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Gefaehrliche Verstrickung

Gefaehrliche Verstrickung

Titel: Gefaehrliche Verstrickung Kostenlos Bücher Online Lesen
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Phoebe in großer Sorge um Adrianne. Jahrelang hatte sie mit ihrer eigenen Unglücklichkeit gelebt wie mit einer Krücke, weil ihr keine andere Wahl blieb. Ihr »American way of life« hatte in dem Augenblick geendet, als sie das Land ihres Mannes betreten hatte. Von Anfang an war sie den Gesetzen und Traditionen von Jaquir ausgeliefert gewesen. Sie war eine Frau und als solche gezwungen, sich entgegen ihrer Überzeugung und ihren Bedürfnissen unterzuordnen.
    In all den Jahren hatte Phoebe wenigstens einen Trost gehabt, der ihr über ihre Gefangenschaft hinweghalf: Adrianne war zumindest in ihren Augen mit dem Leben in Jaquir zufrieden gewesen. Sie besaß ein Erbe, einen Titel und eine Position, die ihr, obwohl sie beim König in Ungnade gefallen war, niemand nehmen konnte. Sie hatte eine Familie und viele Spielkameraden. Sie lebte in Sicherheit.
    Phoebe wusste , dass mittlerweile Amerikaner und Europäer scharenweise, vom Öl angelockt, nach Jaquir und in den Mittleren Osten drängten. Und aufgrund dieser neuen Entwicklung kamen wieder Reporter auf sie zu, denen sie die Rolle der Märchenkönigin in der Wüste vorspielte. Abdu war scharf auf das Geld und die Technologie, die der Westen brachte, obwohl er gleichzeitig diese Menschen verachtete. Mit den westlichen Geschäftsleuten, die nach Jaquir strömten, hielt auch der Fortschritt Einzug im Land. Und mit der Zeit vielleicht auch mehr Freiheit für die Frauen. Sie klammerte sich an diese Aussicht - aber nicht mehr um ihretwillen, sondern zum Wohle Adriannes. Doch als die Monate verstrichen, muss te sie erkennen, dass , falls wirklich neue Freiheiten nach Jaquir dringen sollten, sie für Adrianne zu spät kommen würden.
    Adrianne gehorchte schweigend, war dabei aber nicht mehr glücklich. Sie spielte mit den anderen Mädchen und lauschte weiterhin den Geschichten ihrer Großmutter, aber sie war nicht mehr jung. Phoebe sehnte sich mehr als je zuvor nach ihrer ursprünglichen Heimat. Sie träumte von einer Rückkehr, träumte davon, ihrer Tochter eine Welt jenseits der strengen Regeln und Beschränkungen von Jaquir zu zeigen.
    Sie träumte davon, doch wirklich glauben konnte sie nicht daran. Daher flüchtete sie sich in eine Traumwelt, die sie sich mit Hilfe von Tranquilizern und verbotenem Alkohol erschuf.
    Sie war keine anspruchsvolle Frau. Trotz ihres Erfolgs in der Glitzerwelt der Unterhaltungsindustrie war sie im Grunde die bescheidene Farmerstochter aus Nebraska geblieben. Während ihrer Zeit in den Filmstudios hatte sie die Folgen von Alkohol- und Tablettenmißbrauch erlebt. Doch in der für sie typischen Art und Weise verdrängte sie alles Unangenehme und klammerte sich an Illusionen.
    In Jaquir wurde sie ein Opfer ihrer Sucht, war sich dessen aber nicht bewußt. Die Drogen halfen ihr, den Tag zu überstehen und die Nächte zu verschleiern. Sie lebte bereits genauso lange in Jaquir, wie sie in Kalifornien gelebt hatte, doch dank der Drogen verlor sie das Gefühl für Zeit und auch für die Tatsache, dass sie hier genauso zur Illusion geworden war wie die Frauen, die sie auf der Leinwand gespielt hatte.
    In Abdus Gemächer gerufen zu werden, erfüllte Phoebe mit Angst. Private Gespräche gab es nicht mehr zwischen ihnen. In der Öffentlichkeit spielten sie, wenn er es wünschte, nach wie vor das Traumpaar. Die atemberaubende Filmschönheit und der attraktive König. Obgleich Abdu Kameras verabscheute, erlaubte er der Presse, sie gemeinsam abzulichten. Wohlüberlegt wandelte er auf dem schmalen Grad zwischen der Rolle des traditionellen Herrschers seines Landes und dem Symbol des Fortschritts. Dollar, deutsche Mark und Yen flössen in sein Land, im Austausch für Öl.
    Abdu war ein Mann, der seine Ausbildung im Westen genossen hatte, nun mit Präsidenten und Premiers speiste und ihnen den Eindruck eines offenen und brillanten Geistes vermitteln konnte. Geboren und aufgewachsen in Jaquir, war er im islamischen Glauben erzogen worden. In seiner Jugend glaubte er noch, beide Kulturen miteinander verbinden zu können. Doch mittlerweile betrachtete er den Westen nur noch als Bedrohung, als Beleidigung Allahs. Dieser Glaube hatte sich durch Phoebe noch verstärkt. Sie war für ihn das Symbol für Verderbtheit und Unehrenhaftigkeit.
    Er betrachtete sie, wie sie nun vor ihm stand, in einem schwarzen Gewand, das sie vom Hals bis zu den Knöcheln verhüllte. Von ihrem roten Haar, das sie unter einem Schal verborgen trug, war keine Strähne zu sehen. Ihr Teint war blaß,

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