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Gefährliches Spiel

Gefährliches Spiel

Titel: Gefährliches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Marie Rice
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nach Kiefern, die sich hier Hunderte von Meilen weit über das Land erstreckten, ohne irgendwelche Industrie. Der Mensch hatte hier nur ganz leicht in die Natur eingegriffen, ähnlich wie in Sibirien. Die Erde wäre besser dran, wenn die Menschheit einfach verschwinden würde.
    Arkady glaubte das mit allem, was noch von seiner Seele übrig geblieben war.
    Der Kapitän verstand seinen Job. Das Schiff hatte die Lichter gelöscht, aber es fuhr in die kleine Bucht, als wenn es auf einen Parkplatz rollte. Arkady blickte über Bord und war überrascht, einen langen Landungssteg zu sehen. Es gab keine anderen Boote, tatsächlich überhaupt nichts anderes, nur diesen einsamen langen Landungssteg, der ins Meer ragte.
    Am Ufer wartete ein Lastwagen. Unauffällig, mit ein paar Dellen und Kratzern und insgesamt ziemlich schmutzig. Die Nummernschilder waren mit Dreck unkenntlich gemacht. Arkady hatte allerdings keinerlei Zweifel, dass das Herz des Lastwagens, sein Motor, ein Topmodell war.
    Er kletterte die Leiter hinab und wartete still, während zwei Besatzungsmitglieder den Behälter brachten und ihn auf einen vierrädrigen Lastkarren setzten. Sie arbeiteten geschickt und schnell und bewegten sich in der Dunkelheit, als wäre es helllichter Tag.
    Arkady sah zu, wie sie den Behälter in einem verborgenen Fach im hinteren Teil des Lastwagens verstauten. Bis sie die Trennwand entfernten, hatte es keinen Hinweis auf dieses geheime Fach gegeben. Misstrauische Grenzbeamte würden den Lastwagen schon außen und innen vermessen müssen, um das Versteck zu entdecken. Arkady war noch nie in Nordamerika gewesen, aber er wusste, dass die Grenzkontrollen zwischen den Vereinigten Staaten und Kanada nur sehr sporadisch ausfielen, egal, wie sehr die Sicherheit an den Flughäfen erhöht worden war.
    Es gab kaum genug Platz für einen Stuhl und sechs Mineralwasserflaschen. Arkady würde es nicht so bequem wie bisher haben, aber es war auch nur für kurze Zeit. Und er hatte Schlimmeres überlebt, viel Schlimmeres.
    Sie würden es überstehen. Der Wor hatte an alles gedacht.
    Für eine Sekunde, hier in der eisigen kanadischen Kälte und der klaren Nacht, in der die Milchstraße ein wolkiges Band am Himmel bildete, fühlte sich Arkady eins mit dem Universum.
    Er musste noch einen letzten Anruf machen. Der Fahrer des Lastwagens hatte ihm gesagt, dass es in Vermont zwar geschneit habe, die Straßen aber frei seien. Sie sollten in etwa achtzehn Stunden, morgen am späten Nachmittag, in Parker’s Ridge ankommen. Er zog sein letztes nicht nachverfolgbares Handy heraus, das rote.
    Wie immer war Arkady glücklich, die Stimme des Wors zu hören.
    „Wir haben weiter Glück mit dem Wetter.“ Er sah zu dem pechschwarzen Winterhimmel hinauf. „Strahlender Sonnenschein, warmer Wind. Die Wettervorhersage sagt, dass das Wetter ungefähr achtzehn Stunden halten wird.“
    „Großartige Nachrichten, mein Freund. Ich sehe dich also bald.“
    Das rote Handy ereilte dasselbe Schicksal wie seine Vorgänger. Die SIM-Karte wurde unter einem Wacholderbusch vergraben, der Rest des Handys unter seinem Stiefel zertreten und in den Atlantik geworfen. Arkady sah zu, wie die Wellen, die das Plastik verursacht hatte, sich kreisförmig ausdehnten, dann langsam verschwanden.
    Die letzte Phase einer Kette von Ereignissen, die die Welt verändern würden.
    Der Kapitän und die Mannschaft waren schon zurück auf dem Schiff, das drehte, um wieder in Richtung offener See zu fahren. Sie waren effiziente Helfer gewesen. Arkady würde dies dem Wor berichten. Es würde weitere Reisen geben. Der Kapitän würde sich bald als sehr reicher Mann zur Ruhe setzen können.
    Arkady blieb allein mit dem Lastwagenfahrer zurück, der auf seine Anweisungen wartete.
    „Fahren wir“, sagte Arkady leise auf Englisch, und der andere Mann nickte.
    Mit einem letzten Blick auf den Nachthimmel stieg Arkady in das geheime Fach und wartete darauf, mit der tödlichen Fracht eingeschlossen zu werden.
    29. November
    Harlan’s Motel, dreißig Meilen vor Parker’s Ridge
    Endlich kam der Morgen. Das mattgraue Sonnenlicht, das durch die rissigen Fensterläden drang, ließ das Zimmer nicht besser aussehen. Es betonte die Flecken und die abgetretenen Stellen im Teppich, die Risse an den Gipswänden und den dünnen Staubfilm überall.
    Es war ein erbärmliches kleines Motelzimmer, das anonymste und billigste, das er hatte finden können. Auch wenn Nicholas Ames’ Foto vor vier Tagen kurz in den Nachrichten zu

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