Gefährliches Spiel der Versuchung
gelöst und fiel ihr schwer ins blasse Gesicht; sie sah aus wie eine halb ertrunkene Krähe. Und klang noch schlimmer. »Tu irgendwas!«, kreischte sie.
Jervis duckte sich noch tiefer in den Stuhl.
»Er ist nicht zu einer höflichen Plauderei aufgelegt«, meinte Shannon.
»Ich brauche Laudanum!«, krächzte er und streckte die Hand mit dem blutgetränkten Verband in die Höhe. »Sie hat mir beinahe die Hand abgeschnitten.«
»Nur einen oder zwei Finger«, murmelte Shannon.
Orlovs Mund zuckte, als Lady Sylvias Lippen sich zu einem entsetzten »Oh« formten und sie sich neben ihren Freund plumpsen ließ.
»Und wo wir endlich alle zusammen sind, Mylady, schlage ich vor, dass Sie uns berichten, was hier vor sich geht«, befahl Orlov. »Ohne jede Verzögerung, wenn ich bitten darf. Denn sonst müsste ich das Verhör Miss Sloane überlassen.«
Lady Sylvia zuckte zusammen. »Nein, nein, ich werde alles erklären!«, schluchzte sie. »Ich gebe zu, dass wir in der Absicht hier aufgetaucht sind, die Kinder zu entführen. Randall hat mir geholfen, den Plan auszuarbeiten ...«
Jervis protestierte schwach.
»Aber ich schwöre, dass wir nicht die Absicht hatten, Emma und Prescott ernsthaft zu verletzen! Sie beide haben die Sache unerwartet kompliziert gemacht. Dann hatte Randall die Idee, Sie zu bitten, sich der Jagdgesellschaft anzuschließen. Er sollte Sie tagsüber draußen auf der Heide beschäftigen, während ich einen Weg finde, die Kinder von ihrer Großmutter und Miss Sloane fortzulocken.«
»Es war ein gefährlicher Schachzug, eine alte Lady unter Drogen zu setzen«, warf Shannon ein. »Sie hätten einen Herzstillstand provozieren können.«
»Aber es waren doch nur ein paar Tropfen!«, widersprach Lady Sylvia.
»Und was soll all der Ärger?«, hakte Orlov nach, obwohl er sich die Antwort schon denken konnte.
»Ich bin in Geldnot. Verzweifelter Geldnot!« Sie warf Orlov einen flehenden Blick zu. »Meine Schulden in der Stadt wachsen immer weiter, genau wie die Ungeduld der Gläubiger. Sie haben ja keine Ahnung, wie knauserig meine Tante ist! Nur weil sie die Gesellschaft gemieden hat, hat sie keinerlei Verständnis für die enormen Ausgaben, die erforderlich sind, wenn man zur Welt der Schönen und Reichen gehört. Ich hatte einfach keine Wahl.«
Lady Sylvia spürte die Kälte in Orlovs starrendem Blick und beendete ihre Litanei. Aber nach einem Moment des Schweigens begann sie jedoch aufs Neue.
»Es sollte alles ganz harmlos sein. Randalls Diener sollte sich verkleiden, sodass Helen und Annabelle ihn nicht erkennen. Er sollte die Kutsche überfallen, die Kinder rauben und sie in die verlassene Hütte eines Wildhüters bringen, die wir während unserer morgendlichen Ausritte entdeckt hatten. Dann sollte eine Lösegeldforderung folgen, die Lady Octavia anweist, wo sie das Geld zu deponieren hatte. Die Summe war nicht besonders hoch. Und wir dachten, dass wir sogar ihre Gunst erlangen können, indem wir die Geldübergabe übernehmen.« Sie biss sich auf die Lippe. »Auf dem Papier schien alles so einfach. Außerdem müssen Sie wissen, dass wir niemals vorhatten, Waffen zu benutzen. Den Kerl, der die Kutsche attackiert hat, habe ich noch nie zuvor gesehen. Das schwöre ich!«
»Und doch liegt der Kutscher ermordet in seinem Blut.« Orlov runzelte die Stirn. »Es ist sehr unwahrscheinlich, dass irgendein Fremder sich zufällig genau Ihre Kutsche ausgesucht hat. Hat sonst jemand von Ihren Plänen erfahren?«
Plötzlich machte Annabelle ein Geräusch, als hätte sie Schluckauf. Ein unangenehmer Schauer kroch ihm den Rücken hinauf.
»Miss Annabelle?«, fragte er sanft. »Haben Sie irgendetwas zu sagen?«
Die Erwähnung des Mörders schien das Mädchen zu Tode geängstigt zu haben. »Nein, nein, nein, das kann nicht sein!«, stammelte sie. »Er ist ein Gentleman! «
Shannon fluchte atemlos - ein Echo seiner eigenen Gefühle.
»Der Gentleman, den Sie heimlich im Wald getroffen haben? Lord ... Nobody?«
Talcott richtete sich weit genug auf, um Helen anzubellen. »Du warst verpflichtet, ein Auge auf die Göre zu haben! Du solltest darauf achten, dass ihr nicht irgendein Simpel aus Yorkshire unter die Röcke geht.«
»Ich bin es wirklich leid, ständig dafür zu sorgen, dass die Familie von Skandalen verschont bleibt!«, gab Helen kühl zurück. »Wie wäre es, wenn du ein bisschen Verantwortung für das Desaster übernähmest, anstatt dauernd nach der Flasche zu greifen oder nach den Spielkarten?«
Sie
Weitere Kostenlose Bücher