Gefährlicher Verführer
Darüber waren sich alle Männer einig. Es war sicherer und
viel leichter zu kontrollieren. Der Sicherheitschef führte sie herum, erklärte
ihnen, was sich durch die jüngsten Renovierungsarbeiten verändert hatte,
zeigte ihnen die Grundrisse und alle möglichen Ein- und Ausgänge. Er war sehr
umsichtig und hatte selbst in der kleinen Ferienanlage ein durchaus kompetentes
Team zusammengestellt. Dennoch wurde deutlich, dass die gewöhnlichen
Sicherheitsvorkehrungen nicht ausreichen würden.
Man hatte einige junge Leute
aus der Umgebung als zusätzliches Personal für den Konzertabend eingestellt,
und sie waren viel zu unerfahren, um mit der Bedrohung fertig zu werden, die
von Desaris Feinden ausging. Darius und Julian beschlossen, selbst die Eingänge
zu kontrollieren, um die Gedanken aller Gäste zu überprüfen, die den Saal
betraten. Dayan und Barack würden ihnen dabei helfen, bis das Konzert begann.
Da sie in der Lage waren, ihre Gestalt zu verändern, würde es ihnen leicht
fallen, sich unter das Sicherheitspersonal zu mischen und nicht als Mitglieder
der Band erkannt zu werden.
Während die Männer vor der
Show mit den Sicherheitsvorkehrungen beschäftigt waren, genoss Tempest eine
ausgiebige Dusche in der Suite, die das Hotel für sie bereitgestellt hatte.
Darius hatte ihr eine völlig neue Garderobe besorgt, und Tempest hatte nie
zuvor in ihrem Leben so exquisite Kleidung besessen. Die Jeans waren nicht
zerrissen, die Kleider umspielten sanft ihre Figur, und alles passte perfekt.
Zunächst wollte Tempest die Sachen gar nicht anziehen, da sie sich zu sehr wie
eine ausgehaltene Geliebte fühlte, konnte dann jedoch nicht widerstehen. Ob sie
wollte oder nicht, sie gehörte zur Gruppe. Desari und Syndil waren
wunderschöne, elegante Frauen, da konnte sie wirklich nicht in ihrem
ölverschmierten Overall herumlaufen.
Tempest trat in die Nacht
hinaus und dachte im letzten Augenblick noch daran, sich den kleinen Ausweis
anzustecken, der sie als Crewmitglied identifizierte. Sie schlenderte über das
große Grundstück und atmete tief den Duft der Kiefern und Blumen ein. Der See
war nur einen Steinwurf entfernt, und die Boote am Anleger wiegten sich sanft
in den Wellen, die ans Ufer schwappten. Der See schien nach ihr zu rufen,
während ihr eine sanfte Brise übers Gesicht strich.
Tempest fühlte sich auf
ihrem Spaziergang wie befreit, obwohl Darius vermutlich einen Herzschlag
bekommen würde, wüsste er davon. Er bewachte sie immer strenger, sodass sie
bereits Pläne schmiedete, ihm während des Konzerts für einige Stunden zu
entwischen. Er würde so sehr beschäftigt sein, dass er ihre Abwesenheit
überhaupt nicht bemerken würde.
Darauf solltest du dich nicht
verlassen, meine Liebste. Du wirst keinesfalls allein unterwegs sein. Geh jetzt
zurück in dein Zimmer, bis ich mit der Arbeit fertig bin. Später kannst du dir
dann das Konzert anhören.
In seiner Stimme lag pure
Magie. Eine samtige Liebkosung, die das Feuer in Tempest schürte. Wie schaffte
er es nur, sie selbst aus so großer Entfernung zu beeinflussen? Wie konnte er
ihr das Gefühl geben, mit den Lippen über ihren Nacken zu streifen und ihr
zärtlich die Hand auf den Hals zu legen, sodass ihr Puls sich beschleunigte und
ihr Blut sich in geschmolzene Lava zu verwandeln schien?
Wie nett von dir, mir die
Erlaubnis zu geben, erwiderte sie. Konzentriere dich auf deine Arbeit, Darius. Ich sehe
mir nur den See an. Was soll mir da schon geschehen?
Sein spöttisches
Lachen hallte zärtlich in ihren Gedanken wider. Es würde mich nicht
überraschen, wenn du es fertig brächtest, den gesamten Bootsteg im See
versinken zu lassen. Wenn mir jemand erzählen würde, dass du ganz allein
versucht hast, sieben Ertrinkende zu retten, würde ich nicht mit der Wimper
zucken. Doch du wirst diesmal keine Heldentaten vollbringen. Keine
Klippenstürze, keine Bootsrennen und keine Flirts. Außerdem verbiete ich dir,
dem Sicherheitsteam dabei zu helfen, mit Betrunkenen oder irgendwelchen
Streitigkeiten fertig zu werden. Geh jetzt zurück aufs Zimmer.
So schlimm hin ich doch gar
nicht, protestierte Tempest beleidigt. Kümmer dich lieber um deine Aufgabe und lass mich in
Ruhe.
Ich möchte dir nicht meinen
Willen aufzwingen müssen, Kleines. Es war eine
deutliche Drohung.
Aber du wirst es tun, wenn ich
dir nicht gehorche. Ihr hitziges Temperament flackerte auf. Wenn Darius
in seinem eleganten Anzug hier mit ihr am Pier gestanden hätte, wäre sie wohl
nicht umhin gekommen,
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