Gefaehrliches Verlangen
das ich gestern mit Marc ausgesucht habe, und Sammy bekommt eine Plastikfigur, die sich in sämtliche Richtungen biegen lässt. Als Letzter bekommt Marc sein Geschenk.
»Es ist nur eine Kleinigkeit.« Plötzlich ist es mir peinlich, dass alle zusehen. Das Geschenk ist in schwarzem Seidenpapier verpackt und kommt mir albern und geradezu lächerlich mickrig vor.
Marc schüttelt lächelnd den Kopf. »Ich dachte, ich hätte gesagt, dass ich nichts will.«
»Na ja, ich habe es ignoriert.«
Das vertraute Grinsen erscheint auf seinem Gesicht. »So?«
»Ja. Na ja, da war ich längst schon fertig damit. Also … mach es auf.«
Marc schlägt das Papier beiseite.
»Das hast du selbst gemacht?« Er nimmt ein handgeflochtenes Armband aus schwarzer und silberfarbener Seide mit eingearbeiteten Efeublättern aus Silber und einer silbernen Schließe heraus.
»Ja. Es ist nur eine Kleinigkeit, aber es hat mir großen Spaß gemacht, es zu basteln. Ich hoffe, es gefällt dir.«
» O ja.« Marc legt es sich ums Handgelenk.
Wie sehr ich seine Handgelenke liebe, so schmal und kräftig zugleich.
»Du brauchst es ja nicht ständig zu tragen. Na ja, es ist nichts Besonderes.« Ich werde rot.
»Für mich schon. Jetzt wird es Zeit für dein Geschenk.« Er tritt zum Baum und zieht ein kleines, hauchdünnes Viereck in golden-silbernem Geschenkpapier mit einem üppigen Mistelzweig hervor.
»Hübsche Verpackung.« Ich streiche über den Zweig, erleichtert, dass es nur ein kleines Geschenk ist. Andererseits sind die kleinsten Geschenke meistens die teuersten, sagt Jen immer.
Vorsichtig schlage ich das Papier auf.
❧ 37
I st das … ist es das, was ich denke?«
»Was denkst du denn?«
Ich halte die Fotografie eines bildschönen schwarzen Pferdes mit einer weißen Blesse auf der Nase in der Hand.
»Es ist das Foto eines Pferdes«, sage ich. Aber ich kenne Marc gut genug, um zu wissen, dass er mir nicht bloß ein Foto schenken würde. Was bedeutet …
»Sie gehört dir«, sagt er sanft.
»Du machst Witze.« Wieder betrachte ich das wunderschöne Tier mit dem glänzenden Fell und den tiefdunklen Augen. »Ich … Marc …« Ich schüttle den Kopf. »Ich kann das unmöglich annehmen. Ich meine, ich habe dir ein Armbändchen gebastelt, und du …«
»Sie leistet dir Gesellschaft, während wir getrennt sind. Ihr Name ist Ebony, und sie ist sehr gutmütig. Meine Leute kümmern sich um sie, aber du kannst sie jederzeit besuchen und reiten.«
Ich schlinge ihm die Arme um den Hals und schmiege mich an ihn. »Danke«, flüstere ich. »Das ist ein Wahnsinnsgeschenk.«
»Ich wollte heute noch mit dir zu ihr fahren. Von hier aus ist es höchstens eine Stunde. Sie ist auf der Farm untergebracht, wo wir schon einmal waren.«
»Auf deiner Farm.«
»Auf unserer Farm.«
Plötzlich fällt mir wieder ein, dass wir nicht allein sind, und ich löse mich von Marc.
»Wir sollten … lasst uns eine Tasse Tee trinken.«
Während die anderen es sich gemütlich machen, fragt Marc, ob ich mit ihm zu Ebony fahren möchte.
»Ist Keith denn hier, um uns zu fahren?«
Marc schüttelt den Kopf. »Nein, ich habe den Aston Martin herbringen lassen, während wir das Essen vorbereitet haben, und fahre selbst.«
»Klingt gut.«
Jen und Annabel spielen Scrabble, und Denise und mein Vater unterhalten sich bei Tee und Schokoladenkeksen, deshalb wird uns keiner vermissen.
Die Fahrt verläuft schweigend. Wir sind beide froh, zusammen sein zu dürfen, trotzdem ist jeder in seine Gedanken versunken.
Als wir über den schlammigen Zufahrtsweg der Farm rumpeln, fällt mir sofort auf, dass überall Wachleute postiert sind.
»Marc, du wolltest mir doch nach Weihnachten erklären, was hier eigentlich los ist. Na ja, mein Weihnachten ist eigentlich so ziemlich vorbei. Also. Sagst du es mir jetzt?«
Marc hält an. »Okay.« Einen Moment lang blickt er auf die winterliche Landschaft mit den kahlen, im eisigen Wind schwankenden Bäumen. »Vielleicht verstehst du dann ja besser, wieso ich mich nicht allzu sehr gegen die Entscheidung deines Vaters stemme.«
Stille.
»Marc?«
»Meine Anwälte kümmern sich bereits um Getty, deshalb brauchst du keine Angst zu haben, dass er dir zu nahe kommen könnte. Aber das ist eben leider nicht alles.«
»Okay.« Ich schlucke.
»Es gibt noch andere.«
»Andere? Was meinst du damit?«
»Getty gehört einem Untergrundnetzwerk namens PAIN an, das in ganz London Clubs betreibt. Man weiß so gut wie nichts über sie, weil sie
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