Gefährte des Wolfes: William
gefunden, die verwandelt oder als Werwölfe geboren worden sind, von der Neigung zu traditioneller Magie einmal abgesehen. Wir wissen nur, dass eine Verwandlung ihre Kräfte zerstören würde. Ich wünschte beinahe, wir hätten es versucht, aber ich hatte zu große Angst, dass sie dadurch nur noch mächtiger werden würde. Zugegeben, ich habe immer noch Angst. Wir haben Schamanen, aber sie sind eher Priester, die im Einklang mit der Erde stehen und unsere Rituale leiten.«
»Ich kenne Ian. Du hast recht, er ist mächtig, aber sein Umgang mit den Kräften der Erde ist anders. Hat sie weiter darauf gedrängt, akzeptiert zu werden?«, fragte Will.
»Nein, sie hat sich zurückgehalten, war aber immer präsent. Sie war hilfsbereit, fast schon aufdringlich, aber immer, wenn wir geglaubt haben, dass es zu viel wird, hat sie sich zurückgezogen und wir haben sie eine Zeit lang nicht zu Gesicht bekommen.«
Will nickte. Er musste Sienna kennenlernen, vermutete aber, dass sie, zusätzlich zu einem Zauber, der ihr Äußeres veränderte, auch eine Art Schild benutzte, der ihre wahren Absichten verbarg. Nur ein mächtiger Hexer konnte alle Zauber gleichzeitig lösen, wenn sie schon über einen so langen Zeitraum hinweg existierten. Hoffentlich war er damit nicht überfordert. »Hast du schon eine Idee, wie du deinen Bruder finden willst?«, fragte er und wechselte damit unauffällig das Thema.
»Meine Großmutter hat mir ein Haus hinterlassen, etwa zwanzig Meilen östlich vom Rudelgebiet. Die Kirche nutzt es oft als Übergangslösung, um jungen Familien den Start ins Leben zu erleichtern. Im Moment steht es leer, aber niemand wundert sich, wenn plötzlich jemand einzieht, und es ist möbliert. Ich dachte, es wäre ein guter Ausgangspunkt. Wenn wir Richard finden, können wir ihn dorthin bringen, bis wir herausgefunden haben, was passiert ist.«
Will sah aus dem Fenster und beobachtete, wie sich die Landschaft langsam veränderte und sich mehr zu Feldern und Wiesen öffnete. Es unterschied sich gar nicht so sehr von England.
»Vermisst du dein Zuhause?«, fragte er und dachte dabei an Tristans Entscheidung, bei Benjamin in den Staaten zu bleiben.
»Ja, ich vermisse die Leute, aber ich kann mir nicht vorstellen, irgendwo ohne Alex zu sein. Er ist mein Zuhause.«
Will seufzte, als das dumpfe Gefühl in seine Brust zurückkehrte.
***
Die Sonne stand hoch am Himmel, als sie ein Achtung Schulkinder -Zeichen am Rand einer kleinen Stadt passierten. Raul fuhr vom Highway herunter und navigierte problemlos durch die gewundenen Straßen, bis er in eine lange, von Ulmen gesäumte Einfahrt abbog. Als sie vor einem zweistöckigen, weißen Farmhaus mit grünen Fensterläden ankamen, stellte Raul den Motor ab.
»Es ist wunderschön«, sagte Will und beugte sich über den Sitz, um seinen Rucksack von der Rückbank zu nehmen und auszusteigen.
»Ich hab im Sommer oft hier gespielt«, antwortete Raul und ließ seinen Blick über das Haus und die Wiese wandern. »Es hat sich nicht verändert und das ist irgendwie beruhigend.«
Will ging zum Kofferraum, um ihr Gepäck herauszuholen. »Nicht alle Veränderungen sind schlecht.«
»Das nicht, aber wenn sich zu viel verändert, ist es schwer, das Gleichgewicht zu halten«, entgegnete Raul und stieg aus dem Auto.
Will folgte Raul auf die Veranda und lehnte seine Schulter gegen ihn, als er nach dem richtigen Schlüssel suchte. »Dafür sind Freunde und Familie da – sie sind die Konstante, die dich festhält.«
Raul lächelte Will an, war sich aber nicht ganz sicher, ob er nur ebenso emotional war wie Tristan oder wirklich verinnerlicht hatte, dass Körperkontakt für Lykaner sehr wichtig war. Das plötzliche Verlangen nach seinem Gefährten ließ seinen Wolf erwachen. Die Haare auf seinen Armen stellten sich auf und seine Haut war überempfindlich. Sobald sie sich eingerichtet hatten, würde er Alex anrufen und sich von seiner vollen Stimme beruhigen lassen.
Will beobachtete, wie Rauls Gedanken abschweiften, und vermutete, dass er Alex bereits jetzt vermisste.
»Wo wir gerade von Familie sprechen«, holte er Raul sanft in das Hier und Jetzt zuürck. »Ich hätte eine Idee, wie wir nach deinem Bruder suchen können. Hast du eine Karte hier?«
Raul schaltete den Deckenventilator ein, um die abgestandene Luft im Haus ein wenig in Bewegung zu bringen. »Ich hab eine Straßenkarte im Auto, aber es müsste auch ein Stapel Wanderkarten in dem Hauswirtschaftsraum hinter der Küche
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