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Gefährliche Wahrheit - Rice, L: Gefährliche Wahrheit

Gefährliche Wahrheit - Rice, L: Gefährliche Wahrheit

Titel: Gefährliche Wahrheit - Rice, L: Gefährliche Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Marie Rice
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beim Anblick seines blutverschmierten Fingers an ihrem Mund, den er rasch zurückzog.
    „Ja?“
    „Dr. Kane ist auf dem Weg nach oben, Sir.“
    Drake schloss erleichtert die Augen und klappte das Handy zu. „Ein Arzt ist gerade eben auf dem Weg hierher“, sagte er freundlich. „Er wird sich um Sie kümmern.“
    „ Mich ?“ Diese wunderschönen Augen öffneten sich weit vor Erstaunen. „Um Himmels willen, er muss sich doch nicht um mich kümmern. Sie sind es, auf den geschossen wurde! Sie bluten wie ein abgestochenes Schwein. Genau genommen“ – sie runzelte die Stirn – „ist es ein Wunder, dass Sie sich immer noch auf den Beinen halten können. Wie … “
    Sie verstummte, als sich die große Stahltür öffnete. Der Mann, der jetzt eintrat, war einer der wenigen Menschen auf Erden, denen Drake direkten Zugang gestattete.
    „Drake!“ Benjamin Kane fegte herein, immer noch in seinem weißen Kittel.
    Für gewöhnlich verlieh ein weißer Kittel einem Arzt eine gewisse Autorität, aber mit seinem wilden, zerzausten weißblonden Haar, der schlaksigen, unterernährt wirkenden Figur und dem blonden, unregelmäßigen Ziegenbärtchen wirkte Kane eher wie ein südamerikanisches Entführungsopfer als wie der brillante Unfallchirurg, der er tatsächlich war.
    „Ich bin sofort gekommen, als ich den Anruf erhielt. Gott, Mann“ – er musterte Drake rasch mit professionellem Blick –, „Sie sollten sich lieber von Ärger fernhalten. Sie sind zu alt für diesen Scheiß. Wir müssen Sie auf der Stelle in den OP bringen. Nur gut, dass ich noch ein paar Beutel Blutgruppe 0 auf Lager habe. Na kommen Sie schon, beeilen Sie sich!“
    Nach einem kurzen, überraschten Blick auf Grace ignorierte Ben sie einfach. Drake wusste, dass er nur versuchte, diskret zu sein, dass er ihn später aber sicher noch über sie ausquetschen würde. Ben lief vor ihnen über den langen Korridor in Richtung Praxis, sodass ihm der weiße Kittel um die knochigen Knie wehte.
    Drake und seine Männer waren in einem gefährlichen Geschäftszweig tätig. Eins der ersten Dinge, die er eingerichtet hatte, nachdem er nach Amerika umgezogen war, war ein Hauptquartier mit eigener Krankenstation. Krankenhäuser waren gesetzlich dazu verpflichtet, Schusswunden zu melden, darum hatte er dafür gesorgt, dass sie die ihren selbst behandeln konnten.
    Er hatte einen regelrechten OP bauen lassen, einen großen, sterilen Raum, der mit allem ausgestattet war, was ein Ärzteteam brauchen könnte, auch wenn Ben hier allein praktizierte. Es gab sämtliche Geräte, die notwendig waren, um Wunden jeder Art zu behandeln, einschließlich solcher zur diagnostischen Bildgebung, sodass Ben die meisten nicht tödlichen Verletzungen mit den in diesem Raum vorhandenen Gerätschaften versorgen konnte.
    Drake ließ ihn vorausgehen. Ben war schnell. Er würde schon alles für die Operation vorbereitet haben, ehe Drake die Krankenstation erreicht hatte.
    Drake schleppte sich langsam über den Korridor und biss die Zähne zusammen. Dieses grauenhafte Gefühl der Schwäche – er hasste es. Er hatte es immer gehasst. Sein ganzes Leben lang hatte er immer wieder die Erfahrung gemacht, dass Schwäche, ganz gleich ob physischer oder emotionaler Art, ihn umbringen konnte. Keinerlei Schwäche zu zeigen, war ihm zur zweiten Natur geworden.
    Der Korridor schien eine Meile lang zu sein, und das gleißende Licht der Lampen tat seinen Augen weh. Es fühlte sich an, als ob er bergauf ginge. Steil bergauf.
    Er hatte erwartet, dass Grace Ben folgen würde, aber sie blieb an seiner Seite. Er wollte sie nicht hier haben. Sie sollte in der Klinik bei Ben sein.
    „Gehen Sie schon mal vor“, sagte er. Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. Er räusperte sich. „Ich bin auch gleich da.“
    Es war befremdlich, das Objekt ihres intensiven, direkten Blickes zu sein – wie unter einem blaugrünen Scheinwerfer.
    „Nein, ich bleibe hier bei Ihnen.“ Ihre Stimme war fest, wenn auch sanft. Obwohl er sich gar nicht daran erinnern konnte, bemerkte er jetzt, dass sie ihm irgendwann den Arm um die Taille gelegt hatte, um ihn zu stützen. Sie ging langsam, passte sich seinen Schritten, seinem Tempo an und ließ ihn nicht aus den Augen.
    Verdammt noch mal, sie brauchte medizinische Versorgung! „Gehen Sie!“, sagte er barsch.
    Sie schüttelte nur den Kopf und legte den Arm noch fester um seine Taille.
    Mist. Mist, Mist, Mist ! Sie musste so schnell wie nur möglich zu Ben, damit er sie endlich

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