Gefährliches Spiel der Versuchung
der Wand und versperrte ihm den Weg zur Tür. »Sie werden nirgendwo hingehen, Lord Jervis.«
»Spielen Sie nicht die verdammte Heldin, Miss Sloane.« Jervis bemerkte, dass er in die Ecke gedrängt war, und fügte mit schriller Stimme hinzu: »Ich habe nicht die Absicht, Sie zu verletzen, aber ich schwöre, dass ich die Waffe im Notfall benutzen werde.« Er befeuchtete sich die Lippen. »Ich habe bei Ludwig von Mulenberg gelernt, einem berühmten preußischen Fechtmeister. Glauben Sie mir, Sie werden als Hackfleisch enden, wenn Sie es wagen, sich mir in den Weg zu stellen.«
»Von Mulenberg?« Plötzlich klirrte Stahl auf Stahl, und das Echo hallte von den Wänden wider. »Der konnte doch noch nicht mal mit heißer Klinge ein Stück Butter durchschneiden.«
Unter dem Druck ihres Angriffs fiel Jervis einen Schritt zurück. Er glitt seitwärts, täuschte an und versuchte, ihren waffenführenden Arm zu treffen.
Shannon parierte den Vorstoß mit Leichtigkeit. »Sie müssen sich um eine einfallsreichere Kombination bemühen, Sir.«
Sein flackernder Blick verriet, wie verwirrt er war. »Wer zum Teufel sind Sie?«
»Niemand, mit dem Sie gern ein Tänzchen wagen würden.« Mit der Klinge zeichnete sie die Spur einer tödlichen arrebata in die Luft. »Setzen Sie sich, Lord Jervis, solange Ihre Beine sich noch am Torso befinden.«
Eine zögerliche punta sopramano diente als Eröffnung; Shannon konterte mit einer betäubenden Kombination, die ihm beinahe das Schwert aus der Hand schlug. »Sie sollten hier derjenige sein, der die Röcke trägt.«
Jervis fluchte voller Wut, stürzte sich nach vorn und zielte mit der Spitze seiner Waffe direkt auf ihr Herz.
Mit einer heftigen Drehung des Handgelenks wehrte sie die Klinge ab. Noch bevor Jervis die Balance wiederfinden konnte, platzierte sie einen harten Hieb, der ihn in die Knie zwang. Wirbelnd blitzte die Klinge durch die Luft, und ein letzter harter Schlag beförderte das Schwert aus seiner Hand.
Er stolperte rückwärts an die Wand. Schweiß hatte sich auf dem modisch gelockten Haar seiner Stirn abgesetzt, und seine Arroganz hatte sich in schieren Unglauben verflüchtigt.
»Gehen Sie zurück zu den anderen, Lord Jervis.« Während sie die Waffe senkte, dachte Shannon bereits darüber nach, welche Vorkehrungen sie noch treffen sollte, um das Herrenhaus vor Angriffen zu schützen. Wie sie Orlov berichtet hatte, zweifelte sie nicht daran, dass sie D'Etienne lediglich mit einer Fleischwunde in die Flucht geschlagen hatte. Mehr als verletzten Stolz hatte sie also kaum bewirkt.
Mano a mano. Getrennt marschieren, vereint zuschlagen. Der Franzose war es nicht gewohnt, im Zweikampf zu unterliegen. Noch dazu einer Frau.
Als sie sich wieder umdrehte, bemerkte sie, dass Jervis' Blick immer noch verzweifelt umherirrte. Er sprang auf, als er die Pistole auf dem Kuriositätenkabinett entdeckte.
Verdammt. Er hatte keine Chance.
Shannons Röcke wirbelten herum. Sie zog das Messer aus ihrem Stiefel und warf es mit tödlicher Kraft. Ein silberner Pfeil, ein todbringendes Zischen - mit unbeirrbarer Zielsicherheit flog die Waffe durch die Luft. Wie ein Falke.
Zack. Die Spitze drang durch Knochen und Fleisch, nagelte Jervis' Hand förmlich fest.
Er schrie vor Schmerz und krümmte sich mit ausgebreitetem Arm auf die Mahagoni-Intarsien.
Im Bruchteil einer Sekunde war Shannon bei ihm. »Hören Sie auf zu jammern wie ein abgestochenes Schwein«, murmelte sie, riss das immer noch wackelnde Messer aus seiner Hand und zerrte ihn auf die Füße. »Schließlich werden Sie es überleben«, fügte sie hinzu und rüttelte ihn am Kragen, um sein schmerzhaftes Stöhnen zu unterdrücken.
»Ich bin wirklich froh, dass ich mir keine Freiheiten Ihnen gegenüber erlaubt habe, Mademoiselle Sloane.« De Villiers lehnte sich an das Gemäuer. Seine Miene war unlesbar. »Denn ich hatte keine Ahnung, dass Zweikampf zur Grundausbildung englischer Gouvernanten gehört. Vielleicht sollte der Prinzregent ganz offiziell ein Regiment ...«
»Sparen Sie sich Ihre geistreichen Bemerkungen für später«, schnappte Shannon und schob Jervis zum Comte hinüber. »Verbinden Sie ihm die Hände, bevor das Blut auf den kostbaren Teppich tropft.«
Talcott gab ein leise würgendes Geräusch von sich und drückte sich das Taschentuch auf die zitternden Lippen. »Grundgütiger ... Sie sind wirklich verrückt.«
»Im Gegenteil. Sie ist wirklich zauberhaft«, murmelte der Comte.
»Ich habe meine Zweifel, dass Sie in
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