Gefaehrliches Verlangen
gibt dir Gelegenheit, dir in Ruhe zu überlegen, wie ein Leben ohne Marc aussehen könnte, und andere Alternativen in Erwägung zu ziehen.«
»Drei Monate ohne Marc ändern nichts an meiner Entscheidung.«
Ich wende mich Marc zu und merke erst jetzt, dass er meine Hand losgelassen hat. Statt wütend zu sein, wirkt er eher nachdenklich, und das macht mir Angst.
»Marc! Du ziehst das doch nicht ernsthaft in Erwägung.«
»Mir leuchtet durchaus ein, was dein Vater sagt. Diese Trennung gibt dir Gelegenheit, dir zu überlegen, was du wirklich willst. Vielleicht findet sich da draußen jemand ganz anderes, mit dem du dein Leben verbringen willst.«
»Nein! Ich liebe nur dich, Marc. Sonst niemanden. Du bist der Mann, mit dem ich zusammen sein will.« Mir kommen die Tränen, die ich mit einer unwirschen Geste abwische. Wenn Marc mich wirklich liebt, wie will er dann diese lange Zeit ohne mich überstehen?
Behutsam wischt Marc mir eine einzelne Träne ab und legt den Arm um mich. Seine Wärme tröstet mich, wenn auch nicht lange.
»Ich weiß doch, wie wichtig dir der Segen deines Vaters ist, Sophia. Und wenn eine Trennung hilft, ihn von der Tiefe unserer Zuneigung zu überzeugen, werde ich diese Phase notgedrungen überstehen.« Er wendet sich Dad zu. »Aber ich stelle ebenfalls eine Bedingung. Ich muss sicher sein können, dass Sophia nichts zustößt. Ich muss sie mit Kameras überwachen können, um mich davon zu überzeugen, dass es ihr gut geht. Trotzdem werde ich mich von ihr fernhalten.«
»Gut.«
Ich schüttle den Kopf. »Nein, Dad, das Ganze ist absolut unnötig. Wieso begreifst du nicht, dass wir uns lieben und auch eine Trennung nichts daran ändern wird?«
»Ich will, dass du dir hundertprozentig sicher bist, bevor du eine Bindung eingehst, die für den Rest deines Lebens Bestand haben soll.«
Dads Tonfall und seine entschlossene Miene sprechen Bände – es ist genau derselbe Gesichtsausdruck wie bei Mums Begräbnis, als wir uns den Blumenschmuck nicht leisten konnten und deshalb ihren Lieblingsrosenstrauch abschneiden mussten, um den Sarg damit zu schmücken. Er wird seinen Entschluss nicht rückgängig machen, weil er der festen Überzeugung ist, dass er das Richtige tut und mich mit diesem Schritt vor einem schrecklichen Fehler bewahrt.
Ich klammere mich an Marc, während mir bewusst wird, dass es kein Zurück gibt. Drei Monate getrennt voneinander, sonst verwehrt Dad uns seinen Segen.
Annabel und Denise sehen mich mitfühlend an.
»Drei Monate«, murmle ich wie betäubt.
»Denise hat es ja bereits gesagt. Dein Stück läuft noch bis März. Das gibt dir Zeit, dich auf deine Karriere zu konzentrieren. Und wenn ihr danach immer noch genauso füreinander empfindet, überdenke ich meinen Entschluss noch einmal.«
»An unseren Gefühlen füreinander wird sich nichts ändern. Aber gut. In Ordnung. Ich bin einverstanden. Doch nur, weil ich will, dass du siehst, was für ein wunderbarer Mann Marc ist. Dass er sich an sein Versprechen dir gegenüber hält. Und dass wir uns nach den drei Monaten immer noch lieben werden.«
❧ 36
D ad erlaubt uns, zumindest einmal pro Woche eine halbe Stunde lang zu telefonieren. Mehr nicht. Sehen dürfen wir uns nicht. Und die Trennung beginnt noch heute.
Ich greife nach Marcs Hand, doch ich spüre die Berührung kaum, weil ich immer noch völlig schockiert bin.
Marc scheint tief in Gedanken versunken zu sein. Vermutlich bereitet er sich bereits innerlich auf die Zeit ohne mich vor.
»Wollen wir das wirklich tun?«, flüstere ich, als sich die anderen ins Wohnzimmer setzen.
»Es könnte sogar ganz gut für uns sein. Eine Beziehungspause hilft dir, über deine Zukunft nachzudenken. Darüber, ob ich ein Teil davon sein soll oder nicht.«
»Natürlich sollst du das, Marc. Ich liebe dich.«
Marcs Kiefer spannt sich an. In diesem Moment ist meine Angst, seine Liebe zu mir könnte nicht stark genug sein, verschwunden. Auch ihm setzt die Aussicht auf die bevorstehenden Monate gehörig zu, das steht fest. Er geht nur anders damit um als ich – indem er versucht, kühlen Kopf zu bewahren.
»Ich liebe dich auch.« Wir setzen uns aufs Sofa.
In diesem Moment klopft es an der Tür.
Ich versteife mich. Womöglich taucht Genoveva noch ein zweites Mal auf. Aber als die Tür aufgeht, dringt Jens fröhliche Stimme in den Raum. »Hallooooo, allerseits! Frohe Weihnachten!«
Sie trägt ein rotes Kleid mit weißem Pelzbesatz und hat Tüten voller Geschenke und Wein
Weitere Kostenlose Bücher