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Gefährliches Geheimnis

Gefährliches Geheimnis

Titel: Gefährliches Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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das Ferdi neben ihm stand und womöglich die gleiche Scham empfand.
    »Möchten Sie mit uns essen?«, fragte Frau Jakob leise, ebenfalls auf Englisch. »Das Essen ist fast fertig.«
    Monk war gerührt und fürchtete sich merkwürdigerweise auch. In diesem Raum herrschte ein Sinn von Tradition, von Zugehörigkeit, der ihn sehr anzog, womit er nicht zurechtkam, was er aber auch nicht als unwichtig abtun konnte. Er wollte ablehnen, sich entschuldigen und ein andermal wiederkommen, aber er hatte keine Zeit zu verlieren. Kristians Prozess konnte jeden Tag beginnen, fand womöglich schon statt, und er war der Frage, wer Elissa umgebracht hatte und aus welchem Grund, keinen Schritt näher gekommen. Er hatte einfach nichts, womit er zu Callandra zurückkehren konnte.
    Er warf einen Blick auf Ferdi, dann sah er Frau Jakob an.
    »Vielen Dank«, nahm er ihre Einladung an.
    Sie lächelte und entschuldigte sich, um in der Küche nach dem Rechten zu sehen.
    Das Essen, ein langsam gekochter Eintopf in einem tiefen Steinguttopf, wurde aufgetragen und mit Gebeten und Danksagungen serviert, die die Dienstboten einschlossen, die, wie es der Brauch zu sein schien, an der Mahlzeit teilnahmen. Erst danach nahmen sie das Gespräch wieder auf. Friede hatte sich über den Raum gesenkt, ein Gefühl der Zeitlosigkeit, ein Fortbestand des Glaubens, der Jahrtausende umspannte. Einige dieser Worte waren beim Brechen des Brotes Jahrhunderte vor
    Christi Geburt gesprochen worden, mit der gleichen Ehrfurcht vor der Schöpfung der Erde und vor der Erlösung des Volkes von der Knechtschaft und vor allem mit der gleichen Verehrung von Gott, der über allen Dingen herrschte. Diese Menschen wussten, wer sie waren, sie begriffen ihre Identität. Monk beneidete sie darum, und es machte ihm Angst. Er bemerkte, dass auch Ferdi bewegt und durcheinander war, weil es etwas in ihm anrührte, das älter war als bewusstes Denken oder Lehren.
    »Was können wir für Kristian oder Elissa tun?«, fragte
    Herr Jakob.
    Monk sagte die Wahrheit, ohne etwas anderes auch nur zu erwägen. »Elissa wurde umgebracht … ermordet …« Er ging nicht weiter auf ihren Schock ein. »Kristian wurde vor Gericht gestellt, weil er ein Motiv gehabt zu haben scheint und nicht beweisen kann, dass er woanders war. Ich glaube nicht, dass er so etwas getan hat, ganz egal, wie sehr er provoziert wurde, aber ich habe keine Beweise, die ich zu seiner Verteidigung vorlegen könnte.«
    Herr Jakob runzelte die Stirn. »Sie sagten ›provoziert‹, Herr Monk. Was meinen Sie damit?«
    »Sie spielte und verlor sehr viel mehr, als er sich leisten konnte«, antwortete Monk.
    Herr Jakob sah nicht überrascht aus. »Das ist traurig und gefährlich, aber vielleicht vorstellbar bei einer Frau, die die Leidenschaft und Gefahr der Revolution gekannt hat und diese gegen die Ruhe des häuslichen Lebens eintauschte.«
    »Ein häusliches Leben sollte genügen.« Zum ersten Mal ergriff Frau Jakob das Wort. »Etwas von sich zu geben ist das größte Glück. Es gibt immer Menschen, die einen brauchen. Dann die Gemeinschaft … und ganz egal, in welchem Alter sie sind, die Kinder brauchen einen, auch wenn sie etwas anderes behaupten.« Einen kurzen Augen-
    blick verdüsterte Traurigkeit ihre Miene, die Erinnerung an ihre Tochter, die ihrer Hilfe nicht mehr bedurfte.
    »Elissa hatte keine Kinder«, erklärte Monk.
    »Und sie war keine von uns«, fügte Herr Jakob freundlich hinzu. »Vielleicht gibt es in England nicht so eine Gemeinschaft wie bei uns.« Er wandte sich an Monk.
    »Aber ich gebe Ihnen Recht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Kristian ihr ein Haar gekrümmt hat.«
    Die Art der Morde drängte sich Monk mit aller Macht ins Bewusstsein. Zumindest Elissas Tod konnte ein Unfall sein, die Tat eines Mannes, dem nicht klar war, wie stark er war. Aber Sarah Mackesons Tod war vorsätzlicher Mord. Schnell erklärte er es ihnen und sah die Abscheu und den Kummer in ihren Gesichtern. Er hörte, dass Ferdi heftig einatmete, sah ihn aber nicht an.
    Frau Jakob warf ihrem Mann einen Blick zu.
    Er schüttelte den Kopf. »Trotzdem«, sagte er zornig,
    »ich kann es nicht glauben. Nicht die zweite Frau.«
    »Was?«, wollte Monk wissen. Angst nagte an ihm.
    »Was ist los?«
    Frau Jakob sah ihren Mann an, und der erwiderte ihren
    Blick.
    »Um Himmels willen, sein Leben könnte davon abhängen!«, sagte Monk mit wachsender Panik. Er sah, dass er versagte, dass ihm die letzte Chance aus den Händen glitt. »Was wissen

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