Gefaehrliches Verlangen
abzulenken.
Ebony und ich reiten über die Felder, auf denen sich der Frühling allmählich bemerkbar macht, außerdem besuche ich Annabel, begleite sie zu Wohnungs- und Hausbesichtigungen und helfe ihr, ihr neues Leben in Angriff zu nehmen.
Sie will unbedingt Arbeit finden und ihren Lebensunterhalt selbst verdienen, hatte aber vorher nie einen richtigen Job, was die Erstellung eines aussagekräftigen Lebenslaufs schwierig macht. Doch ein paar Museen und Kunstgalerien haben ihr eine unbezahlte Beschäftigung angeboten, und am Ende entschließt sie sich, ein Angebot der Tate Modern anzunehmen. Das ist immerhin ein Anfang.
Tag für Tag wird sie stärker und gewinnt an Selbstvertrauen. Ich weiß, dass sie eine gute Mutter sein wird. Und Marc und ich unterstützen sie nach Kräften auf ihrem Weg. Und Tag für Tag komme ich meinem Ziel, Marc bald wiederzusehen, ein Stück näher.
❧ 68
A m Abend vor der letzten Vorstellung spielt das Wetter komplett verrückt, und es ist so warm, dass Leo mich unbedingt zum Essen auf der Dachterrasse seines Lieblingsmexikaners einladen will.
»Du wirst begeistert sein, Sophia. Die Terrasse ist mit Stroheseln und Lichterketten mit roten Chilischoten geschmückt, außerdem hat man von dort oben den schönsten Blick auf den Sonnenuntergang der ganzen Stadt. Und habe ich erwähnt, dass sie sensationelle Margaritas mixen?«
»Ja, das eine oder andere Mal.«
»Komm schon, dir müssen doch allmählich die Ausreden ausgehen. Kann dich ein guter Freund nicht einfach zum Essen ausführen?«
»Nach allem, was passiert ist … dieser Kuss … Ich will Marc gegenüber nicht respektlos sein.«
»Marc und ich haben uns lange unterhalten, während du krank warst. Ich habe ihm gesagt, was für ein Idiot ich gewesen bin und wie viel mir unsere Freundschaft bedeutet. Und ich glaube … na ja, vermutlich werden wir keine dicken Kumpels, aber ich glaube, er will auch nicht, dass du einen guten Freund seinetwegen aufgibst. Er weiß, wie sehr du mir am Herzen liegst, und sieht ein, dass jeder Mensch Freunde braucht.«
»Hat er das gesagt?«
»So in der Art. Und seit er mitbekommen hat, wie gut Jen und ich uns verstehen, hat er wohl auch keine Angst mehr, ich könnte ihm in die Quere kommen.«
»Jen hat erzählt, ihr hättet euch lange unterhalten.«
»Hat sie das?« Leo lächelt. »Ich mag sie sehr. Wenn sie mit mir ausgeht, überlege ich, vielleicht sogar noch eine Weile länger in London zu bleiben. Für sie würde ich sogar das lausige englische Essen in Kauf nehmen. Apropos – gehst du nun mit mir essen oder nicht?«
»Bist du ganz sicher, dass es Marc nichts ausmacht, wenn wir weiter Freunde sind?«
»Ja, bin ich. Immerhin hat er es gesagt.«
»Okay, dann habe ich wohl tatsächlich keine Ausrede mehr. Außerdem ist mir jede Ablenkung recht. Die Zeit vergeht wie in Zeitlupe. Ich kann den morgigen Tag kaum erwarten. Noch eine Vorstellung, dann sehe ich Marc endlich wieder.«
Eine halbe Stunde später sitze ich auf einer kunterbunt mit Sombreros und Kakteen geschmückten Terrasse mit einer Frozen Margarita in der Hand und sehe mir mit Leo Falkirk den Sonnenuntergang an.
Ich wäre eine Idiotin, wenn ich leugnen würde, dass Leo ein gut aussehender Typ ist – sämtliche Frauen verschlingen ihn förmlich mit ihren Blicken.
»Super Margaritas, was?« Leo trinkt einen kräftigen Schluck des grünen Cocktails.
»Allerdings«, bestätige ich und nippe an meinem Glas.
»Und bin ich dir wenigstens eine Hilfe dabei, die Zeit totzuschlagen?«
»Gott, ich bin wirklich schlimm, was? Wie hältst du es bloß mit mir aus?«
»Na ja, dass du eine tolle Frau bist, hilft ein bisschen.«
Ich werde rot. »Ich bin sicher, du warst schon mit viel hübscheren Mädchen aus.«
»Falsch. Du bist nicht nur äußerlich hübsch, sondern besitzt auch innerliche Schönheit. Das kann man nicht von vielen behaupten. Marc ist ein echter Glückspilz.«
»Tut mir leid, dass ich die letzten Monate so ein Trauerkloß war.«
»So schlimm war es nun auch wieder nicht.« Leo nimmt der Kellnerin die Schale mit den hausgemachten Nachos aus der Hand. »Aber versprich mir, dass wir nach der Show in Kontakt bleiben. Und wenn es nur dazu dient, dass ich deine süße Freundin wiedersehen kann.«
»Weshalb sollte ich den Kontakt abbrechen?«
Leo grinst. »Ach, wir Schauspieler sind immer in Bewegung, wie die Wellen am Strand. Während der Dreharbeiten ist man ein Herz und eine Seele, und dann – puff! Der Film ist
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