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Gefährliche Wahrheit - Rice, L: Gefährliche Wahrheit

Gefährliche Wahrheit - Rice, L: Gefährliche Wahrheit

Titel: Gefährliche Wahrheit - Rice, L: Gefährliche Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Marie Rice
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bildete sich eine große tiefrote Pfütze, die sich ausbreitete und im Regen rosa färbte.
    Sie war angeschossen! Oh mein Gott, sie war angeschossen !
    Grace verschlug es für einen Moment den Atem. Sie bemühte sich verzweifelt, mithilfe ihrer völlig verwirrten Sinne eine Bestandsprüfung ihres Körpers durchzuführen. Ihr war schrecklich kalt, und sie lag in einer roten Pfütze, ihre Wange auf das raue Pflaster gedrückt. Sie versuchte zu atmen, auch wenn der Mann auf ihr eine Tonne zu wiegen schien. Ihr war kalt, sie schien einen Schock zu haben und sie war vor Angst beinahe außer sich.
    Aber verwundet war sie nicht.
    Das ganze Blut, das in Strömen in die Gosse rann, stammte aus einer ernsten Verwundung und kam nicht von ihr. Eine so große Wunde hätte sie gespürt.
    „Sie … “ Ihre Stimme funktionierte nicht. Sie versuchte es noch einmal. „Sie sind verwundet.“
    Seine Antwort bestand in einem Grunzen und einem Schulterzucken. Die Bewegung ließ gleich noch mehr rote Flüssigkeit über das Pflaster strömen.
    Grace riskierte einen Blick nach oben, um abzuschätzen, wie schlimm er verletzt war. Oh Gott, wenn er jetzt starb, was sollte sie dann bloß tun?
    Aber er sah nicht aus, als ob er sterben würde. Sein Gesicht verriet in keiner Weise, dass er verwundet war. Es verzog sich nicht zu einer schmerzerfüllten Grimasse, es war nicht totenbleich. Seine Haut zeigte denselben olivfarbenen Teint wie vorher, und er wirkte eher, als ob er über ein besonders schwieriges Schachproblem nachgrübelte, und nicht, als ob er sich mit einem Loch in der Brust und einem Mann mit einem Gewehr vor ihnen, der nur darauf wartete, dass sie aus ihrer Deckung kamen, in einer lebensgefährlichen Lage befände. Zu ihrer Verblüffung lächelte er sogar, als sich ihre Blicke trafen.
    Es war ein schwaches Lächeln und beinahe schon vorbei, ehe es begann, aber es war eindeutig ein Lächeln. Sterbende Männer lächeln nicht. Jedenfalls konnte sie sich das nicht vorstellen.
    Es gab nur einen Weg, es herauszufinden. „Werden wir hier sterben?“, flüsterte sie.
    „Nein.“ Er presste die Kiefer aufeinander. „Ihnen wird nichts geschehen, das schwöre ich. Ich werde es nicht zulassen.“
    Er rollte von ihr herunter, die Waffe schussbereit. Grace verdrehte den Kopf, um ihn zu beobachten. In seinem Parka war ein großes Loch und darunter ein großes Loch in seiner Schulter, aus dem Blut sickerte.
    „Mein Gott“, flüsterte sie. „Das sieht schlimm aus.“ Ihre Finger tasteten nach ihrer Handtasche, die mitten auf den Bürgersteig gefallen war, doch der lange Trageriemen war zum Glück gerade eben in Reichweite. Es gelang ihr, dessen Ende zu fassen, und sie begann die Tasche zu sich zu ziehen. „Ich habe ein Tuch in meiner Tasche, das könnte ich als Druckverband benutzen, um die Blutung zu st…“
    Die Welt um sie herum explodierte. Eben bewegte sich ihre Tasche noch Zentimeter um Zentimeter auf sie zu und im nächsten Moment erschien ein riesiger Krater im Gehweg und winzige schwarze Lederfetzen wirbelten durch die Luft.
    In Grace’ Ohren dröhnte es, doch zugleich drang nicht ein Laut aus ihrer Umgebung zu ihr durch. Als sie mit der Hand kurz ihr Gesicht berührte, waren ihre Finger nass und rot.
    All ihre Sinne waren ausgeschaltet. Sie kreischte wie am Spieß, konnte sich aber selbst nicht hören. Sie hatte jedes Gefühl dafür, wo oben oder unten war, verloren. Erst als das Gesicht des Mannes vor ihren Augen auftauchte, wurde ihr klar, dass die Explosion sie auf den Rücken geworfen hatte.
    Sein Mund bewegte sich, und die Sehnen in seinem Hals standen hervor, woraus sie schloss, dass er möglicherweise schrie, nur dass sie nicht das Geringste hören konnte. Es war, als ob sie tot wäre oder im Koma läge. Große Hände tasteten sie hektisch ab. Seine langen Finger fuhren durch ihre Haare, befühlten jeden Quadratzentimeter ihres Schädels.
    Als er zu ihrem Hinterkopf kam, zuckte sie zusammen. Es tat höllisch weh. Vielleicht war sie doch noch nicht tot.
    Der Mann warf seinen schwarzen Parka auf den Bürgersteig, und als dieser weggepustet wurde, richtete er sich auf, die große schwarze Waffe in der Hand. Er packte die Waffe mit beiden Händen, zielte über das Dach des Wagens hinweg und schoss dreimal. Hören konnte sie es nicht, aber sie sah, wie seine Hand bei jedem Schuss zuckte, um gleich darauf wieder in die Anfangsposition zurückzukehren. Drei hübsche, leuchtende Messinghülsen wirbelten durch die Luft. Eine fiel

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