Gefährte des Wolfes: William
magischen Stempel, der auf dem Zauber hinterlassen worden war. Diesen Zauber hatte er zuvor noch nie gesehen. Deshalb versuchte er, so viel wie möglich darüber herauszufinden, damit er ihn lösen konnte. Schließlich zog er seine Energie zurück und die Farben verblassten.
Raul sah auf und in seinen Augen spiegelten sich deutlich Sorge und ein Hauch von Panik.
Will lächelte aufmunternd, verlangsamte seinen Singsang, bis die Energie im Raum wieder auf ihrem Ausgangslevel war. Er legte seine Hände auf Richard und sprach einen kleinen Zauber, damit der Werwolf tief schlafen und am nächsten Morgen stark und erholt aufwachen würde. Durch das Band zwischen Richard und Raul sandte er ein wenig mehr Energie, damit auch Raul etwas von der beruhigenden Wirkung spürte.
Tief einatmend senkte Will den Kopf und dankte der Göttin, ehe er seine Hände auf das Bett legte und die überschüssige Energie aus seinem Körper in das alte Holz des Bodens sandte.
»Sei gesegnet«, flüsterte er.
Von seiner Müdigkeit überwältigt, schmiegte er sich an Richards Seite, zu erschöpft, um Raul eine gute Nacht zu wünschen. Er konnte ihm gerade noch ein schwaches Lächeln schenken, bevor Raul den Raum verlileß.
***
Raul lief unruhig und kein bisschen müde die Treppen hinab. Das Band, das seinen Bruder gefangen hielt, beunruhigte ihn. Einen magischen Kampf konnte er nicht gewinnen, aber er konnte sehr wohl Sienna ihre verdammte Kehle herausreißen. Fridolf hin oder her, er würde mit Freuden das Leben dieser hinterhältigen Hexe beenden. Das Problem war jedoch, dass er nicht wusste, ob Siennas Tod automatisch ihre Magie aufheben würde. Was, wenn der Zauber nur von ihr gelöst werden konnte?
Müde fuhr er sich durch die Haare und ging aus Gewohnheit seiner normalen Abendroutine nach, bevor er ins Bett ging. Er schloss alle Fenster und Türen im Haus und schaltete die Lichter aus, bevor er nach oben in sein Zimmer wanderte. Nachdem er sich ausgezogen und die Kleidung über die Stuhllehne gelegt hatte, putzte er sich die Zähne und kroch unter die kühlen Decken.
Das Handy lag auf seinem Nachttisch und er überlegte, ob er Alex um diese Uhrzeit noch anrufen konnte. Es war spät, doch Alex würde sicher nicht böse sein. Er drückte die Schnellwahltaste und wartete auf den beruhigenden Klang der Stimme seines Gefährten.
»Wird auch Zeit, dass du anrufst«, schnurrte Alex mit vom Schlafen tiefer und rauer Stimme.
Raul wollte mit einer Stichelei antworten, doch kein Wort verließ seine Lippen. Selbst über die weite Entfernung konnte er ihre Verbindung spüren, doch dieses Mal beruhigte sie ihn nicht. Er fühlte sich einsam und allein.
»Ich vermisse dich auch«, antwortete Alex beruhigend auf das unausgesprochene Gefühl. »Ich hab deine Nachricht bekommen, dass du Richard gefunden hast. Wie geht es ihm?«
Raul schluckte und rollte sich mit geschlossenen Augen auf die Seite, sodass er sich einbilden konnte, er würde neben Alex liegen und nicht hunderte Meilen von ihm entfernt.
»Körperlich scheint es ihm gut zu gehen. Ein bisschen dünner als ich ihn in Erinnerung habe und seine Haare sind so lang wie Wills.« Raul rang sich ein Lachen ab. »Aber er kann sich an nichts erinnern. Nicht mal, als er mich gesehen hat. Ihm ist die Ähnlichkeit zwischen uns aufgefallen, aber… weiter nichts. Er kennt mich überhaupt nicht. Ich hab unseren Vater und das Rudel auch noch nicht erwähnt.«
»Oh, Süßer, das tut mir so leid. Ich wünschte, ich wäre jetzt bei dir. Ich könnte vielleicht –«
»Nein«, unterbrach Raul ihn. »Es wird nicht besser, wenn du hier bist. Du wirst zu Hause gebraucht. Ich bin schon groß. Ich schaff das.«
»Es geht nicht darum, ob du es allein schaffen kannst«, brummte Alex. »Ich möchte einfach für dich da sein. Ich habe keine Geschwister, aber ich weiß, wie viel er dir bedeutet – auch nach allem, was passiert ist. Hast du herausgefunden, ob er an deiner Entführung beteiligt war?«
»Nichts. Ich meine, er kann sich nicht mal an seinen Namen erinnern, geschweige denn an etwas, das Jahre zurückliegt. Will hat herausgefunden, dass er von irgendeiner Form von Magie kontrolliert wird. Wahrscheinlich hat er deswegen seine Erinnerungen verloren.«
»Wie kommst du mit Will klar?«
Raul lächelte über den leicht eifersüchtigen Unterton in Alex' Stimme. Unter anderen Umständen hätte er Alex sicher damit aufgezogen, doch gerade konnte er einen Streit zwischen den wichtigsten Menschen in seinem
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