Gefährliches Begehren
hättet Ihr es Euch vielleicht noch einmal überlegt.«
Dane grinste ihr kameradschaftlich zu. »Hinterher ist man immer schlauer, Lady Julia.«
Nathaniel beugte sich vor. »Die Sache ist rein hypothetisch. George ist durch und durch wütend auf uns und wird nicht auf unseren Rat hören, egal, was wir zu sagen haben.«
»Was ist mit Liverpool?«, warf Dane ein. »Meint Ihr, er könnte George beeinflussen?«
Nathaniel schüttelte den Kopf. »Liverpool steckt noch tiefer in der Patsche als wir. George ist im Augenblick sehr unglücklich. Sein Verhalten wird immer weniger vorhersehbar. Er spricht dem Alkohol mehr zu, und er hat an Gewicht zugelegt. Seine neue Geliebte berichtet, dass sein Verhalten zunehmend ausschweifender wird.«
Stanton nickte. »Deshalb auch die Teilnahme an der Orgie bei Lord Cross.« Er erhob sich und fühlte sich durch das, was er gleich sagen würde, absurderweise in Verlegenheit gebracht. »Deshalb habe ich beschlossen, ebenfalls diese Hausparty zu besuchen. Meine Informantin wird mich als meine Geliebte begleiten, was ihr die Möglichkeit gibt, die Stimme, welche sie belauscht hat, zu identifizieren.«
Dane riss die Augen auf. »Ihr wollt an einer Orgie teilnehmen? Ausgerechnet Ihr?«
Stanton verschränkte die Hände im Rücken. »Ich denke, ich verfüge über sämtliche notwendigen Attribute für diesen Auftrag. Mehr noch, meine Informantin wird vorgeblich meine Geliebte sein.«
Nathaniel blinzelte. »Na gut, ich glaube, wenn Ihr eine Geliebte mitbringt, fällt das weniger auf, als wenn Ihr alleine dort auftaucht.«
Julia kniff die Augen zusammen. »Wie können wir uns sicher sein, dass diese Frau vertrauenswürdig ist? Wer ist sie?«
»Es ist keine Frage des Vertrauens, Lady Dryden. Sie ist nur dort, um den mutmaßlichen Verschwörer für uns zu finden. Ich werde mich um die nachfolgende Überprüfung kümmern. Sie weiß nicht mehr, als dass ich ein besorgter und loyaler Engländer bin, der ein Unglück verhindern will.«
Julia verschränkte die Arme und betrachtete ihn mit hochgezogenen Augenbrauen. Nathaniel und Dane warfen sich einen Blick zu.
Stanton wartete. Schließlich beugte sich Nathaniel vor, wobei er das Kinn auf seine gefalteten Hände stützte. »Wyndham, Ihr habt uns immer noch nicht ihren Namen genannt.«
Mist. Es würde schwieriger werden, als er gedacht hatte. »Meine Informantin ist Lady Alicia Lawrence.«
Sofort setzte der Tumult ein.
»Lady Alle-in-cia? Das kann nicht Euer Ernst sein!« Danes Gebrüll drohte die Spinnen aus ihren Netzen zwischen den Deckenbalken zu schütteln.
Nathaniel war verdächtig still. Aber natürlich würde er niemandem seinen schlechten Ruf vorhalten, da sein eigener erst kürzlich wieder hergestellt worden war.
Julia hingegen war zutiefst entsetzt. »Ihr habt vor, Eure Deckung derart zu gefährden und wollt Euch dabei auf nichts weiter stützen als auf das Wort der berüchtigtsten Lügnerin der letzten Jahre?«
Hinter ihr lächelte Marcus hinter vorgehaltener Hand. »Glaubt nicht alles, was Ihr hört, meine liebste Dame.«
Julia warf ihm einen eisigen Blick zu. »Sei still, Liebling.« Sie wandte sich wieder an Stanton. Ihr Entsetzen war ein wenig abgemildert. »Verzeiht mir, Wyndham. Ich hätte bedenken
müssen, dass Ihr natürlich wisst, ob sie die Wahrheit sagt oder nicht.«
Nathaniel hatte den Wortwechsel stumm beobachtet. Jetzt lehnte er sich zurück und neigte neugierig den Kopf. »Ich habe von Eurem Talent gehört, Wyndham. Könnt Ihr wirklich mit Sicherheit behaupten, dass sie nicht lügt?«
Julia wandte sich an Nathaniel. »Ich vertraue Wyndhams Fähigkeiten. Und Ihr solltet das auch.«
Stanton konnte das so nicht stehen lassen. »Es sieht leider so aus, als gäbe es da ein Problem«, murmelte er.
Nathaniel fuhr fort: »Ich bin nicht sicher, ob ich so eine Fähigkeit für bare Münze nehmen kann.«
Julia gab nicht nach. »Nun, es trug immerhin zur Klärung bei, dass Ihr nicht wirklich in die Verschwörung der Lilienritter verwickelt wart.«
Nathaniel schaute finster. »Das war eine verdeckte Ermittlung. Im Auftrag der Royal Four, wenn ich das hinzufügen darf.«
Dane hob noch einmal die Hand. »Wir alle wissen das, Nate. Aber ich muss schon sagen, dass Wyndhams Fähigkeit ziemlich beeindruckend ist. Ich habe noch nie erlebt, dass sie ihn getäuscht hätte.«
Stanton rieb sich die Schläfen. »Bis jetzt«, sagte er widerstrebend. »Ich kann sie nicht lesen.«
Dane lehnte sich zurück. »Herr im
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