Gefährliches Spiel
einzige Hochzeitsnacht. Diese Nacht würde nie wiederkommen. Jede Extravaganz war gerechtfertigt.
Sie drehte sich vor dem Spiegel, glücklich über das, was sie sah. Ihre Haut schimmerte rosig, und ihre Augen strahlten. Heute Nacht war sie wunderschön, so wie es alle Bräute an ihrem Hochzeitstag sein mussten.
Als sie mit ihren Vorbereitungen fertig war, war es fünf und schon vollkommen dunkel draußen. Der Tisch war gedeckt, die Speisen standen für die Mikrowelle bereit, und sie ging langsam durch das Haus und zündete feierlich alle Kerzen im Schlafzimmer und im Wohnzimmer an.
Sie dachte bei jeder Kerze einen kleinen Wunsch. Für so viele Dinge. Für ein langes, glückliches Leben mit Nick. Für gesunde Kinder und die Erfahrung und Klugheit, sie zu lehren, aufrechte und ehrenwerte Menschen zu werden. Für den Mut, sich den Schwierigkeiten des Lebens zu stellen. Und mit der letzten Kerze wünschte sie Tante Vera Klarheit und Ruhe.
So. Alles war perfekt. Das Haus strahlte. Sie strahlte. Nun musste sie nur noch warten. Aber es war unglaublich schwierig, geduldig zu sein. Sie setzte sich und sprang sofort wieder auf, als hätte der Stuhl selbst sie wieder herauskatapultiert.
Nach einer Stunde des Herumtigerns ließ sie sich schließlich mit einem Glas Weißwein auf dem Sofa nieder, um ihre Nerven zu beruhigen. Sie nippte langsam, genoss die fruchtige Kühle, die ihr durch die Kehle glitt. Ein zweites Glas wäre schön, aber sie wollte nicht, dass Nick zu einer angetrunkenen Braut nach Hause kam.
Eine weitere Stunde verging. Im Kamin musste Holz nachgelegt werden. Sie hatte sich gerade hingekniet, um Zweige und ein kleines Scheit in die Glut zu schieben, als sie auf der Straße ein Auto hörte.
Mit klopfendem Herzen sprang sie auf und rannte zur Tür, aber das Auto fuhr vorbei. Es war nicht Nick. Enttäuschung brannte durch ihren Körper.
Ihr Herz hatte bei dem Gedanken, dass Nick den Weg heraufkam, angefangen zu pochen, und sie musste einige Zeit warten, bis es sich wieder beruhigt hatte. Es war so schwer, geduldig zu sein! So schwer, allein zu sein.
Wow.
Bei dem Gedanken musste sie sich hinsetzen. Nicht mehr sich selbst genug zu sein, sondern für sein emotionales Gleichgewicht auf jemand anderen angewiesen zu sein, war ein ganz neues Gefühl. Als Einzelkind war sie es seit ihrer Geburt gewohnt, nur sich selbst zu haben. Das hatte ihr nie etwas ausgemacht. Im Gegenteil, sie hatte es gemocht, allein zu sein, und es nie als bedrückend empfunden.
Wenn Charity sich jemandem hätte beschreiben sollen, der sie nicht kannte, wäre eines der ersten Attribute, die sie genannt hätte, ihre emotionale und intellektuelle Unabhängigkeit gewesen.
Eine Woche mit Nick, und all das gehörte der Vergangenheit an. Neuer Liebhaber, neues Leben, neues Selbst.
Sie warf einen kurzen Blick zu ihrem Bücherregal hinüber. Es interessierte sie nicht, was da alles stand. Sie hatte zwei neue Bücher von ihren Lieblingsautoren, aber sie konnte sich zu keinem Fünkchen Begeisterung durchringen. An einer Wand gab es ein Regal mit jeder Menge CDs, aber der Gedanke, sie allein und nicht in Nicks Armen anzuhören, war fast schmerzhaft.
Keine Bücher, keine Musik, keine Filme konnten es mit Nick aufnehmen. In einer Woche war er zum Mittelpunkt ihres Lebens geworden. Ihr Grund zu leben. Es war ein erschreckender und berauschender Gedanke. Erschreckend, weil ihr klar wurde, dass sie nun von jemand anderem abhängig war. Berauschend, weil Nick sie liebte und sie nie wieder allein sein würde.
Ein weiteres Auto fuhr vorbei, aber es war wieder nicht Nick.
Sie trug keine Uhr – wer brauchte in der Hochzeitsnacht schon eine Uhr –, aber auf der Standuhr an der Wand verstrichen die Minuten, während sie die Zeiger beobachtete, wie sie ihre Runden drehten. Acht Uhr. Neun Uhr.
Offensichtlich dauerte das Geschäftstreffen, oder was immer es war, länger als sonst. Sollte sie versuchen, ihn anzurufen?
Charity hatte nicht vor, eine klammernde Ehefrau zu werden, also entschied sie sich dagegen.
Zehn Uhr. Das war … seltsam. Nick war ein höflicher Mann. Er wusste genau, dass sie jetzt schon seit fünf Stunden auf ihn wartete. Es schien undenkbar, dass er sie nicht wissen lassen würde, dass er später kam. Selbst wenn er in seine Arbeit vertieft war, sollte ein kurzer Anruf doch möglich sein. Oder er könnte jemand anderen bitten, sie anzurufen, zum Beispiel seine Sekretärin.
Elf Uhr. Charity hielt es nicht mehr aus und rief ihn auf dem
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