Gefaehrliche Verlockung (Gesamtausgabe)
Klamotten aus dem Schrank geholt, während ich geschlafen habe? Hoffentlich habe ich nicht gegrunzt oder gesabbert im Schlaf! Eine scheußliche Vorstellung, von jemandem heimlich dabei beobachtet zu werden.
Ich komme mir vor wie ein Dorftölpel neben ihm, obwohl das Kleid ganz schick ist. Nur ungefähr zehn Zentimeter zu kurz für meinen Geschmack. Nervös ziehe ich den Saum nach unten und versuche zu lächeln.
„Hast du gut geschlafen?“
Ich nicke.
„Wo sind meine Klamotten?“
Jason lacht und betrachtet mich von oben bis unten. Sein Blick gleitet so intensiv über meinen Körper, dass ich eine Gänsehaut bekomme.
„Gefällt dir das Kleid nicht?“
„Nein. Ich möchte bitte mein eigenes Kleid und vor allem meine Unterwäsche haben!“
Ich hebe drohend den Zeigefinger in die Luft und zeige wie mit einer Pistole auf ihn.
„Also, wo sind sie? Rück sie raus, Jason, oder ich zeige dich wegen Diebstahls bei der Polizei an!“
Er stößt sich elegant mit der Hüfte vom Türrahmen ab und kommt auf mich zu. Auch er wirkt ein wenig müde und hat kaum sichtbare Schatten unter den Augen. War es wirklich schon so spät gestern, als wir zu Bett gegangen sind?
„Ich finde, du solltest das Kleid behalten.“
„Ich muss gleich zur Arbeit, und ich bin mir sicher, dass Reverend Clawson so ein kurzes Kleid nicht gutheißen wird.“
Jason legt die Stirn in Falten und betrachtet weiter ungeniert meine nackten Beine.
„Glaubst du, es würde ihn anmachen?“
Ich stöhne entsetzt auf und versuche, meine Haare mit den Fingern zu kämmen.
„Hör auf damit! Jetzt habe ich den ganzen Tag Angst vor ihm.“
„Dazu hast du sogar Grund“, murmelt er mit einem seltsamen Ausdruck im Gesicht. Mein Magen zieht sich zusammen und erinnert mich daran, dass er gähnend leer ist. Ich ziehe die Brauen hoch und sehe Jason in die Augen. Ich kann nicht erkennen, was mit ihm los ist, aber mir ist, als ob der Name von Reverend Clawson irgendwas mit ihm gemacht hat.
„Wie bitte? Warum sagst du das? Kennst du ihn etwa?“
„Vielleicht.“
Er löst den Blick von mir und fährt sich zerstreut durch die Haare. Jason wirkt nervös, eindeutig. Aber warum? Mein Herz klopft schneller und mir fällt ein, wie Reverend Clawson mich nach ihm gefragt hat. Steckt vielleicht etwas ganz anderes hinter all dem hier, als ich vermutet habe?
„Jason ... wenn es da etwas gibt, eine Verbindung zwischen euch, solltest du mir das sagen. Immerhin ist er mein Vorgesetzter, und er hat neulich schon so komisch nach dir gefragt ...“
„Er hat nach mir gefragt?“
Er macht einen Schritt nach hinten, als wollte er absichtlich den Abstand zwischen uns vergrößern. Mir ist, als ob sich eine kalte Hand um mein Herz legt und zudrückt. Mein Magen schmerzt.
„Was ist los, Jason? Hat er etwas damit zu tun, dass du mich zufällig im Auktionshaus gesehen hast?“
Er atmet schwer, ich kann deutlich sehen, wie sich sein Brustkorb hebt und senkt. Mir wird übel, meine Knie verwandeln sich in Butter und ich will mich setzen, bleibe aber stehen.
„Nicht heute, Emma.“
Jason schüttelt kurz den Kopf, als wollte er schlechte Gedanken vertreiben.
„Du hast nichts damit zu tun.“
Ich beiße die Lippen aufeinander und zupfe an dem zu kurzen Saum des Kleides.
„Zumindest meine Unterwäsche möchte ich anziehen“, knurre ich, um ihn abzulenken. Das schlechte Gefühl bleibt, aber das muss ich offenbar mit mir selbst ausmachen. Vielleicht kann ich es aus dem Pfarrer rauskitzeln. Jason scheint nicht bereit, sich mir zu offenbaren. Verdammter Mist, ich hätte es mir denken müssen. Das ganze Gerede, dass er mich schon früher mochte und sich nur nicht getraut hat ... als ob Jason Hall Angst davor gehabt hätte, ein Mädchen anzumachen! Und ich Idiot bin darauf reingefallen.
„Sei nicht böse, bitte. Er ist ein Geist aus meiner Vergangenheit, und daran möchte ich nicht mehr denken. Verstehst du das?“
Ich schlucke und nicke, aber meine Augen sind ganz heiß geworden.
„Ist schon gut. Ich verstehe, dass du nicht ehrlich zu mir sein willst. Es geht hier schließlich nur um ...“ Nein, ich bringe es nicht über mich, das Wort zu sagen. Es kommt mir plötzlich entsetzlich billig vor, und ich fühle mich dämlich und naiv. Himmel, warum habe ich ihm den ganzen Mist geglaubt? Weil ich es wollte?
Jason grinst und zieht ein schwarzes Höschen aus der Tasche. Ich schnappe nach Luft.
„Ist das meins?“
„Das hoffe ich doch sehr.“
Empört ramme ich ihm
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