto verließen, richtete Petey seinen Revolver auf Lukes Kopf. Er drehte die Waffe blitzschnell zwischen den Fingern. »Das habe ich bei Wiederholun-gen von Der Schütze gelernt«, erklärte er stolz. »Langsam werde ich echt gut im Wirbeln.«
Luke überlief ein Schauder.
C. B. musterte ihn kalt. »Wir sollten uns ein bisschen beeilen.
Ich muss zu einer Trauerfeier.«
Luke und Rosita mussten am Ufer entlanggehen, vorbei an ei-21
ner verlassenen Marina und zu einem Anlegesteg, an dem ein klappriges Hausboot mit bretterverschalten Fenstern lag. Rastlos schlugen die Wellen gegen den Rumpf und brachten das Boot zum Schaukeln. Mit einem Blick sah Luke, dass der baufällige, alte Kasten gefährlich tief im Wasser lag.
»Sehen Sie nicht, dass sich da draußen Eis zu bilden beginnt?«, begehrte Luke auf. »Sie können uns doch unmöglich bei dieser Kälte auf diesen Kahn bringen wollen.«
»Im Sommer ist es richtig schön hier«, behauptete Petey. »Ich passe ein bisschen auf das Boot auf. Für den Besitzer. Er ver-bringt den Winter in Arizona. Seine Arthritis macht ihm mächtig zu schaffen.«
»Jetzt ist nicht Juli«, stellte Luke fest.
»Oh, auch im Juli ist manchmal mieses Wetter«, klärte ihn Petey auf. »Einmal kam ein so heftiger Sturm auf, dass…«
»Mund halten, Petey«, zischte C. B. »Ich habe Ihnen schon mal gesagt, dass Sie zu viel quatschen.«
»Das würde Ihnen genauso gehen, wenn Sie zwölf Stunden am Tag allein vor sich hin Wände streichen. Sobald ich mit Leuten zusammenkomme, rede ich.«
C. B. schüttelte den Kopf. »Der macht mich noch wahnsinnig«, murmelte er halblaut und wandte sich dann an Rosita.
»Vorsicht, wenn Sie an Bord gehen. Ich möchte nicht, dass Sie ausrutschen.«
»Das können Sie doch nicht mit uns machen. Ich muss nach Hause zu meinen Jungen«, rief Rosita.
Die leichte Hysterie in ihrer Stimme entging Luke nicht. Das arme Ding ist außer sich vor Angst, dachte er. Gerade einmal ein paar Jahre jünger als Regan, hat aber bereits zwei Kinder zu versorgen. »Helfen Sie ihr!«, ordnete er an.
Petey fasste mit seiner freien Hand Rositas Arm, als sie unsicher das Deck des schwankenden Bootes betrat.
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»Alle Achtung, Mister Reilly. Sie wissen, wie man mit Leuten umgehen muss«, meinte C. B. beifällig. »Hoffen wir, dass Ihre Überzeugungskraft Sie in den nächsten vierundzwanzig Stunden nicht verlässt.«
Petey öffnete die Tür zur Kabine, stieß sie auf, und ein pene-tranter Modergeruch drang in ihre Nasen.
»Himmel«, ächzte Petey. »Bei diesem Gestank kann einem echt schlecht werden.«
»Vergeuden Sie keine Zeit, Petey«, murrte C. B. »Ich habe doch gesagt, Sie sollen Raumspray besorgen.«
»Wie fürsorglich«, bemerkte Rosita ironisch, als sie Petey in die Kabine folgte.
Luke sah nach Manhattan hinüber und warf einen Blick auf die George-Washington-Brücke. Vielleicht sehe ich das alles nie wieder, dachte er, als ihm C. B. die Mündung seiner Waffe in den Nacken drückte.
»Beeilung, wenn ich bitten darf, Mister Reilly. Für Sight-seeing ist nicht der richtige Zeitpunkt.«
Petey knipste die schummrige. Deckenbeleuchtung an, während C. B. die Tür hinter sich zuzog.
In einer Ecke des Raums umstanden eine kunstlederbezogene Bank und ein ähnlich schäbiges Sofa einen Resopaltisch. Neben dem Tisch erblickte Luke einen kleinen Kühlschrank, ein Waschbecken und einen Herd. Die beiden Türen links von ihnen führten vermutlich in einen Schlafraum und ein wie auch immer ausgestattetes Bad.
»O nein«, ächzte Rosita.
Luke folgte ihrem Blick und bemerkte entsetzt, dass neben der Polsterbank und dem Sofa Ketten in der Bootswand veran-kert waren. Die Vorrichtungen an ihrem Ende sahen aus wie die Hand- und Fußfesseln, mit denen Verbrecher im Gerichtssaal an der Flucht gehindert werden.
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»Sie setzen sich dahin«, befahl Petey Rosita. »Geben Sie mir Deckung, während ich ihr Handschellen und Fußfesseln anlege.«
»Ich habe alles absolut unter Kontrolle«, erklärte C. B. im Brustton der Überzeugung. »Wenn Sie auf der Bank Platz nehmen würden, Mister Reilly…«
Wenn ich allein wäre, würde ich ihm die Waffe entreißen, dachte Luke
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