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Gefährlicher Fremder - Rice, L: Gefährlicher Fremder

Gefährlicher Fremder - Rice, L: Gefährlicher Fremder

Titel: Gefährlicher Fremder - Rice, L: Gefährlicher Fremder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Marie Rice
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vor der Tür, die Hand auf die Klinke gelegt, und holte tief Luft, immer noch ganz außer sich vor Erstaunen, dass er hier war. Mit ihr.
    Das Haus war so schön wie in seiner Erinnerung, nur sehr kahl und schmucklos. Früher hatten Gemälde die Wände geschmückt, überall hatten große alte Möbel und kunstvolle Vasen gestanden, und auf dem Boden hatten weiche Teppiche gelegen. Als Junge hatte er keine Ahnung gehabt, wie kostbar das alles wohl war. Er wusste nur, dass er nie zuvor Räume gesehen hatte, die so viele schöne Dinge enthielten wie Carolines Zuhause.
    Er war kein Experte, hatte aber im Laufe der Jahre einiges gelernt. Jedenfalls genug, um zu wissen, dass die Gemälde, Teppiche, Skulpturen und Antiquitäten ein Vermögen wert gewesen sein mussten. Das meiste war inzwischen verschwunden.
    Aber das machte keinen Unterschied. Die Villa war immer noch wunderschön, so wie eine schöne Frau ohne Make-up. Trotzdem schmerzte es ihn, wenn er an Caroline dachte, wie sie Stück für Stück ihr Erbe verkauft hatte. Das musste sehr wehgetan haben.
    Das Zimmer unter dem Dach sah noch immer genauso aus wie vor zwölf Jahren, nur etwas schäbiger, ein neuer Anstrich hätte ihm gutgetan. Auch die Möbel waren dieselben, bequem, aber unauffällig. Offenbar war nichts in diesem Zimmer wertvoll genug gewesen, um es zu verkaufen. Es gab ein Himmelbett mit einem großen grün-weißen Quilt, einen Sessel, der mal bezogen werden könnte, eine Kommode und einen kleinen Schreibtisch, auf dem ein Fernseher und ein Radio standen.
    Mehr als genug, um sich hier wohlzufühlen, vor allem, wenn man daran gewöhnt war, ohne jeden Komfort auszukommen. Es würde ihm hier gut gehen, zumindest bis er in Carolines Schlafzimmer einzog – und das, so hatte er sich gelobt, würde so rasch wie nur menschenmöglich geschehen.
    Wie ihm das gelingen sollte – die Entwicklung vom Untermieter zum Liebhaber –, würde er sich erst noch überlegen müssen. Aber Strategien auszuarbeiten fiel ihm leicht. Früher oder später würde es geschehen. Sie war alleinstehend, so viel war klar, obwohl es wahrscheinlich irgendwo im Hintergrund einen Freund gab. Wie könnte es anders sein? Es war undenkbar, dass ein Mann, der über einen Puls und funktionierendes Zubehör verfügte, mit Caroline in einem Zimmer sein und sie nicht begehren könnte.
    Auch das Bad sah aus wie früher. Geräumig, mit weißer Keramik und grünen und cremefarbenen Fliesen an den Wänden. Das Waschbecken hatte einen Sprung, und es fehlten einige Fliesen, aber für jemanden, der im Irak die Hinterlassenschaften der eigenen Leute verbrannt oder in Afghanistan seine eigene Latrine ausgehoben hatte, war es superluxuriös. Wie versprochen wartete ein Stapel weißer Handtücher in einem großen weißen Holzschrank. Die Handtücher waren sauber, wenn auch alt und fadenscheinig. Wen zum Teufel interessierte das! In null Komma nichts lagen seine schmutzigen, zerknitterten Klamotten auf dem Boden, und er stand unter der Dusche. In der Duschkabine warteten Shampoo und Seife in einer Halterung. Das Wasser war nur lauwarm, aber es fühlte sich trotzdem gut an, als er sich einschäumte.
    Sowohl die Seife als auch das Shampoo dufteten nach Rosen. Der Duft wanderte auf direktem Weg in den primitiven Teil seines Gehirns, der Rosen mit Caroline assoziierte.
    Verdammt! Und genau dieser Teil seines Gehirns war mit seinem Schwanz verbunden, und das seit zwölf Jahren. Rosen bedeuteten Caroline, und Caroline bedeutete einen Ständer.
    Jack nahm sich Zeit für seine Dusche. Es galt mehr zu beseitigen als nur den Schmutz und Schweiß eines achtundvierzigstündigen Fluges von Afrika. Er wusch mehr herunter als den Dreck der Reise – er wusch sich sein altes Leben ab.
    Zwölf Jahre lang hatte er dem Befehl des Colonels unterstanden. Dem Mann, der einen ausgehungerten, halb wahnsinnigen Streuner hinter einer Mülltonne gefunden und ihn mitgenommen hatte, hatte seine unsterbliche Loyalität gehört. Colonel Eugene Nicholas Prescott, Ehrenmann, Vater seines Herzens. Wenn der Colonel nicht erkrankt und gestorben wäre, wäre Jack jetzt nicht hier. Er würde dem Colonel nach wie vor dabei helfen, ENP Security zu leiten.
    Er hatte sich nie mehr als nur die verschwommensten Tagträume über ein anderes Leben erlaubt, solange der Colonel am Leben war. Er war ihm gegenüber so loyal gewesen wie ein Lehnsritter seinem König. Aber jetzt hatte Jack innerhalb einer einzigen Woche seinen Vater beerdigt, die Firma und das

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