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Gefährliche Wahrheit - Rice, L: Gefährliche Wahrheit

Gefährliche Wahrheit - Rice, L: Gefährliche Wahrheit

Titel: Gefährliche Wahrheit - Rice, L: Gefährliche Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Marie Rice
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behandeln konnte. Er biss die Zähne zusammen und versuchte, schneller zu gehen, was damit endete, dass er über seine eigenen verfluchten Füße stolperte.
    „Hier.“ Ihre Stimme war leise und sanft. Sie schob ihre Schulter unter seinen Arm. „Legen Sie den Arm um mich.“
    Drake war ihr nahe genug, um sie zu riechen. Er reagierte sehr sensibel auf Gerüche. Einmal war es ihm gelungen, einen Mordanschlag zu vereiteln, weil er den Rauch in der Kleidung des Mannes in seinem Hotelzimmer gerochen hatte. Er hatte nicht wenigen Frauen wegen der Dinge einen Korb gegeben, die er unter dem Parfüm und den Lotionen riechen konnte. Er war absolut davon überzeugt, dass Emotionen einen eigenen Geruch hatten.
    Er kannte den Geruch der Angst, der Gefahr, des Hasses. Grace’ Geruch war völlig anders. Sie roch nach Frau. Einer Frau im Frühling. Klar und rein, durch und durch.
    Er stolperte. Grace gelang es gerade noch, ihn zu halten. Sie zitterte vor Anstrengung und atmete heftig. Der leere Korridor warf ihr Keuchen von allen Seiten zurück.
    Drake zwang sich dazu, sich wieder aufzurichten, und konzentrierte sich wie ein Laserstrahl auf die Tür der Krankenstation, die nur noch drei Meter entfernt war. Er konnte es schaffen. Er hatte schon Schlimmeres erlebt und er konnte dies hier schaffen.
    Eine Minute später saß er schwer atmend auf einem Krankenhausbett und Ben, frisch geschrubbt und mit behandschuhten Händen, beugte sich über ihn. Auf einem Tablett glänzten chirurgische Instrumente, und Ben hatte eine große, scharfe Schere in der Hand, um Drakes Hemd aufzuschneiden.
    „Okay, mein Freund, dann wollen wir mal sehen, was wir hier haben. Ich hab für alle Fälle schon mal den Röntgenapparat angeworfen.“ Als die Schere näher kam, schob Drake sie fort.
    „Sehen Sie sich erst mal die Frau an.“
    Ben erstarrte und blickte zu Grace, deren Miene reinstes Erstaunen verriet.
    „Was?“
    „Sie haben mich gehört. Es sieht Ihnen gar nicht ähnlich, dass ich Ihnen alles zweimal sagen muss. Sie vergeuden Zeit, und das ist schlecht für einen Unfallchirurgen. Sie rühren mich nicht an, ehe Sie sie zusammengeflickt haben.“
    Ben holte tief Luft. „Okay, wir werden folgendermaßen vorgehen. Sie haben nicht umsonst freundlicherweise diese ganzen Studiengebühren für mich bezahlt, denn ich habe an der medizinischen Fakultät unter anderem etwas gelernt, das sich Triage nennt. Das ist Französisch und heißt so viel wie Selektierung. Die Idee dahinter ist die: Man sortiert die Fälle aufgrund der Schwere der Verletzungen und behandelt die schwersten Fälle zuerst. Und das, mein lieber Drake, sind Sie.“
    Drake setzte sich zurück, lehnte den Kopf nach hinten und schloss die Augen. „Nein. Sie zuerst.“
    Ben stieß einen erstickten Laut der Frustration aus. Aber er wusste, dass es keinen Sinn hatte, mit Drake zu streiten. „Okay. Wie Sie wollen.“ Drake öffnete die Augen wieder und sah zu, wie Ben Grace auf einem Stuhl Platz nehmen ließ. „So ein verdammter Idiot“, murmelte er vor sich hin. „Okay, okay, dann wollen wir mal sehen, was wir hier haben.“
    Grace hob den Kopf und sah Ben in die Augen. „Er hat schrecklich viel Blut verloren“, flüsterte sie. Sie versuchte, mit dem Arzt zu sprechen, ohne dass Drake es merkte. „Er hat eine Schusswunde. Ich hab nur ein paar Kratzer und Schnitte. Bitte kümmern Sie sich zuerst um ihn.“
    „Nein.“ Drake legte den letzten Rest seiner Energie in seine Stimme.
    Ben seufzte laut. „Stur wie ein Maulesel“, sagte er mit erhobener Stimme zu Grace, damit Drake ihn auch bestimmt hören konnte. „Was soll ich sagen? Er ist derjenige, der die Rechnungen bezahlt. Also, sagen Sie mir, wo’s wehtut.“ Mit flinken Fingern und lautem Klappern sammelte er die Instrumente, die er für sie brauchen würde, auf einem Tablett zusammen.
    Ohne es zu wollen, musste sie lächeln. „Mehr oder weniger überall. Vor allem hier“ – sie zeigte auf ihren Kopf –, „hier und hier.“ Sie zeigte auf Hals und Ellenbogen. „Ich hasse das. Ich hasse es, behandelt zu werden, während er da drüben vor sich hin blutet.“ Grace’ Augen wanderten zu Drake, der sie einfach nur anstarrte, bis sie den Blick abwandte.
    „Also, meine Liebe. Wie heißen Sie eigentlich? Wenn ich Sie schon wieder in Ordnung bringe, sollte ich wenigstens Ihren Namen wissen. Ich bin übrigens Ben.“ Ben säuberte zunächst einmal sanft die Schürfwunden auf ihren Händen. Grace sog zischend die Luft ein, als sie

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