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Gefährlicher Fremder - Rice, L: Gefährlicher Fremder

Gefährlicher Fremder - Rice, L: Gefährlicher Fremder

Titel: Gefährlicher Fremder - Rice, L: Gefährlicher Fremder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Marie Rice
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funktionierte, war das schon okay. Sie würde den Thermostat hochdrehen und in einer halben Stunde würde es im ganzen Haus warm sein.
    Sie führte Jack durch einen Vorraum in das riesige zweistöckige Atrium. Es war immer wieder ein Erlebnis, es zu betreten. Greenbriars war von einem Schüler von Frank Lloyd Wright entworfen worden, infolgedessen war jeder einzelne Raum hell, geräumig und perfekt proportioniert. Das Atrium war einfach spektakulär. Ein alter Freund der Familie hatte einmal gesagt, Greenbriars sei wie eine wunderschöne Frau und das Atrium ihr Gesicht. Als ihre Eltern noch am Leben gewesen waren, hatte es zwei Gemälde von Winslow Homer, eine Ming-Vase, einen Murano-Lüster und einen riesigen antiken Baluchi-Teppich beherbergt.
    Doch das alles gehörte der Vergangenheit an.
    Das Einzige, was geblieben war, war die Eleganz und Heiterkeit des Raums selbst, sein schwarz-weißer Marmorfußboden, die Bögen, die zur Bibliothek und ihrem Arbeitszimmer führten, und die große, gewundene, anmutige Treppe aus Ahornholz, die zu den Schlafzimmern im ersten Stock führte.
    Während all der harten Jahre, die sie durchgemacht hatte, während Tobys langem, schmerzvollem Dahinsiechen und Tod, während all der Traurigkeit und des Elends, war es Greenbriars noch jedes Mal gelungen, ihre Stimmung zu heben, sobald sie es betreten hatte.
    Für sie war Greenbriars ein lebendes Wesen. In mancherlei Hinsicht war es das letzte ihr verbliebene Familienmitglied. Sie hatte wie eine Löwin gekämpft, um es zu behalten, auch als alle – der Familienanwalt, der ihr mitteilen musste, dass die Bankkonten leer waren, Jenna, ihre beste Freundin, die fand, sie wäre verrückt, Greenbriars zu behalten, Sanders, den es ziemlich rasch verdross, dass sie jeden Penny zweimal umdrehen musste, und der sie schließlich sitzen ließ – ihr geraten hatten zu verkaufen.
    Caroline hätte Greenbriars höchstens verkauft, um Toby das Leben zu retten, aber er starb, bevor das notwendig wurde. Und jetzt … tja, jetzt war Greenbriars ihre einzige Verbindung zu ihrer Familie und ihr einziger Trost. Unzertrennbare Bande der Liebe hielten sie an diesem Ort. Ihn zu verkaufen würde bedeuten, die Menschen zu verleugnen, die sie so sehr geliebt hatte. Ein Verkauf war undenkbar.
    Solange sie noch lebte und arbeiten konnte, würde Greenbriars ihr gehören. Koste es, was es wolle.
    Sie beobachtete Jack Prescott, der sich gerade in seiner neuen Umgebung umsah. Die Menschen reagierten auf ganz unterschiedliche Weise auf die Villa. Manchen blieb der Mund sperrangelweit offen stehen. Andere taten gleichgültig. Wieder andere begriffen überhaupt nicht, wie schön es war, und sahen nichts als ein großes Haus, das dringend einen neuen Anstrich, eine gründliche Renovierung und neue Möbel brauchte.
    Es war sozusagen eine Bewährungsprobe.
    Seine Reaktion war perfekt. Er stand eine Minute lang schweigend da, während seine Augen die architektonischen Details aufnahmen. Schließlich drehte er sich zu ihr um. »Was für ein wunderbares Haus! Vielen Dank, dass Sie mich als Untermieter aufnehmen.«
    Ja, perfekt. Caroline lächelte zu ihm empor. »Ich hoffe, Sie werden sich hier wohlfühlen. Das Doppelzimmer ist im zweiten Stock, unterm Dach. Ich zeige Ihnen den Weg.«
    Er schüttelte den Kopf. »Bitte bemühen Sie sich nicht. Wegen mir müssen Sie die Treppen nicht steigen. Erklären Sie mir einfach nur, wie ich dorthin komme.«
    Oh Gott! Was für eine Erleichterung. Auch wenn sie nicht mehr ganz so schlimm zitterte, fühlten sich ihre Beine immer noch sehr wackelig an.
    »Sie gehen die Haupttreppe hoch, dann nach rechts und am Ende des Ganges finden Sie eine weitere Treppe, die Sie zu Ihrem Zimmer führt. Es hat ein eigenes Badezimmer, das außer Ihnen niemand benutzt. Das Bett ist frisch bezogen und in dem großen weißen Schrank im Bad finden Sie saubere Handtücher. Das heiße Wasser sollte für eine Dusche reichen. Abendessen gibt es um halb acht.«
    »Vielen Dank.« Er neigte den Kopf. »Dann werde ich um halb acht herunterkommen«, sagte er, drehte sich um und ging mit raschen Schritten die Treppe hinauf, immer zwei Stufen auf einmal nehmend. Caroline starrte seinem breiten Rücken hinterher, bis er verschwunden war, und hoffte, das Richtige getan zu haben. Doch sie wusste, dass sie keine andere Wahl gehabt hatte.

 
    3
    Die Hinweise waren natürlich vollkommen überflüssig gewesen. Jack kannte den Weg zu dem geräumigen Zimmer oben im Haus. Jetzt stand er

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