Gefährliches Talent: Kriminalroman
Fälscherhandwerks.«
Wie üblich nahm er diese Spitze gelassen und sogar mit Humor hin. »Das ist aber gar nicht nett von dir«, sagte er mit seinem unverschämt gewinnenden Lachen, »mir mein Versagen als Vater vorzuwerfen.«
Sie wurde ganz steif. Meinte er wirklich, er hätte als Vater nur in
dieser
Beziehung versagt? Da gab es aber noch eine Menge wesentlich schlimmerer Verfehlungen. Er hatte es zwar im Spaß gesagt, aber trotzdem bewegte er sich auf gefährlichem Terrain.
Trotzdem, er war so ein charmanter alter Schurke, dass sie einfach lachen musste. »Das spielt jetzt sowieso alles keine Rolle mehr. Wir wissen ja jetzt, dass das Bild gefälscht ist. Ich werde es Chris sagen – die sehe ich gleich – und dann ist mein Job erledigt.«
»Dein Job vielleicht. Aber bist du denn gar nicht neugierig? Willst du dich denn nicht vergewissern, was den Katalog angeht?«
»Klar bin ich neugierig. Wenn ich wieder in Santa Fe bin und noch Zeit habe, gehe ich noch mal zum Museum und sehe mir den Katalog an.«
»Es geht nicht nur darum, deine Neugier zu befriedigen, weißt du«, sagte er etwas ernster. »Findest du nicht, du bist moralisch dazu verpflichtet, das Museum darüber zu informieren?«
Ach ja, mein Vater, der Moralapostel
, dachte sie grimmig. Es war schon erstaunlich, dass dieser Mann sie im einen Moment zum Lachen und im nächsten Augenblick auf die Palme bringen konnte. Sie hätte beinah etwas darauf erwidert, aber biss sich auf die Zunge.
Er schnalzte missbilligend, sagte aber nichts. Sie wusste, er dachte nach. »Alix, sagt dir der Name Clara Simons etwas?«
»Nein, wieso?«
»Sie war früher Archivkuratorin am Smithsonian, wo sie häufig vom FBI beauftragt wurde, fragwürdige Dokumente zu begutachten. Wie der Zufall so will, arbeitet sie jetzt in der Kunstabteilung des Santa Fe College. Sie ist eine alte Freundin von mir und ich könnte sie bitten, sich den Katalog mal anzusehen. Wie heißt die Galerie und von wann ist der Katalog? Und wie heißt das Bild?«
»Galería Xanadu, November 1971,
Felsen auf der Ghost Ranch
… Aber meinetwegen brauchst du das nicht zu tun. Es interessiert mich wirklich nicht so sehr.« Das stimmte nicht ganz, aber es tat gut, sich ein bisschen zickig zu geben.
Er ließ einen tiefen, traurigen Seufzer hören. »Was um alles in der Welt habe ich nur falsch gemacht?«, stöhnte er.
Irgendwann sage ich’s dir mal
, dachte sie. Es gab da so einiges, was sie noch immer schwer belastete und was sie mal zur Sprache bringen, klären und ein für alle Mal vom Tisch haben wollte.
Aber nicht jetzt. »Bis dann, Geoff, und danke für die Hilfe. Pass auf dich auf«, sagte sie so liebevoll, wie sie es nur wenige Tage vorher kaum über sich gebracht hätte. Und ein paar Jahre früher wäre diese Warmherzigkeit vollkommen undenkbar gewesen.
»Fahr vorsichtig, Liebes«, waren seine letzten Worte.
KAPITEL 14
Chris nahm die Nachricht gelassen auf. »Na ja, es ist ja keine große Überraschung«, sagte sie. »Nach allem, was Sie gesagt haben, wäre ich schon sehr erstaunt gewesen, wenn es sich als echt herausgestellt hätte. Tja, dann müssen Sie wohl ein anderes Bild für mich ausfindig machen.«
Zufrieden saß sie auf der Terrasse vor dem Zimmer auf einem Adirondack-Stuhl und genoss die Aussicht. Die war so spektakulär wie angekündigt. Die Sonne würde erst eine halbe Stunde später untergehen, aber der Himmel war schon rosig überhaucht und die schräg einfallende Nachmittagssonne tauchte die Felsen in farbiges Licht und modellierte die Schluchten mit scharfen Schatten. Die Luft war klar, sauber und prickelnd – jedoch nicht so kalt – wie an einem sonnigen Januarmorgen mit glitzerndem Neuschnee.
»Es ist wirklich wunderschön hier«, murmelte Alix, während sie die Landschaft bewunderte.
»M-hm.« Chris zeigte auf einen Beistelltisch aus Holz, auf dem ein beschlagener Eiskübel mit einer Flasche Weißwein stand. »Pinot Grigio. Ein guter Tropfen aus Italien. Ich habe auf Reisen immer das Notwendigste dabei. Gläser habe ich aber nicht mitgebracht. Holen Sie sich einen Zahnputzbecher aus dem Bad und setzen Sie sich.«
Dankbar folgte sie der Aufforderung und eine Zeit lang saßen beide da, tranken kühlen, trockenen Wein aus Plastikbechern und ließen die Aussicht auf sich wirken.
»Es war ein ziemliches Abenteuer, was?«, sagte Chris schließlich. »So was Aufregendes habe ich seit Langem nicht mehr erlebt.«
»Mir geht’s genauso. Passiert nicht jeden Tag,
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