Gefährliches Talent: Kriminalroman
Meinst du nicht?«
»Tja, ich weiß auch nicht. Das ist zu hoch für mich.«
»Wie heißt seine Tochter denn, Jamie? Ich nehme an, sie hat ihren Nachnamen geändert.«
»Nein, sie heißt Alix London.«
»Alix London«, wiederholte Ted. »Ich schreibe es mir auf. Und sieh zu, was du sonst noch rauskriegen kannst.«
KAPITEL 4
Der Tag hätte gar nicht besser anfangen können. Chris hatte Alix mit Chauffeur abgeholt und sie waren zusammen zum Flughafen gefahren, wo Chris’ schimmernder, weißer Privatjet – nun ja, ein Gulfstream G200, der ihr zu einem Sechzehntel gehörte – auf sie wartete. Aus irgendeinem Grund waren beide gut aufgelegt und in Plauderstimmung und so scherzten und lachten sie während der ganzen Fahrt. Als Alix das Flugzeug von innen sah, murmelt sie nur: »Wow.« Auf Hochglanz poliertes Mahagoni und weiches, schwarzes Leder. Als sie saßen, schlug die Stimmung aber plötzlich um. Der Pilot, Craig Soundso, kam aus dem Cockpit, um sich vorzustellen und sie zu begrüßen. Alix mochte ihn auf Anhieb. Er war groß, adrett, mit sandfarbenem Haar, einem akkurat gestutzten Schnäuzer und sanften braunen Augen. Er schien überrascht zu sein, Chris zu sehen. Er riss die Augen auf, aber strahlte sie dann sofort an. Chris’ Reaktion hätte unterschiedlicher nicht sein können. Als sie ihn sah, versteinerte ihr Gesicht.
»Oh nein«, sagte sie leise, eher zu sich selbst, aber Craig hatte sie ganz offensichtlich gehört und bemerkt, wie sie sich versteifte. Sein anfänglich schüchternes, aber freundliches Lächeln erstarrteund mit monotoner Stimme rasselte er, während er fast die ganze Zeit an die Decke starrte, Standardinformationen über Notausgänge, Schwimmwesten, Sicherheitsgurte, Toilette, Getränke und Snacks herunter.
»Was war das denn um Himmels willen?«, fragte Alix, als er ins Cockpit zurückging. »Ist er kein guter Pilot?«
»Das ist ein Blödmann«, murrte Chris. »Ein Idiot, ein Trottel, ein totaler Hohlkopf.«
»Ach so, das ist ja beruhigend«, sagte Alix. »Und ich hatte schon Angst bekommen, mit ihm zu fliegen.«
Aber der bis dahin so freundlichen, geschwätzigen Chris war die Lust auf Scherze vergangen. Sie machte schnell klar, dass sie über das Thema nicht weiter reden wollte, und war während des ganzen Flugs so gesprächig wie ein Fisch.
Und so wurde der Flug, auf den Alix sich eigentlich gefreut hatte – drei behagliche, müßige Stunden, um Chris besser kennenzulernen –, eine herbe Enttäuschung, langweilig und angespannt. Endlos. Als die Maschine endlich auf der Landebahn des kleinen Flughafens von Santa Fe aufsetzte, seufzte sie erleichtert, aber auch da wurde es nicht besser.
Im Terminal wartete Liz Coane auf sie, mit rotem Kopf und entgleisten Gesichtszügen (War sie etwa angetrunken? Es war nicht mal zwei Uhr), und verkündete überschwänglich, sie habe den von Chris georderten Wagen mit Chauffeur abbestellt und würde sie persönlich zum Hotel fahren. Als Liz den Piloten erblickte, kreischte sie vor Überraschung, warf ihre Arme um seine Schultern und gab ihm einen feuchten Kuss (mit Zunge). Der völlig perplexe Craig reagierte, als hätte ihm ein Warzenschwein die Zunge in den Hals geschoben. Unwillkürlich verzog er das Gesicht und schreckte zurück. Alix hatte den Eindruck, dass er sich am liebsten den Mund mit dem Handrücken abgewischt hätte.
Aber Liz bemerkte davon nichts. »Du brauchst doch auch eine Mitfahrgelegenheit in die Stadt, Craig.« Sie ließ ihren Blick liebevoll zwischen Chris und Craig hin- und herschweifen und grinste vergnügt. Ja, sie hatte ganz sicher schon einen oder zwei intus,dachte Alix. »Stellt euch vor, wir drei wieder zusammen. Hier in Santa Fe. Das wird toll, so wie in den guten, alten Zeiten.«
»Was für gute, alte Zeiten?«, fragte Craig frostig. »Und falls du mich mitnehmen wolltest, danke, aber ich muss mich um die Maschine und die Papiere kümmern.« Er drehte sich um und ging in Richtung Terminal.
Chris war ein wenig höflicher, aber nur ein wenig. »Es war wirklich nicht nötig, uns abzuholen. Der Mietwagen hätte vollkommen gereicht.«
»Mann, liebt mich denn keiner mehr?«, fragte Liz. »Ich dachte, ich würde euch einen Gefallen tun.«
»Na ja, wir wissen das natürlich zu schätzen, Liz«, sagte Chris ein wenig freundlicher. »Es war gut gemeint.« Sie seufzte. »Also gut, danke. Wo hast du geparkt?«
Alix hätte beinah etwas gesagt. Der Gedanke, dass die nicht ganz nüchterne Liz sie chauffieren
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