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Gefährliches Geheimnis

Gefährliches Geheimnis

Titel: Gefährliches Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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Geländer des Zeugenstands und schaute auf Mills hinunter.
    »Vielen Dank, dass Sie uns Ihre Zeit geopfert haben«, sagte Mills klanglos. »Ich glaube nicht, dass ich Sie noch etwas fragen kann, was Sie nicht schon gesagt haben. Ihre Loyalität gereicht Ihnen zur Ehre.«
    Das war sarkastisch und ein taktischer Fehler.
    »Es ist nicht Loyalität!«, sagte Thorpe wütend. »Ich verachte diesen Mann! Aber persönliche Gefühle ändern nichts an meinem Urteil, dass er ein ausgezeichneter und pflichtbewusster Chirurg und ein Mann von hohem moralischen Charakter ist! Andernfalls hätte ich ihn nicht im Krankenhaus behalten!« Er musste nicht hinzufügen, dass er, wenn er einen Grund gefunden hätte, sich seiner zu entledigen, dies getan hätte, es war in seinen wütend blitzenden Augen und seinem verzerrten Gesicht unerfreulich deutlich zu sehen.
    »Vielen Dank«, murmelte Pendreigh und erhob sich halb von seinem Stuhl. »Keine weiteren Fragen, Euer Ehren.«

12
    »Was haben Sie von dem Pater erfahren?«, fragte Ferdi ihn begierig am nächsten Morgen, als sie bei einer Tasse Kaffee in einem der zahllosen Kaffeehäuser saßen. In Wien wurden mehr Kaffeesorten serviert, als Monk kannte, mit oder ohne Kakao, mit oder ohne Sahne, mit Schlagsahne, heißer Milch oder einem Schuss Rum. An diesem Morgen fegte ein scharfer Wind aus dem ungarischen Flachland durch die Stadt, der wie ein Messer auf die Haut traf, aber in seinem Inneren spürte Monk eine noch größere Kälte. Er hatte Kaffee mit Kakao und reichlich Sahne für sie beide bestellt.
    Ferdi wartete auf eine Antwort. Monk hatte in der Nacht lange mit sich gerungen und überlegt, wie viel er Ferdi erzählen sollte von der Wahrheit, derer er sich jetzt sicher war, obwohl er keinen Beweis dafür hatte und niemanden, der sie bezeugen konnte. Hatte das alles wirklich etwas mit Elissas Tod zu tun?
    »Herr Monk?«, fragte Ferdi noch einmal, stellte seine
    Kaffeetasse hin und sah ihn über den Tisch hinweg an. Monk brauchte Ferdis Hilfe. »Er hat es mir nicht direkt
    erzählt«, antwortete er langsam. »Er wusste vieles über die
    Zeit und die Menschen, aber einiges davon wurde ihm unter dem Siegel des Beichtgeheimnisses anvertraut.«
    »Dann haben Sie gar nichts herausbekommen?«, sagte Ferdi, und sein junges Gesicht wurde von Enttäuschung überschattet. »Ich … ich war mir sicher, Sie hätten etwas Schreckliches entdeckt. Sie wirken so … anders, als hätte alles Mögliche sich verändert … Gefühle …« Er hielt inne, verwirrt und ein bisschen peinlich berührt, dass er, ohne nachzudenken, über innere Qualen gesprochen hatte.
    Monk lächelte ein wenig und sah zu, wie die Sahne langsam mit seinem Kaffee verschmolz. »So viel kannst du aus meinem Gesicht und meinem Betragen lesen?«
    Ferdi zögerte. »Also … ich dachte es jedenfalls.«
    »Du kannst es tatsächlich«, gab Monk ihm Recht. »Und wenn ich es nicht leugnen würde, und du würdest mir Fragen stellen und gute Vorschläge machen in Bezug auf das, was ich weiß, würdest du dann behaupten, ich hätte dir irgendetwas erzählt?« Er schaute auf und erwiderte Ferdis Blick.
    »Oh!« Ferdis Miene spiegelte Begreifen wider. »Sie meinen, der Vater konnte es Ihnen nicht erzählen, aber von seinem Betragen und seinen Gefühlen her wissen Sie, dass Sie Recht haben! Verstehe.« Seine Augen umwölkten sich. »Und was war es? Es war hart, nicht wahr? Etwas Schreckliches über Ihren Freund Dr. Beck?«
    »Nein, nur ein wenig schäbig, und er wusste es und schämte sich. Was tragisch und vernichtend war« – Monk konnte kaum ein Wort finden, das stark genug war für die Dunkelheit, die er empfand – »bezog sich auf Elissa von Leibnitz. Wir haben damals nicht hier gelebt, wir standen nicht an ihrem Platz, also sollten wir nicht leichtfertig urteilen, und Gott weiß, ich habe vieles getan, für das ich mich schäme …«
    »Was?« Ferdi klang fast verängstigt. »Was hat sie gemacht?«
    Monk sah ihn unverwandt an. »Sie hat Dr. Beck geliebt, und sie wusste, dass das jüdische Mädchen Hanna Jakob ihn auch liebte; auch sie war tapfer und hochherzig … und vielleicht war sie lustig oder freundlich … ich weiß es nicht. Elissa verriet sie an die Behörden, die sie zu Tode folterten.« Er sah, dass alle Farbe aus Ferdis Gesicht wich, so dass es aschgrau war und die Augen tief in ihren Höhlen
    lagen. »Sie ging davon aus, dass Hanna zusammenbrechen und ihnen erzählen würde, wo die anderen waren, und sorgte dafür, dass diese

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