Gefaehrliche Verlockung (Gesamtausgabe)
Sängers wohlige Schauer über den Körper. Das dunkle Timbre erinnert mich an gestern und ruft alle möglichen Gefühle wieder hervor. Oh verdammt, ich werde sogar feucht! Im Büro! Das darf doch nicht wahr sein.
Mein Handy brummt und zeigt mir eine Kurznachricht an. Von Jason. Sofort beschleunigt sich mein Herzschlag, als ich sie öffne.
„Denke an Dich und lese Owen Meany, gerade am Flughafen gekauft. Flieger hat Verspätung. Werde Dich vermissen. J.“
Oh Mann, wird Jason jetzt sentimental? Damit habe ich nun wirklich nicht gerechnet. Eifrig schreibe ich zurück.
„Du bist noch gar nicht in der Luft und vermisst mich schon? Jason, was soll ich davon halten? Du hast einen Ruf zu verlieren.“
Es dauert nur wenige Sekunden, bis die Antwort kommt.
„Okay, ich gestehe, erst die nette Dame von der BA Lounge vernascht zu haben, bevor ich anfing, Dich zu vermissen. Sie war sehr willig, aber nicht annähernd so faszinierend wie Du. Zufrieden?“
Mir schießt schon wieder das Blut ins Gesicht. Meine Finger zittern ein wenig, als ich meine Antwort eintippe.
„Schon besser. Nichts anderes erwarte ich von Dir. Allerdings begreife ich nicht, was an mir faszinierend sein soll? Du kennst mich doch schon so lange. Ist das nicht langweilig?“
Es dauert ein wenig länger diesmal, bis eine neue Nachricht kommt. Ungeduldig drücke ich immer wieder auf das Display, um den Eingang nicht zu verpassen.
„Du bist alles andere als langweilig, Emma. Es erregt mich unglaublich, dieses Staunen in Deinen Augen zu sehen. Du bist noch zu überraschen, und das gefällt mir.“
Meine Stirn zieht sich in Falten. Gut, was ich mit Jason bisher erlebt habe, war wirklich neu für mich. Und ich habe keinen Hehl daraus gemacht, weil ich einfach eine verdammt schlechte Lügnerin bin. Er hätte mir sowieso nicht geglaubt, wenn ich so getan hätte, als sei ich abgeklärt und erfahren in solchen Dingen. Wozu also sollte ich mich verstellen?
Um ihm keine Angriffspunkte zu bieten.
Dazu ist es längst zu spät. Ich bin so verwundbar wie ein geblendetes Reh ...
25
Das Essen in der Mittagspause habe ich mir verkniffen, stattdessen bin ich in den nächsten Topshop gelaufen und habe mich dort neu eingekleidet. Jeans und ein dunkelblaues T-Shirt, und ein Paar reduzierte Chucks musste ich mir auch gönnen. Die zierlichen Sandalen sahen zur Jeans aus, als wollte ich cinderellemäßig vom Ball flüchten und hätte vergessen, die Schuhe auszuziehen. Reverend Morris’ Kommentar, dass ihm das Kleid besser an mir gefallen hat, habe ich dezent ignoriert. Das fehlte mir noch, dass er mir komische Avancen macht.
Jason hat den ganzen Tag lang Kurznachrichten geschickt, und ich habe bei der Vorbereitung des Gemeindefestes ständig Musik gehört. Als ich am Abend unsere kleine Wohnung in Camden betrete und Sylvias Pasta in der Küche rieche, knurrt mein Magen so laut, dass ihn die Nachbarn hören müssten.
„Du bist die Beste!“
Ich schlinge von hinten meine Arme um Sylvias Taille und drücke mich an ihren Rücken. Sie steht in einer abgeschnittenen Jeans und T-Shirt am Herd und rührt in einer Tomatensauce, die nach sehr viel Knoblauch und Basilikum duftet. Genau das brauche ich jetzt.
„Setz dich und erzähl. Ich hab mir vielleicht Sorgen um dich gemacht, du Nase! Mach das nie wieder!“
Das italienische Temperament funkelt in ihren Augen, während sie mich mit dem Holzkochlöffel bedroht und anschließend auf einen unserer Plastikstühle deutet. Brav gehorche ich (ich habe schließlich Hunger!) und setze mich, dann schenke ich uns Rotwein ein. Es ist der übliche Chianti aus Sylvias Fundus, also gab es heute wohl keine Geschenke von Jason.
„Hast du bei ihm geschlafen? Dass du mi t ihm geschlafen hast, musst du mir nicht erzählen, das sehe ich dir an.“
„Ich bin einfach zu durchschaubar“, sage ich seufzend. „Ja, ich habe bei ihm geschlafen, allerdings allein. Er wollte nicht in einem Bett mit mir liegen.“
„Vielleicht schnarcht er ... oder sabbert im Schlaf.“
Sylvia lacht und prüft mit der Gabel, ob die Spaghetti schon durch sind. Mein Magen gibt unanständige Geräusche von sich, aber ich habe trotz des eindeutigen Hungers irgendwie keinen Appetit.
„Hat er dir erklärt, was es mit Phil auf sich hat?“
„Er hat nur gesagt, dass sie sich zerstritten haben und er seinen Bruder daher für tot erklärt hat.“
„Und der anonyme Brief?“
Ich zucke die Achseln und trinke noch einen Schluck Rotwein. Himmel, wenn das so
Weitere Kostenlose Bücher