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Gefaehrten der Finsternis

Titel: Gefaehrten der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chiara Strazzulla
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ihn wirklich gefunden? Eine letzte Frage konnte das
klären. Er räusperte sich. »Hattest du vielleicht ein Paar goldene Ohrringe, auf denen ein Buchstabe war? Zwei von Kletterpflanzen umrahmte F?«
    Slyman riss überrascht die Augen auf. »Ja, die besaß ich tat-tatsächlich«, stotterte er. »Aber Rabba Nix und ich, wir brauchten Informationen, und daher habe ich sie für einen Hinweis auf die Rebellen in einer Kneipe von Kalka Nadd eingetauscht.«
    Gefunden, er hatte ihn gefunden! Doch was sollte er jetzt unternehmen? So tun, als ob nichts wäre? Oder es ihm vor allen anderen sagen?
    »Schön, schön, ich nehme an, unser lieber Vandriyan hier hat jetzt seine unersättliche Neugier gestillt«, sagte nun Greyannah und half ihm damit aus der Zwickmühle. »Das Wichtigste ist, dass es euch allen gut geht. Ich habe neun Quartiere für euch. Doch zunächst, wenn ihr mögt, noch eine Runde Wein für alle.«
    Er füllte erneut die Gläser und alle tranken. Lyannen kostete den Wein Schluck für Schluck aus. Er war ausgezeichnet. Und dieser Greyannah war ein faszinierender Mann. Einen Moment lang hatte Lyannen das Gefühl, dass sich noch alles zum Guten wenden könnte. Er ließ den letzten Schluck Wein seine Kehle hinuntergleiten und stellte dann das Glas ab.
    Plötzlich erregte etwas seine Aufmerksamkeit.Ventel hatte sich zu Vandriyan gebeugt und flüsterte ihm etwas zu. Er sprach zu leise, als dass Lyannen etwas verstehen konnte, aber Vandriyan nickte dazu ernst. Dann fügte Ventel noch schnell etwas an und Lyannen konnte einen Satzfetzen aufschnappen.
    »… und Lyannen hat ihn benutzt.«
    Vandriyan riss überrascht die Augen auf und blickte zu Lyannen hinüber, der schnell wegsah. »In Ordnung«, sagte der Hauptmann nun laut. »Greyannah, kannst du mir kurz dein Arbeitszimmer überlassen? Ich müsste etwas mit Ventel besprechen.«
    »Aber natürlich«, sagte Greyannah sofort. »Solange du möchtest. In der Zwischenzeit wird es mir eine Ehre sein, die Jungs in
ihre Quartiere zu bringen. Sie haben sich ein wenig Ruhe verdient.« Er drehte Vandriyan den Rücken zu, griff sich schnell die noch halb volle Flasche Wein und hielt sie verstohlen Lyannen hin. »Du bist doch erst vor Kurzem dreihundert Jahre geworden, stimmt’s?«, flüsterte er ihm zu.
    Überrascht nickte Lyannen.
    Greyannah strahlte ihn an. »Dann ist das hier ein Geburtstagsgeschenk vom besten Freund deines Vaters«, sagte er leise. Er drückte die Flasche Lyannen in den Arm und schob ihn aus der Tür des Raumes, bevor der Halbsterbliche noch etwas dazu sagen konnte.
    Der Rest der Gefährten folgte Lyannen.
     
    Lyannen konnte Greyannah erst eine ganze Weile später loswerden. Der wollte unbedingt noch mit ihm plaudern und hatte mit ihm die ganze Weinflasche geleert - beziehungsweise: Lyannen hatte getrunken, während Greyannah große Reden geschwungen hatte. Nun fühlte er sich reichlich beschwipst. Sobald der Statthalter sich verabschiedet hatte, legte Lyannen den Riegel vor, zog sich in aller Eile aus und streckte sich auf dem Bett aus, einer schmalen Pritsche mit einer Strohmatratze und Decken aus weichem grünem Leinen. Ihm drehte sich der Kopf von dem vielen Wein. Er stand noch einmal auf und entdeckte eine Waschschüssel voll Wasser zu Füßen des Bettes. Die packte er mit beiden Händen und tauchte seinen Kopf hinein. Das Wasser war eiskalt, aber es tat ihm gut. Schwungvoll warf Lyannen seinen Kopf zurück und verteilte damit im ganzen Raum Wasserspritzer. Jetzt konnte er wieder vernünftig denken, zumindest so weit, dass ihm auffiel, wie lange er sich nicht mehr ordentlich gewaschen hatte. Er bekam richtig Lust auf ein schönes Bad, schnappte sich schnell das Bündel sauberer Kleidung zum Wechseln, das ihm Greyannah auf einem Stuhl dagelassen hatte, warf sich hastig etwas über und verließ das Zimmer wieder auf der Suche nach den Gemeinschaftsbädern.

    Nachdem er einmal ergebnislos durch die ganze Festung geirrt war, beschloss er schließlich, sich bei einer Wache nach dem Weg zu erkundigen, die ihn dann sogar höflich bis zum Eingang der Umkleideräume geleitete. Lyannen bedankte sich dreimal und wartete, bis der Mann in der hellbau-silbernen Uniform um eine Ecke verschwunden war. Dann betrat er den Raum. Er ließ die Kleider und die Schuhe auf einer Bank und betrat durch eine Tür mit rostbraunen Vorhängen den Badesaal.
    Der war sehr hoch und weitläufig, mit einem Ziegelfußboden und Teppichen an den Wänden. Die Luft hier war angenehm warm

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