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Gefährliches Spiel der Versuchung

Gefährliches Spiel der Versuchung

Titel: Gefährliches Spiel der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Pickens
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mittelalterlichen Sammlung ab, lockerte ihr Mieder und tastete nach der Kerze, die sie in ihrem Hemd versteckt hatte. Mehrere Lagen Wolle und Leinen waren wirklich ein Hindernis. Ihr Bein schmerzte, und das Durcheinander der versengten Röcke machte sie nur langsamer. Als der Docht aufflammte, zerrte sie sich das Kleid vom Leib und schmiss es zur Seite.
    Orlov blieb stehen, um einen Blick auf ihre eng anliegenden Hirschlederhosen zu werfen. »Hat dir schon mal jemand gesagt, wie fantastisch du in Leder aussiehst?«
    »Hör auf, meine Beine anzustarren! Du solltest lieber das Schloss zum Weinkeller aufstemmen.«
    »Ich würde mir lieber ein Schlückchen aus deinen köstlichen Kurven gönnen.« Sein Lachen kitzelte sie förmlich am Ohr. Zart, sinnlich. Zu sinnlich. Shannon musste sich auf ihre militärische Taktik konzentrieren und nicht darauf, wie seine Lippen sich auf ihrer zerkratzten Wange angefühlt hatten. Seltsam, aber im Korridor hatte sie für eine flüchtige Sekunde geglaubt, er habe gesagt ...
    Inmitten des krachenden Feuers musste sie seine Worte missverstanden haben. Alexandr Orlov hatte an seiner Abneigung gegenüber gefühlsmäßigen Verstrickungen keinen Zweifel gelassen. Ja, sie waren Freunde. Und Geliebte. Aber sobald der Rauch sich verzogen hatte, würde er zu neuen Abenteuern aufbrechen. Und zu einer neuen Eroberung.
    Shannon zog sich zurück. »Wenn du noch länger flirtest, werden wir alle mit aufgeschlitzter Kehle enden.«
    »Ein ernüchternder Gedanke.« Orlov ließ den Blick durch den Lichtkreis der Kerze schweifen, entdeckte ein längliches Eisen inmitten von alten Holzfässern, schnappte es sich und schob es durch die eiserne Lasche. Eine rasche Drehung, und es brach auf.
    »Scottie, komm her und halte die Flamme hoch«, rief er.
    Shannon reichte dem Jungen die Kerze und kam ungeschickt an Orlovs Seite. Zusammen rückten sie die Alefässer von der Wand. Das Gitter war vollkommen verrostet, der Eingang zum Tunnel hing voller Spinnweben, und überall tappte man in die Hinterlassenschaften der Mäuse. Sie schaute genauer hin und stellte fest, dass der Durchlass so schmal war, dass man kriechen musste.
    »Wann ist der Tunnel zum letzten Mal benutzt worden?«
    »Vor einigen Jahren«, gestand die Witwe ein.
    »Mir gefällt nicht, wie er aussieht«, sagte Shannon langsam. »In feuchtem Klima wie hier ist der Erdboden wahrscheinlich nicht stabil. Die kleinste Erschütterung könnte einen Zusammenbruch auslösen.«
    Orlov löste die letzte Schraube und rückte den Rost zur Seite. »Sieht aus, als wäre er in den Fels gehauen worden«, rief er, legte sich auf den Bauch und rutschte hinein. Seine Stimme klang seltsam gedämpft, vielmehr so, als wäre er mit Seide umhüllt und nicht von Felsgestein. »Man kommt aber leicht durch. Scheint nicht weit entfernt zu sein.«
    »Alex, komm da raus!«, rief Shannon, obwohl sie wusste, dass es unvernünftig war, sich so unbehaglich zu fühlen. »Und zwar sofort.«
    Ein paar Sekunden später tauchte er wieder auf, das Haar mit Schmutz überdeckt und noch anderen Dingen, die sie nicht näher untersuchen wollte. »Was ist los?«
    »Ich ... ich weiß nicht recht.« Shannon verlagerte das Gewicht, kam sich recht dumm vor. Verdammt noch mal, ihre Nerven waren offenbar so zittrig, dass die Erde unter ihren Füßen zu tanzen schien. Sie belastete das verletzte Bein kaum noch, hoffte, ihre Gedanken beruhigen zu können. Aber das Zittern verstärkte sich nur noch mehr. Ein unerklärliches Rumpeln, wie Donnergrollen eines rasch heraufziehenden Gewitters, dröhnte durch die Mauern.
    Ihre Knie knickten ein, als die Macht einer ohrenbetäubenden Explosion sie nach vorn schleuderte. Orlov fing sie auf und linderte die Wucht des Aufpralls, als sie beide gegen das eiserne Gatter stürzten. Rauch und Asche waberten durch den Tunnel; der ätzende Gestank der verbrannten Chemikalien mischte sich unter den erdigen Geruch des verfaulenden Laubes. Das Geräusch erstarb als dumpfes Grollen in ihren Ohren.
    »Lady Octavia!« Es dauerte einen Moment, bis die grauen Schießpulverschwaden sich verzogen hatten.
    »Hier!« Der silbergraue Haarschopf tauchte unter einer Werkbank auf. »Und noch alles beieinander.«
    »Wie wir alle, dank Shannon!«, rief Orlov zurück. »Woher hast du das gewusst?«
    Sie konnte es ihm nicht erklären, noch nicht einmal sich selbst. »Irgendwie habe ich gespürt, dass dir Gefahr droht.«
    »Ein Merlin mit Zauberkräften«, murmelte er, tastete mit den Fingern an

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