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Gefährliches Spiel

Gefährliches Spiel

Titel: Gefährliches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Marie Rice
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sehen gewesen war, ähnelte der Mann, der in Harlan’s Motel eingecheckt war, doch in nichts dem geschniegelten Geschäftsmann mit dem rasierten Gesicht, dem gestylten Haar, dem Achthundert-Dollar-Anzug und dem Kaschmirmantel auf dem Fernsehbildschirm.
    Nick Ireland hatte sich seit Tagen nicht rasiert oder geduscht oder auch nur seine Haare gekämmt. Als also ein großer Mann in schwarzen Jeans, einem schwarzen Rollkragenpullover, einem billigen schwarzen Parka und mit wirrem Haar und Bartstoppeln im Gesicht in das Motel eincheckte, hatte der picklige Teenager hinter dem Tresen kaum sein Männermagazin aus der Hand gelegt, um ihn anzusehen.
    Nick registrierte sich als John Smith.
    Das war eine Provokation, genau wie es eine Provokation war, in einem Umkreis von dreißig Meilen von Parker’s Ridge zu bleiben. Er hatte versprochen, am Tag zuvor nach D.C. zurückzufahren. Heute erwartete sein Chef ihn zur Einsatznachbesprechung.
    Wenn seine Partner erfuhren, dass er noch hier war, würden sie ihn vermutlich erschießen. Wenn sein Boss in Washington es wüsste, würde er ihn rausschmeißen.
    Gestern wäre er beinahe schon zurückgefahren. Doch irgendeine dumme sentimentale Anwandlung, ein seltsamer Zwang, hatte dafür gesorgt, dass er zur Beerdigung hiergeblieben war, und Di Stefano hatte ihm sehr deutlich gesagt, was er davon hielt.
    Er hatte die Beerdigung und damit Charity ein letztes Mal gesehen, war von dem Hügel heruntergeklettert und in seinen Geländewagen gestiegen. Nun, es war der Geländewagen des Killers, der in D.C. der Spurensicherung übergeben werden sollte.
    Nick hatte auch wirklich vorgehabt loszufahren.
    Gegen vier Uhr nachmittags war die Beerdigung zu Ende gewesen. Er hätte überhaupt nicht hingehen sollen, denn die Fahrt nach Hause dauerte bestimmt zehn Stunden. Vielleicht nur acht, wenn er beim Fahren seine Frustration abbauen wollte.
    Wie auch immer – er hatte eine lange Nacht auf der Straße vor sich.
    Und doch kam er nur bis zu der Abfahrt, die ihn direkt auf die Schnellstraße nach Burlington bringen würde, bevor er an den Straßenrand fuhr und eine Viertelstunde lang mit laufendem Motor im Geländewagen saß. Die wenigen Fahrzeuge, die an diesem eisigen Tag, der gegen Abend noch mehr Schnee versprach, unterwegs waren, rauschten an ihm vorbei. Niemand schenkte ihm Beachtung, und genau so sollte es sein.
    Er war schließlich tot.
    Er saß und saß. Er wusste, dass jede Minute, die er hierblieb, die Reise nur länger machte. Er wusste, dass er sich so selbst um den kurzen Schlaf brachte, den er haben konnte, bevor er seinen Hintern zur Nachbesprechung ins Hauptquartier bewegen musste.
    Und auch wenn sein Fuß auf dem Gaspedal lag und seine Hand auf dem Schalthebel und es lediglich zwei Kilo Druck von seinem Fuß brauchte, um das Auto Richtung Burlington die Straße hinunterschießen zu lassen, so konnte er es doch nicht tun. Er verbrachte eine ganze verdammte Stunde an dieser verdammten Kreuzung, bis er schließlich wütend und entnervt den Geländewagen wendete und zu dem anonymsten Motel fuhr, das er finden konnte, wo er es sich für fünfundvierzig Dollar die Nacht schlecht gehen lassen konnte.
    In seinen Tagen bei der Delta Force hatte Nick einiges mitgemacht. Er hatte einmal siebzig Tage in Afghanistan verbracht, auf dem Boden geschlafen und in ein Loch geschissen, das er selbst gegraben hatte. Dieses Zimmer war in gewisser Weise schlimmer.
    Er versuchte, die Schamhaare in der Dusche zu ignorieren, ebenso wie den leichten Kloakegeruch aus dem Abflussrohr. Er hatte angefangen, sich mit dem dünnen Handtuch abzutrocknen, hörte aber auf, als er die braunen Flecken darauf entdeckte.
    Immer noch halbnass war er zurück ins Zimmer gegangen und hatte sich nackt auf die eine Seite des Bettes gesetzt. Gott allein wusste, wie viele Handlungsreisende sich auf diesem Bettüberwurf einen runtergeholt hatten. Er brauchte etwas, um die Keime abzutöten. Glücklicherweise hatte er beim 7-Eleven angehalten und etwas eingekauft. Eine Flasche Whiskey für fünf Dollar, totaler Fusel. Genau das, was er heute Abend brauchte.
    Er schraubte die Flasche auf und sah sich nach einem Glas um. Das einzige, was er fand, war fleckig und angeschlagen. Mit einem Schulterzucken hob er die Flasche an die Lippen und nahm einen langen Zug. Es brannte den ganzen Weg hinunter, also nahm er noch einen.
    Irgendwas ziemlich Schlimmes würde passieren. Nick war der weltgrößte Experte, was ziemlich schlimme Dinge anging. Er

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