Gefährlicher Verführer
vollzogen«, stellte Desari fest. Wenn Barack sich bereits mit
Syndil vereinigt hätte, wäre es niemandem entgangen. Auch bei Darius und
Tempest hatten sie es sofort gewusst.
»Ich habe mich geweigert.«
Syndil betrachtete ihre Hände, während ihr plötzlich Tränen in die Augen
stiegen. »Er war schon mit so vielen Frauen zusammen. Und meine einzige
Erfahrung habe ich mit Savon gemacht. Es war schrecklich und schmerzhaft. Ich
konnte das Risiko einfach nicht eingehen. Beinahe hätte ich ihm nachgegeben.
Ich wünschte es mir, traute mich aber nicht. Wenn es mir nun unmöglich ist,
Barack auf diese Weise zu begegnen ... ?«
Desari legte ihr tröstend
den Arm um die Schultern und zog sie an sich. »Aber so wie mit Savon wäre es
nicht, Syndil. Du hättest Barack deine Ängste anvertrauen sollen.«
Verzweifelt schüttelte die
andere den Kopf. »Das kann ich nicht. Ich habe ihn von meinen Gedanken
ausgeschlossen.«
Tempest verschränkte ihre
Finger mit Syndils. »Savon hat ein schreckliches Verbrechen begangen, Syndil. Aber
wenn du mit jemandem zusammen bist, der dich liebt, dann wird er dafür sorgen,
dass du dich wohl fühlst und Befriedigung findest. Wenn Barack dich wirklich
liebt und mit dir zusammen sein möchte, wird er dich zärtlich behandeln.«
»Und wenn ich ihm nicht
gefalle? Wenn ich nicht tun kann, was er von mir verlangt? Ich denke oft daran
und begehre ihn auch, doch dann kehren die Erinnerungen zurück, und ich glaube
nicht, dass ich es ertragen könnte, wenn er mich berührt«, erklärte Syndil
niedergeschlagen. Dieser Gedanke schien ihr das Herz zu brechen.
Desari strich ihr übers
Haar. »Dein Gefährte lebt in deinen Gedanken, kennt dein Herz und deine Seele.
Er würde dafür sorgen, dass du deine Ängste überwindest. Du musst deinem Glück
eine Chance geben, Syndil. Was Savon dir angetan hat, darf dein Leben mit
Barack nicht zerstören. Außerdem musst du immer daran denken, dass er dieselben
Dinge durchlebt wie du.«
»Warum machen sie es uns
denn nur so schwer?«, fragte Tempest. »Sie tun so, als sollten wir in einem
Kloster leben, wenn sie nicht bei uns sind.«
»Sie hängen noch den alten
Wertvorstellung en an, Rusti«, erklärte Desari. »Schließlich wurden sie schon
vor vielen Jahrhunderten geboren. Und es gibt nur so wenige karpatianische
Frauen. Du kannst es ihnen nicht vorwerfen, wenn sie uns beschützen wollen.«
»Ich könnte niemals
dazugehören«, bekannte Tempest traurig. »Selbst wenn es mir gelingen würde,
Darius davon zu überzeugen, mich in eine Karpatianerin zu verwandeln, weiß ich
doch, dass ich niemals seine Befehle akzeptieren könnte.« Ihre Gefühle für
Darius wuchsen so beängstigend schnell und waren inzwischen so tief in ihrem
Herzen und ihrer Seele verwurzelt, dass sie sich danach sehnte, alle seine
Gedanken, selbst seine finsteren Erinnerungen mit ihm zu teilen und ihn endlich
als den Mann zu sehen, der er wirklich war. Sie wollte ihn so sehr lieben und
beschützen, wie er sie liebte und beschützte.
Syndil und Desari blickten
einander viel sagend an. »Du hast Darius darum gebeten, dich zu verwandeln?«,
hakte Desari vorsichtig nach.
Tempest zuckte die
Schultern. »Er will es nicht. Er meint, es sei zu gefährlich. Stimmt das? Wisst
ihr etwas darüber?«
»Ich habe Julian gefragt«,
antwortete Desari aufgeregt. »Er erklärte mir, dass du über gewisse
übersinnliche Fähigkeiten verfügen musst. Sonst könntest du als Sterbliche
niemals Darius' Gefährtin sein. Und glaube mir, Rusti, es ist ganz
offensichtlich, dass du seine wahre Gefährtin bist. Ich habe meinen Bruder noch
nie so erlebt.«
»Aber ich besitze keinerlei
übersinnliche Fähigkeiten«, protestierte Tempest verwirrt. »Wirklich nicht.«
»Doch, selbstverständlich«,
widersprach Syndil. »Du kannst dich mit Tieren verständigen.«
»Ach so.« Wieder zuckte
Tempest die Schultern. »Das ist doch nichts Besonderes.«
»Aber dadurch bist du in der
Lage, Darius' karpatianische Natur zu verstehen«, entgegnete Desari. »Die
Umwandlung würde funktionieren, das weiß ich genau.«
»Und wenn sie nicht
klappt?«, wandte Tempest ein.
Nervös biss sich Desari auf
die Unterlippe und wich Tempests Blick aus. »Du könntest dich in eine
wahnsinnige Vampirin verwandeln. Dann müsste man dich ... unschädlich machen.«
Einen Augenblick lang
herrschte Stille im Zimmer. »Eine wahnsinnige Vampirin«, wiederholte Tempest
mit einem
Anflug von Spott. »Kein
Wunder, dass Darius es nicht riskieren
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