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Gefährliches Spiel der Versuchung

Gefährliches Spiel der Versuchung

Titel: Gefährliches Spiel der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Pickens
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auch weiterhin erstrahlen, aber an seinen Ohren hatten sich bestimmt königliche Blasen gebildet, wenn das Treffen vorüber war. Und einmal mehr hätte sich erwiesen, dass die mangelnde Verständigung zwischen dem russischen und englischen Geheimdienst in einem Desaster geendet hatte.
 
    Shannon drückte sich in die Polster der wartenden Kutsche und versuchte zu verhindern, dass ihr Blick verstohlen zum Seitenfenster glitt. Alexandr Orlov brachte nichts als Ärger. Diesen verdammten Kerl wollte sie niemals wiedersehen! Was war der Mann anderes als ein Vorbote böser Ereignisse?
    Sie biss die Zähne zusammen. Vor allem war er eine Gefahr für ihren Seelenfrieden, so viel war sicher.
    Sie wandte den Blick von den fluchenden Hafenarbeitern ab, vorbei an Fässern mit Fleisch und Rum, die an den vertäuten Holzsparren entlangrollten. Jeder auf eigene Faust, wiederholte sie stumm. Orlov stand allein für sich, aber sie hegte keinerlei Zweifel daran, dass der Russe selbst inmitten eines fremdländischen Hafens keine Schwierigkeiten haben würde, den Kopf über Wasser zu halten.
    Ihre Sorge sollte vielmehr der Frage gelten, wie sie die kommende Begegnung mit Lord Lynsley überstehen sollte. Obwohl der Auftrag nicht wegen ihr gescheitert war, war sie sich weit weniger sicher, wie er ihre Hilfstätigkeiten beurteilen würde. Natürlich konnte sie den Teil ihres Berichts aussparen, der von ihrem zeitweiligen Begleiter handelte. Wie auch immer - selbst wenn der Kapitän des Schiffes es nicht für nötig hielt, den zusätzlichen Passagier zu erwähnen, kam es nicht infrage, dem Marquis guten Gewissens irgendwelche Tatsachen zu verschweigen.
    Gewissen. Zum Teufel noch mal! Hartgesottene Krieger behandelten solche Empfindungen als verfluchte Unbequemlichkeiten. Vielleicht hatte Lynsley recht gehabt, als er ihre geistige Zähigkeit angezweifelt hatte.
    Solch beunruhigende Grübeleien hielten sie während der endlosen Stunden beschäftigt, in denen sie durch die Landschaft rumpelte. Der Fahrer, eine hagere Gestalt mit einem Gesicht so ledern wie die Zügel, unterbrach die Reise nur so lange, wie er brauchte, um die Pferde zu wechseln und einen hastigen Becher Tee zu bestellen. Dennoch war es schon weit nach Anbruch der Dämmerung, als die Kutsche durch ein Tor in eine Auffahrt einbog und schließlich stehen blieb.
    »Wir sind da!«, rief der Mann und kletterte vom Bock.
    Nach der aufgewühlten See und der rumpelnden Kutsche fühlten Shannons Knie sich ein wenig wacklig an. »Danke«, murmelte sie. Sie hoffte, dass niemand bemerkt hatte, wie sehr ihr schwankender Körper nach Halt suchte.
    »Gehen Sie rein. Erstes Zimmer rechts.«
    Ein Blick zeigte ihr, dass es sich bei dem Herrenhaus um ein stattliches Gemäuer handelte, das von ausgedehnten Gärten umgeben war. Aus den Fenstern drang kein Licht, und außer den Grillen und dem einsamen Schrei einer Eule störte kein Geräusch die ländliche Stille.
    Ein seltsamer Ort für einen Rapport vom Schlachtfeld, dachte Shannon. Lord Lynsleys Entscheidungen waren allerdings oft unvorhersehbar, ein Zug, der sicher erheblich zu seinem außerordentlichen Erfolg in der Kunst des Krieges beitrug.
    Aber sie war zu erschöpft, um sich längere Zeit damit zu beschäftigen, die Beweggründe des Marquis' zu einem Bild zusammenzufügen, schulterte ihren Seesack und klopfte sanft an eine getäfelte Tür.
    »Treten Sie ein.« Die warme weibliche Stimme hieß sie willkommen.
    Shannon zog die Stirn kraus, griff nach dem Riegel, während die andere Hand unwillkürlich zur Pistole an der Innenseite ihres Umhangs glitt.
    »Die Reise muss Sie sehr erschöpft haben!« Eine kleine gedrungene Frau mit krausem grauem Haar, das unter der Morgenhaube vorlugte, huschte durch die Eingangshalle. »Wärmen Sie sich am Feuer, während ich ein paar Erfrischungen bestelle. Außerdem bin ich mir sicher, dass Sie ein heißes Bad und eine weiche Matratze willkommen heißen würden.« Sie gluckte mütterlich wie eine Henne um Shannon und klingelte mit dem silbrigen Glöckchen. »Schiffsreisen können furchtbar unbequem sein. Ich hoffe, dass Sie nicht zu sehr zur Seekrankheit neigen ... Das schaukelnde Hin und Her hat in mir immer das Gefühl geweckt, nicht mehr zu wissen, wo oben und wo unten ist.«
    Shannon fühlte sich tatsächlich ein wenig benommen. »Ich ...«
    »Bestimmt fragen Sie sich, wo Seine Lordschaft steckt.«
    Shannon nickte stumm, als sie den Seesack auf den türkischen Teppich stellte und ihre steifen Finger

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