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Gefährliches Geheimnis

Gefährliches Geheimnis

Titel: Gefährliches Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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angezogen erscheinen. Man hat Freunde. Es gibt Pfandhäuser …«
    Etwas erstarb in seinem Gesicht. »Verstehe«, flüsterte er.
    »Ich glaube, sie konnte nichts dafür«, fuhr Callandra freundlich fort und hörte sich selbst ungläubig zu. Sie ver- teidigte die Frau, die Kristian zur Verzweiflung und in den Schatten des Schuldturms getrieben hatte; er würde wo- möglich des Mordes angeklagt werden. »Mr. Pendreigh …«
    Er konzentrierte sich wieder auf sie und sah sie an, ohne jedoch etwas zu sagen.
    »Mr. Pendreigh, wir müssen alles in unserer Macht
    Stehende tun, um Dr. Beck zu helfen. Sie haben gesagt, Sie glauben nicht, dass er schuldig ist. Dann muss es jemand anders gewesen sein.«
    »Ja …«, sagte er, und fuhr schroffer fort: »Ja … natürlich.« Er hatte Mühe, sich zu konzentrieren. »Was ist mit dem Künstler, Allardyce? Ich denke nur ungern, dass er es war, aber es ist durchaus möglich. Elissa war äußerst schön …« Einen Augenblick versagte ihm die Stimme, und es kostete ihn große Mühe, sie unter Kontrolle zu bringen. »Männer waren von ihr fasziniert. Es war nicht nur ihr Gesicht, es war eine … eine Vitalität, eine Liebe zum Leben, eine Energie, die ich nie bei jemand anderem erlebte. Allardyce hat sie sehr gerne gemalt. Vielleicht wollte er mehr als das, und sie hat sich ihm verweigert. Er könnte …« Er formulierte den Gedanken nicht zu Ende, aber es war klar, was er sagen wollte. Es überraschte Callandra nicht, dass er es nicht in Worte fassen konnte.
    Aber Monk hatte ihr gesagt, dass Allardyce über seine Zeit Rechenschaft ablegen konnte. Er hatte den Abend im Bull and Half Moon in Southwark verbracht, Kilometer weit weg von der Acton Street, auf der anderen Seite der Themse.
    »Er war es nicht«, erklärte sie Pendreigh. »Die Polizei kann das beweisen.«
    Pendreigh runzelte nachdenklich die Stirn, was zwei tiefe Furchen zwischen seine Augenbrauen grub. »Dann sind wir wieder bei der einzig logischen Antwort … Der Anschlag galt eigentlich Sarah Mackeson. Wenn die Polizei das nicht bis zum Ende verfolgt, müssen wir Monk beauftragen, es zu tun. Es gibt etwas in ihrem Leben, in ihrer Vergangenheit, was einen früheren Liebhaber, einen Rivalen oder einen Gläubiger dazu gebracht hat, einen Streit anzufangen, der mit einem Mord endete. Dort liegt der Grund! Wir müssen ihn finden!«
    »Ich werde natürlich mit William sprechen«, meinte Callandra mit einem Eifer, der sie selbst ebenso überzeugen sollte wie Pendreigh. »Er sagte, sie sei anscheinend eine sehr hübsche Frau gewesen, und ihr Leben verlief ein wenig … planlos.« Ein Euphemismus, den er, wie sie hoffte, verstand. Sie wollte nicht schlecht über Sarah Mackeson sprechen, und doch hoffte sie von Herzen, dass die Antwort so einfach war.
    Pendreigh seufzte. Er war dermaßen unglücklich, dass der ganze Raum von Kummer erfüllt war, was einen sehr viel stärkeren Eindruck machte, als wären alle Bilder im Raum mit Crepe verhüllt oder alle Spiegel zur Wand gedreht und die Uhren angehalten worden.
    »Zurückweisung kann dazu führen, dass Menschen unvernünftig handeln«, fuhr Callandra leise fort, »sogar gegen alles, was sie wirklich wünschen oder glauben. Aber nachträgliche Reue macht die Tat nicht ungeschehen und bringt das, was zerstört wurde, auch nicht zurück.«
    Er vergrub das Gesicht in den Händen und verbarg seine Gefühle. »Nein, natürlich nicht«, sagte er mit erstickter Stimme. »Wir müssen retten, was noch zu retten ist.«
    Sie war unsicher, ob sie aufstehen und sich entschuldigen sollte, oder ob es freundlicher wäre, ein paar Augenblicke zu warten, statt ihn zu zwingen aufzustehen, wie es die Höflichkeit verlangt hätte, bevor er Zeit gehabt hatte, sich zu sammeln. Sie hatte Hunger und hätte gerne noch ein paar Gurkensandwiches gegessen, aber das wäre merkwürdig herzlos erschienen, also ließ sie sie liegen. Stattdessen saß sie aufrecht auf der Stuhlkante und wartete, bis er bereit war, sie mit so viel Würde zu verabschieden, dass er sich hinterher ohne Verlegenheit daran erinnern konnte.
    Monk und Runcorn saßen am folgenden Tag zusammen in Runcorns Büro. Sie waren beide müde und gereizt, nachdem sie den Vormittag und den frühen Nachmittag damit verbracht hatten, durch den stetigen Regen den Spuren von Menschen wie Elissa Beck, Männern und Frauen, von einer Spielstätte zur nächsten zu folgen. Die Sucht nach der Aufregung des Risikos und dem winzigen Anteil an Geschicklichkeit machte

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