Gefaehrliche Verstrickung
gegen Abdu ausrichten konnte, dann nur mit List.
»Verzeih mir.« Sie entspannte ihren Körper, ließ ihre Augen sich mit Tränen füllen, ließ sie schimmern. »Ich bin schwach und selbstsüchtig. Ich habe nur daran gedacht, mein Kind zu verlieren, nicht daran, wie großherzig es von dir ist, sie gut zu verheiraten.« Sie ließ sich wieder auf die Knie fallen, sorgsam darauf bedacht, eine unterwürfige Haltung einzunehmen. Dann trocknete sie sich die Augen, als käme sie wieder zur Besinnung. »Ich bin eine törichte Frau, Abdu, aber nicht zu töricht, um nicht dankbar zu sein. Adrianne wird in Deutschland lernen, eine perfekte Frau zu werden. Ich hoffe, dass du stolz auf sie sein kannst.«
»Ich werde ihr gegenüber meine Pflicht erfüllen.« Ungeduldig gab Abdu ihr das Zeichen, sich zu erheben.
»Vielleicht denkst du darüber nach, ihr zu gestatten, uns nach Paris zu begleiten.« Ihr Herz pochte gegen ihre Rippen, als sie die Hände vor der Brust faltete. »Viele Männer bevorzugen Frauen, die schon gereist und damit in der Lage sind, sie auf Geschäfts- oder Urlaubsreisen zu begleiten, Frauen, die ihnen eine Hilfe anstatt eine Last sind. Aufgrund ihrer Herkunft wird man eine Menge von Adrianne erwarten. Ich möchte nicht, dass sie dich enttäuscht. Die Erziehung, die du in Europa genossen hast, hat dir sicherlich ein besseres Verständnis der Welt und Jaquirs Platz darin ermöglicht.«
Sein erster Gedanke war gewesen, Phoebes Vorschlag kurzerhand abzulehnen, doch ihre letzten Worte waren auf fruchtbaren Boden gefallen. Er glaubte fest daran, dass sein Aufenthalt in Großstädten wie Paris, London und New York ihn zu einem besseren König gemacht hatte und zu einem ehrwürdigeren Sohn Allahs.
»Ich werde darüber nachdenken.«
Sie unterdrückte den Drang, weiter zu betteln, und senkte den Blick. »Ich danke dir.«
Phoebes Herz klopfte immer noch heftig, als sie in ihr Zimmer zurückkehrte. Sie brauchte einen Drink, eine Pille, Vergessen. Doch statt dessen legte sie sich auf ihr Bett und zwang sich nachzudenken.
All die Jahre, die sie damit vergeudet hatte, darauf zu warten, dass Abdu sich wieder in den Mann verwandelte, der er einst gewesen war, dass ihr Leben zurückkehrte! Sie war in Jaquir geblieben, weil er es so verlangt hatte, weil er Adrianne behalten hätte, wenn es ihr irgendwie gelungen wäre zu fliehen.
Weil sie schwach, verwirrt und ängstlich gewesen war, hatte sie zehn Jahre ihres Lebens in Gefangenschaft verbracht. Aber nicht Adrianne. Niemals Adrianne. Koste es, was es wolle, niemals würde sie tatenlos zusehen, wie man ihr Adrianne wegnahm und sie einem Fremden zur Frau gab, um ihr Leben als Gefangene an dessen Seite zu verbringen.
Der erste Schritt war Paris, sagte sie zu sich, als sie sich den Schweiß von der Stirn wischte. Sie würde Adrianne nach Paris mitnehmen und nie wieder nach Jaquir zurückkehren.
»Wenn ich nach Paris reise, werde ich Koffer voll wunderschöner Kleider einkaufen.« Duja beobachtete, wie Adrianne ein goldenes Armband anlegte, und versuchte, nicht neidisch zu sein. »Mein Vater sagt, wir werden in einem Restaurant mit Namen Maxim speisen, und dass ich alles bekomme, was ich mir wünsche.«
Adrianne drehte sich um. Ihre Handflächen waren jetzt ständig feucht vor Aufregung, aber sie wagte es nicht, sie an ihrem Kleid abzuwischen. »Ich werde dir ein Geschenk mitbringen.«
Duja hatte ihre Eifersucht vergessen und grinste. »Nur eines?«
»Ein ganz besonderes. Wir werden auf die Spitze des Eiffelturms fahren und ein Museum besuchen, wo Tausende von Gemälden hängen. Und dann...« Sie preßte eine Hand gegen ihren Magen. »Mir ist übel.«
»Wenn du krank bist, kannst du nicht verreisen, also wirst du nicht krank werden. Leiha ist schon ganz eingeschnappt.« Sie sagte dies nur, weil sie hoffte, dass Adrianne sich dann gleich besser fühlen werde. Die Diener hatten bereits das Gepäck abgeholt, daher legte Duja ihren Arm um Adriannes Schulter und begleitete sie hinaus. »Sie wollte auch gerne mitfahren, aber der König nimmt nur dich und deine Mutter mit. Leiha muss damit zufrieden sein, dass sie wieder schwanger ist.«
»Wenn ich Geschenke für Fahid und meine Schwestern kaufen kann, wirst du sie ihnen dann geben?«
»Aber ja.« Sie küßte Adriannes Wange. »Ich werde dich vermissen.«
»Wir kommen bald wieder.«
»Aber du bist doch noch nie fortgewesen.«
Die Frauen im Harem waren voller Aufregung über die Reise, die nur zwei von ihnen antreten
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