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Gefährliches Geheimnis

Gefährliches Geheimnis

Titel: Gefährliches Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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Sie?«
    Ging es um den Verrat? War er am Ende gar nicht so ein großes Geheimnis, wie Vater Geissner glaubte?
    »Ich weiß nicht, ob es hilft, und vielleicht macht es die Dinge nur noch schlimmer«, sagte Herr Jakob schließlich, die Augen voller Kummer.
    »Ich muss es auf jeden Fall wissen«, sagte Monk in die
    lastende Stille hinein. »Sagen Sie es mir.« Ferdi neben ihm schluckte.
    Herr Jakob seufzte. »Die Geschichte unseres Volkes ist voller Suche, Heimkehr und Vertreibung«, sagte er und sah nicht Monk an, sondern einen Punkt auf dem weißen Tischtuch und eine riesige Weltenbühne in seiner Phantasie.
    »Immer wieder sind wir Fremde in einem Land, das Angst vor uns hat und uns am Ende hasst. Wir sind ständig im Exil. In Ägypten, in Babylon und überall auf der Welt.«
    Monk hatte Mühe, geduldig abzuwarten. Es war die Leidenschaft des Gefühls, die verhinderte, dass er Herrn Jakob unterbrach, weniger die Achtung vor dessen Worten.
    »Wir sind seit mehr als tausend Jahren Fremde in Europa«, fuhr Jakob fort. »Auch heute noch sind wir Fremde, von vielen gehasst, trotz ihrer lächelnden Mienen und ihrer Höflichkeit. Einige aus unserem Volk haben wir an die Angst verloren, die Isolation, die unausgesprochene Abneigung.«
    Frau Jakob beugte sich ein wenig vor, als wollte sie ihn unterbrechen.
    »Ich weiß«, sagte er, sah sie an und schüttelte kaum merklich den Kopf. »Herr Monk will keine Lektion in jüdischer Geschichte hören, aber es ist notwendig, um zu verstehen.« Er wandte sich an Monk. »Sehen Sie, viele Familien haben ihre Namen geändert und ihre Lebens- weise, sie haben das Wissen unserer Väter preisgegeben und den katholischen Glauben angenommen, um ihren Kindern bessere Chancen zu bieten.«
    Monk verstand das, selbst wenn er es nicht bewunderte. Jakob sah dieses Verständnis in seinen Augen und
    nickte. »Die Familie Baruch war eine solche Familie.«
    »Baruch?«, wiederholte Monk. Er verstand nicht, was
    Jakob damit meinte.
    »Vor fast drei Generationen«, sagte Jakob.
    Plötzlich hatte Monk eine schreckliche Vorahnung dessen, was Jakob sagen wollte.
    Jakob sah es in seinen Augen. »Ja«, sagte er leise. »Sie änderten ihren Namen in Beck und wurden römisch- katholische Christen.«
    Monk war wie vor den Kopf geschlagen. Es war unglaublich, und doch konnte er keinen Augenblick daran zweifeln. Es war ungeheuerlich und absurd und ergab auf abscheuliche Weise Sinn. Es war ein Verleugnen der eigenen Identität, des Geburtsrechts, des Glaubens, der Tausende von Jahren überdauert hatte, aufgegeben nicht deshalb, weil man wirklich etwas anderes glaubte, sondern um des Überlebens willen, um sich den Verfolgern anzupassen und einer von ihnen zu werden.
    Und doch hätte Monk unter den gleichen Umständen – wenn er eine Frau und Kinder gehabt hätte, die er schützen musste – nicht aufrichtig schwören können, dass er anders gehandelt hätte. Vielleicht nicht um seinetwillen, sondern um der Eltern willen, die alt und verängstigt waren, schrecklich verletzlich, und um der Kinder willen, die einem vertrauten und für die man Entscheidungen treffen musste, bei denen es um Leben oder Tod ging … das war etwas anderes.
    Eine Frage drängte sich vor alle anderen. »Wusste
    Kristian es?«, wollte er wissen.
    »Nein«, sagte Herr Jakob mit einem reumütigen Lächeln. »Elissa wusste es. Hanna hat es ihr gesagt. Sie hatte einen Freund, dessen Großvater Rabbi war und sich für die alten Aufzeichnungen interessierte. Ich denke, Hanna wollte Elissa klarmachen, dass sie diejenige war, die nicht dazugehörte, nicht Hanna. Aber niemand hat es
    Kristian gesagt. Elissa hat ihn mehr als einmal beschützt. Sie war eine bemerkenswerte Frau. Es tut mir wirklich sehr Leid, zu hören, dass sie tot ist … und noch mehr, dass es ein Mord war und kein Unfall. Aber ich glaube nicht, dass Kristian so etwas tun würde.«
    Monk atmete tief durch. Hannas Familie wusste nichts von dem Verrat. Seine Kehle war plötzlich wie zugeschnürt vor Erleichterung, und seine nächsten Worte klangen heiser. »Nicht einmal, wenn sie es ihm jetzt erzählt hätte, ohne Vorwarnung, vielleicht, damit er sich ihr noch mehr verpflichtet fühlt?«
    Jakobs Gesicht verdüsterte sich. »Ich weiß es nicht«, sagte er leise. »Ich glaube nicht. Aber die Menschen tun merkwürdige Dinge, wenn sie heftig bedrängt werden, Dinge, die nicht zu ihnen passen, so wie wir sie kennen und wie sie sich selbst kennen. Ich hoffe nicht.«
    Monk blieb noch eine

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