Gefährliche Wahrheit - Rice, L: Gefährliche Wahrheit
Licht.
Zwei Etagen tiefer bereiteten die Köche sein Abendessen zu, das sicherlich wieder einmal exzellent sein würde. Der Courvoisier war wie ein warmes Nest in seinem Magen, das die Hitze in den ganzen Körper ausstrahlte.
So saß er und genoss das Feuer und den reinen Geschmack des Kognaks. In der Sicherheit seiner Festung verbannte er alle Sorgen, alle Befürchtungen aus seinen Gedanken und wartete darauf, dass die schönste Frau der Welt sein Badezimmer verließ.
Wie lange er wohl brauchen würde, um dieses Leben abzustreifen? Um erfolgreich zu sterben? Eine Woche? Zwei Wochen?
Scheißegal, wie man so schön sagte.
Irgendwann würde sie diese sündhaft, übertrieben luxuriöse Badewanne verlassen müssen. Aber es war einfach zu schön, sich im Wasser zu aalen, zu spüren, wie die starken Wasserstrahlen ihren schmerzenden Körper massierten.
Sie hatte sich umgesehen, aber keine ätherischen Öle gefunden, also handelte es sich lediglich um schlichtes New Yorker Wasser, aber das war in Ordnung. Eigentlich überraschte sie der Mangel an Pflegeprodukten, wo das gesamte Bad so überaus verschwenderisch eingerichtet war.
Drake war offensichtlich wohlhabend. Genauer gesagt: stinkreich. Er konnte sich alle Hautpflegeartikel der Welt leisten, aber auf der Suche nach etwas Öl, das sie in die Wanne geben könnte, hatte sie nur massenweise dicke, blendend weiße Handtücher, ungefähr fünfzig unbenutzte Zahnbürsten, eine entsprechende Menge Zahnpasta, einen Jahresvorrat ganz gewöhnlicher Seife, Shampoo und einen Elektrorasierer entdeckt. Das war alles.
Erstaunlich.
Vor einigen Monaten war sie mal mit dem Typ aus ihrer Bank ausgegangen, der für die Investitionen zuständig war. Als man sie aufgefordert hatte, ihn in seinem Büro aufzusuchen, hatte sie sich schon gefragt, was sie falsch gemacht haben könnte, nur um dann festzustellen, dass die Bank ihr stetig anwachsendes Konto im Auge behalten hatte. Und deren Investmentexperte, Lawrence Kelsey, hatte ihr eine ganze Reihe von Investitionsmöglichkeiten erklären wollen, durch die sich ihr Geld garantiert noch weiter vermehren würde.
Alles in allem schien ihr das Ganze eine ziemliche Zeitverschwendung gewesen zu sein, aber als sie sich am Ende der Unterhaltung die Hand gegeben hatten, hatte er sie festgehalten und gefragt, ob sie mit ihm zu Abend essen wolle.
Und in einem Moment der Schwäche und Einsamkeit und wider besseres Wissen hatte sie Ja gesagt.
Sie waren in ein schickes japanisches Restaurant mit ausgezeichnetem Essen gegangen. Sie hatte sich voll und ganz auf das Essen konzentrieren können, da Lawrence nahezu unaufhörlich über seine Karriere bei der Bank geredet hatte, mit einer kleinen einstündigen Abschweifung zu seinem neuen Plasmafernseher. Sie hatte nichts anderes tun müssen, als wach zu bleiben, gelegentlich zu nicken und die fantastischen Tempura zu genießen.
Sie hatte sogar eingewilligt, ihn in seine Wohnung zu begleiten, in dem Bewusstsein, dass sie dann möglicherweise im Bett landen würden, was allerdings weniger ein Resultat seiner Verführungskünste war als ihrer Sorge, sie könnte vergessen, wie sich Sex anfühlte. Als sie sich kurz in sein Bad zurückgezogen hatte, hatte sie mit offenem Mund seine umfangreiche Sammlung von Hauptpflegeprodukten, Kosmetika und Eau de Cologne in seinem riesigen weiß gefliesten Schönheitstempel bestaunt, tief beschämt über ihre eigene eher erbärmliche Sammlung. Eine Viertelstunde später war sie auf dem Weg nach Hause gewesen, nachdem sie sich unter dem Vorwand, Kopfschmerzen zu haben, verabschiedet hatte.
Drake besaß nichts dergleichen. Trotz der schwelgerischen Pracht des Raums war es ganz eindeutig ein überaus maskulines Badezimmer.
Sie legte den Kopf auf den Badewannenrand zurück und versuchte, an gar nichts zu denken und ihre Muskeln einen nach dem anderen zu entspannen. Irgendjemand hatte die Düsen voll aufgedreht, und sie genoss es, vom Wasser so richtig durchgeknetet zu werden. Möglicherweise war sie sogar kurz eingenickt, denn mit einem Mal schreckte sie hoch und stellte entsetzt fest, dass ihre Finger ganz verschrumpelt aussahen.
Allerdings hatte sie nicht das Gefühl, sich beeilen zu müssen, da Drake zum Glück nicht von ihr zu erwarten schien, dass sie sich sputete. Sie war vor Erschöpfung am Ende ihrer Kräfte und konnte sich nur im Zeitlupentempo bewegen.
Die weißen Handtücher waren die dicksten, die sie je gesehen hatte. Nachdem sie sich abgetrocknet hatte,
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