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Gefährliches Geheimnis

Gefährliches Geheimnis

Titel: Gefährliches Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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machte sich nicht die Mühe, hinzuzufügen, wie sehr Sir Oliver Rathbone Kristian schätzte. Rathbone war mehr als ein Kollege oder Freund, er war ein Verbündeter in den Kämpfen, die sie ausgefochten hatte, und seine Leiden- schaft für die Gerechtigkeit war der ihren ebenbürtig.
    »Er ist in Italien«, sagte Monk grimmig, »und bleibt vielleicht noch ein oder zwei Wochen. Wir können es uns nicht leisten, so lange zu warten. Selbst wenn er rechtzeitig zurückkommt, hat er womöglich andere Verpflichtungen.«
    Sie sah ihn bekümmert und mit wachsender Panik an.
    »Wer ist genauso gut?«
    »Ich weiß nicht«, musste er zugeben. Sie hatten sich stets an Rathbone gewandt, egal, wie der Fall lag oder was das Problem war.
    »Wir müssen Erkundigungen einziehen. Ich fange morgen früh an, sobald ich jemanden fragen kann. Wir dürfen keine Zeit verlieren.«
    Sie würden weit mehr als nur Zeit brauchen, aber das sagte er nicht.
    »Ich komme mit Ihnen«, sagte Callandra entschieden. Monk dachte an die Ablehnungen. Viele Anwälte
    würden darauf hinweisen, dass es ein vergeblicher Kampf
    sei und die Aussicht auf Erfolg äußerst gering wäre.
    »Callandra …«, setzte er an.
    Sie starrte ihn an. »Sie werden meinen Einfluss brauchen, William«, sagte sie mit unendlicher Würde. »Und mein Geld. Ich bin mir vollkommen bewusst, mit welchen Einwänden man uns begegnen wird, und Sie können mich nicht davor schützen, ohne mich gleichzeitig zu sinnlosem Nichtstun zu verdammen. Wenn Sie glauben, Sie würden es ohne mich schaffen, sind Sie naiv.«
    Er kapitulierte, ohne sich auf einen sinnlosen Streit einzulassen. »Pendreigh glaubt nicht, dass Kristian schuldig ist«, sagte er ruhig.
    »Wir könnten damit anfangen, dass wir seinen Rat ein- holen. Es wird ihm, allein um Elissas guten Rufes willen, sehr viel daran liegen, wie dieser Prozess geführt wird.«
    »Dann sollten wir bei ihm anfangen«, sagte Callandra entschlossen. »Ich schicke beim ersten Tageslicht meine Karte und bitte um die Erlaubnis, ihn so bald wie möglich aufzusuchen.« Sie wandte sich an Hester. »Möchten Sie mitkommen?«
    »Natürlich«, erwiderte Hester. »Wir sind bereit, sobald Sie nach uns schicken.« Sie berührte Callandra leicht am Arm, eine Geste außerordentlicher Zärtlichkeit. Callandra wandte sich ab, als seien Gefühle jetzt mehr, als sie ertragen konnte.
    »Komm.« Monk wandte sich zur Tür, und Hester folgte ihm. »Es ist Zeit, dass wir nach Hause gehen und überlegen, was wir Pendreigh morgen sagen.« Er wandte sich an Callandra. »Wir sind um acht Uhr fertig. Schicken Sie eine Nachricht, und wir kommen dorthin, wo Sie es wünschen.«
    »Vielen Dank.« Callandra klingelte, das Gesicht immer noch dem Feuer zugewandt, nach dem Dienstmädchen.
    Monk folgte Hester nach draußen, und das Mädchen führte sie zur Tür und half ihnen in die Mäntel. Draußen war es rau, kalte Böen peitschten den Regen vor sich her. Monk spürte, dass ihn ein Frösteln ergriff, das aber nur bis an den Rand seines Bewusstseins vordrang. Sehr viel tiefer allerdings, während er sah, wie Hester vor ihm in das helle Licht der Straßenlaterne und den böigen Regen trat, drang die Erkenntnis, wie sehr Callandra sich sorgte. Diese Sorge ging sehr viel tiefer als Bewunderung, Loyalität oder Freundschaft, so kostbar diese auch waren. Dies war eine Wunde, die womöglich nicht heilte, ein Schmerz in ihrem Herzen, den weder er noch Hester erreichen konnten, um ihn zu lindern.
    Er schloss zu Hester auf und schob seine Hand unter ihren Arm, spürte ihre Reaktion und passte seine Schritte ihren an. Sie hatte es die ganze Zeit gewusst, und er verstand, warum sie es ihm nicht gesagt hatte.
    Am Morgen frühstückten sie früh, und Monk ging zur nächsten Straßenecke, um die Morgenausgaben der Zeitungen zu kaufen. Er überflog die Titelseiten und dann jeweils die zweite und dritte Seite.
    Kristians Verhaftung wurde mit keinem Wort erwähnt, ebenso wenig wie der ganze Fall. Monk kehrte nach Hause zurück, unsicher, ob er wirklich erleichtert sein sollte oder ob es nur ein Aufschub des Unvermeidlichen war. Gab das Schweigen ihnen die Zeit und die Chance, entlastende Beweise zu finden, bevor die Presse alle Unschuld und Zweifel zerstörte?
    Es schien unendlich viel vergeudete Zeit zu vergehen, bis es höflich an die Tür klopfte und Monk hinauseilte, um zu öffnen. Callandras Kutscher stand vor der Tür und sagte, sie hätten eine Verabredung mit Fuller Pendreigh in seinen Räumen im

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