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Gefährliches Spiel der Versuchung

Gefährliches Spiel der Versuchung

Titel: Gefährliches Spiel der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Pickens
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der zarten Kette um ihren Hals und strich zärtlich über den Silberfalken. »Sieht so aus, als wärest du mein Glücksbringer.«
    Ihr Puls pochte an seinen Fingern. Es jagte ihr einen Schauder über den Rücken, als sie begriff, dass sie Orlov beinahe verloren hätte.
    »D'Etienne hatte offenbar Gelegenheit, die Terrassen genau zu inspizieren, während wir anderweitig beschäftigt waren«, meinte Orlov lauter. »Seiner Wachsamkeit entgeht offenbar nichts.«
    Wieder lief es ihr kalt über den Rücken.
    »Setz dich«, befahl Orlov. »Deine Beine brauchen Erholung.« Er vertrieb den Staub von einer Werkbank.
    »Ich brauche nicht ...«
    »Setz dich!«, befahl er wieder. »Oder muss ich dich erst von den Beinen reißen?«
    Shannon stützte sich mit der Hüfte an das verschrammte Holz.
    Orlov lehnte sich zu ihr, ließ eine Hand leicht auf ihrem Schenkel ruhen. Seine Berührung war ihr unendlich vertraut geworden. Wenn diese Mission endlich abgeschlossen war ...
    Nein, darüber wollte sie sich erst dann den Kopf zerbrechen, wenn die Zeit gekommen war. Trotz seines neckischen Geplänkels hatte sie in Orlovs Augen entdecken können, dass er den Ernst der Lage ebenfalls erkannt hatte. Es schien, als habe D'Etienne seine Taktik geändert. Es kümmerte ihn nicht mehr, die Kinder lebendig in die Finger zu bekommen.
    Frustriert ballte Shannon die Hände zu Fäusten. Denn wenn der Tunnel praktisch versiegelt war, gab es für sie keinen Weg mehr nach draußen.
    Aber D'Etienne konnte nach innen durchbrechen. Nur - warum sollte er das Risiko eines Zweikampfs eingehen? Es würde Stunden dauern, bevor sie Unterstützung aus dem Dorf bekämen. Angesichts seiner tödlichen Fähigkeit mit Explosivstoffen wäre er in der Lage, eine Reihe Sprengsätze anzubringen, die diesen Bereich des Herrenhauses über ihren Köpfen zum Einsturz bringen würde.
    Offenbar stand ihr der Schrecken ins Gesicht geschrieben, denn Orlov begann, eine geistliche Melodie zu pfeifen. Händel. Feuerwerksmusik.
    Shannon spürte, wie ihr Blick sich mit stummem Gelächter füllte.
    »Machen Sie sich keine Sorgen, Lady Octavia«, verkündete er, »wir werden schon einen Weg nach draußen finden. Und wenn ich mit einem Teelöffel den Weg nach China kratzen muss.« Er schritt den Bereich des Arbeitszimmers ab, blieb an der Tür stehen, die zur Hütte führte, in der das Feuerholz gelagert wurde.
    »Sorgen? Hmm.« Lady Octavia hatte zwar ihren Stock verloren, aber keinesfalls ihre beherzte Entschlossenheit. »Falls dieser Kerl sich einbildet, er könne die Mutter eines Angus McAllister mit einem armseligen Feuerwerk in Angst und Schrecken versetzen, dann sollte er besser noch mal gründlich nachdenken.«
    Emma schüttelte sich den Ruß aus den Zöpfen. »Onkel Angus' Feuerwerke machen einen viel lauteren Knall«, verkündete sie mit einem gewissen Stolz.
    »Das liegt daran, dass er sich besonders anstrengt, die Zutaten vorzubereiten«, ergänzte Prescott. »Er hat behauptet, dass es nicht nur Wissenschaft ist, sondern auch eine Kunst.«
    Eine ganz und gar tödliche Kunst. Shannon beobachtete, wie Orlov sich mit dem Messer an dem Riegel und an dem dicken Türrahmen zu schaffen machte.
    »Hat keinen Sinn«, meinte er ohne aufzuschauen. »Wir bräuchten eine starke Explosion, um die Tür aus den Angeln zu hauen.« Bevor sie die Frage stellen konnte, schüttelte er den Kopf. »Ich habe nur noch einen kleinen Rest Pulver für die Pistole. Noch nicht mal ausreichend, um ein Loch in die Eiche zu sprengen.«
    Prescott räusperte sich. »Mr. Oliver?«
    »Ja, mein Junge?«
    »Würde es helfen, wenn wir einen Haufen eigenes Schießpulver machen könnten?«
    »Oh, das würde uns sogar sehr helfen.«
    »Ich habe mal gesehen, wo Onkel Angus seine Vorräte an Salpeter, Schwefel und Kohle aufbewahrt.«
    »Und wo er den Schlüssel zu der Kassette versteckt hat«, mischte Emma sich ein, »obwohl wir gar nicht wissen dürfen, dass er solche Sachen im Haus unterbringt.« Sie biss sich auf die Lippe. »Ich weiß, dass wir nicht hätten hineinlugen dürfen. Ob Onkel Angus uns schimpfen wird?«
    »Nein, aber ihr dürft es nicht zur Gewohnheit werden lassen, herumzuspionieren«, bemerkte Shannon. Offenbar hatte McAllister sich die größte Mühe gegeben, die gefährlichen Substanzen vor seiner Nichte und seinem Neffen zu verbergen. Wie auch immer, aus eigener haarsträubender Erfahrung hätte er damit rechnen müssen, dass die Kinder sich wie magisch zu unentdeckten Geheimnissen hingezogen

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