Gefaehrliche Ueberraschung
bisschen gelbe Farbe im Au-to. Die habe ich beigesteuert. Kostenlos.« Als er sich verabschiedete, wollte er sich mit Rosita verabreden, was diese dan-kend, aber entschieden ablehnte.
Rosita fragte sich, ob immer noch Farbe in seinem Haar klebte. Sie musterte ihn, wurde aber nicht schlauer. Eine Mütze mit Ohrenklappen bedeckte seinen Kopf und beschattete das schmale, knochige Gesicht. Sein dürrer Oberkörper steckte in einer Jacke aus dunkelblauem, derbem Stoff. Der hochgestellte Kragen rieb sich an grauen Bartstoppeln.
»Natürlich erinnere ich mich an Sie, Petey. Was machen Sie denn hier?«
Er trat unschlüssig von einem Fuß auf den anderen. »Sie sehen wundervoll aus, Rosie. Zu schade, dass die meisten Ihrer Fahrgäste nicht mehr mitbekommen, was ihnen entgeht.«
Ein nicht unbedingt passender Hinweis darauf, dass Rosita mitunter auch Särge mit Inhalt chauffierte.
»Sehr komisch, Petey. Man sieht sich.« Sie wollte das Fenster wieder schließen, wurde jedoch von seiner Hand daran gehindert.
16
»Hey, es ist lausekalt. Kann ich mich nicht kurz zu Ihnen setzen? Ich muss Sie unbedingt was fragen.«
»Aber Mister Reilly muss jede Minute hier sein, Petey.«
»Es dauert auch nur eine Minute.«
Zögernd öffnete Rosita die Zentralverriegelung und nahm an, er würde sich neben sie auf den Beifahrersitz setzen. Aber Stattdessen öffnete er blitzschnell eine der hinteren Türen und schlüpfte wie ein Aal ins Wageninnere.
Verärgert wandte Rosita ihren Kopf, um den Eindringling auf dem Rücksitz des Fahrzeugs zu mustern, dessen getönte Fen-sterscheiben jeden Einblick verwehrten. Was sie sah, ließ ihr den Atem stocken. Einen Moment lang glaubte sie an einen schlechten Scherz. Das, was Petey da in der Hand hielt, konnte doch unmöglich eine Pistole sein!
»Wenn Sie tun, was ich sage, wird niemandem etwas geschehen«, erklärte Petey leise, aber eindringlich. »Bleiben Sie einfach gelassen, bis der König der Leichen erscheint.«
üde und abwesend verließ Luke Reilly den Fahrstuhl, Mlief auf den Ausgang zu und nahm die Weihnachtsdekorationen in der Halle kaum zur Kenntnis. Als er in den kalten, trüben Morgen hinaustrat, stellte er befriedigt fest, dass am Ende der Auffahrt sein Wagen auf ihn wartete.
Lukes lange Beine brachten ihn mit wenigen Schritten zum Auto. Er klopfte ans Fenster des Beifahrersitzes und zog nahezu gleichzeitig die hintere Tür auf. Er ließ sich bereits auf die Polster fallen, als er bemerkte, dass er nicht allein auf dem Rücksitz saß.
Lukes unfehlbares Personengedächtnis und der Anblick farb-17
bespritzter Schuhe ließen ihn spontan erkennen, dass der Typ mit der Pistole neben ihm kein anderer war als der Schwach-kopf, der seinen Abschiedsraum in einen psychedelischen Albtraum verwandelt hatte.
»Für den Fall, dass Sie sich nicht an mich erinnern: Ich bin Petey, der Maler, der im Sommer für Sie gearbeitet hat. Fahren Sie los, Rosie«, fügte er lauter hinzu. »Rechts um die Ecke, dann halten Sie an. Wir nehmen noch jemanden an Bord.«
»Ich erinnere mich sehr gut an Sie«, sagte Luke ganz ruhig.
»Aber trotz allem sehe ich Sie lieber mit einem Pinsel als einer Pistole in der Hand. Was hat das alles zu bedeuten?«
»Das wird Ihnen mein Freund erklären, sobald er zusteigt. Sie haben einen wirklich bequemen Schlitten, muss ich schon sagen.« Wieder erhob Petey seine Stimme. »Keine Mätzchen, Rosie. Und Sie sollten nicht einmal daran denken, die Scheinwerfer einzuschalten. Wir wollen doch die Bullen nicht auf uns aufmerksam machen.«
Luke hatte in der vergangenen Nacht wenig geschlafen und konnte kaum einen klaren Gedanken fassen. Er kam sich vor wie in einem schlechten Film oder in einer Art Halbschlaf. Er war jedoch wach genug für die Vermutung, dass der sonderbare Entführer noch nie eine Waffe in der Hand gehalten hatte, aber das machte ihn umso gefährlicher. Luke war klug genug, sich jeden Versuch zu verkneifen, den Mann mit einem blitzartigen Ausfall zur Seite überwältigen zu wollen.
Rosie bog um die Ecke. Der Wagen hielt noch nicht ganz, als bereits die Beifahrertür aufgerissen wurde und ein weiterer Mann zustieg. Luke klappte der Unterkiefer herunter. Peteys Komplize war niemand anders als C. B. Dingle, der unzufriede-ne Neffe des dahingeschiedenen Cuthbert Boniface Goodloe.
Wie sein Kumpan trug C. B. eine Mütze mit Ohrenklappen, die locker seine Halbglatze bedeckte, und eine unförmige Jacke verhüllte seinen dickbäuchigen Torso. C. B.s rundes, blasses
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