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Gefaehrten der Finsternis

Titel: Gefaehrten der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chiara Strazzulla
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Gelegenheit, dem zu entgehen. Mit Freuden nahm er an.

    »Gut«, sagte Tyke und lächelte erfreut. »Dann wollen wir mal. Los, da neben der Wanne sind zwei Handtücher. Die grünen da.«
    »Ach schade, keins von diesen eindrucksvollen hellblau-silbernen Dingern mit dem fetten Wappen drauf?«, fragte Lyannen, und Tyke musste grinsen.
    Als er sich aus dem Wasser stemmte, suchten Tykes graue Augen den Badesaal nach Irdris ab, doch die Amazone war schon verschwunden. Lyannen hörte ihn leise aufseufzen.
     
    Tykes Quartier bestand aus drei Räumen, einem Bad und einer kleinen Veranda, was in Anbetracht der spartanischen Ausstattung von Syrkun reichlich luxuriös und damit einem Königssohn gerade angemessen war. Die beiden saßen draußen und unterhielten sich, als eine Wache der Festung, ein sehr junger Mann, mit zwei Tabletts mit dem Essen hereinkam. Er stellte sie auf dem Tischchen vor ihnen ab und verließ den Raum ebenso schweigend, wie er gekommen war. Lyannen stürzte sich auf das Essen, auch wenn es eine eher bescheidene Mahlzeit war: Fleisch mit einer roten Soße, Gemüse und Brot.Aber Lyannen hatte sich längere Zeit nur von Zwieback ernährt und deshalb kam es ihm wie ein Festmahl vor. In beeindruckender Geschwindigkeit leerte er seine Teller.Tyke dagegen aß von allem ein wenig mit anerzogener Langsamkeit, was wie vieles andere seine königliche Erziehung verriet.
    Sie verbrachten noch zwei oder drei Stunden miteinander und unterhielten sich über Gott und die Welt. Dann klopfte es an der Tür und Lyannen ging nachschauen. Es war eine Wache der Garnison, vielleicht dieselbe wie von vorhin, aber Lyannen hätte es nicht sagen können, in dieser schrecklich pompösen Uniform sahen für ihn alle Soldaten Syrkuns gleich aus.
    »Es tut mir leid, wenn ich Euch stören muss, aber Herr Mirnar wird dringend vom Statthalter verlangt«, sagte die Wache. »Wenn Ihr gestattet, werde ich Euch zu ihm bringen.«

    »Sehr gerne«, erwiderte Tyke und erwiderte sogar leicht die Verneigung. Dann wandte er sich an Lyannen, der verwundert schien. »Ich fürchte, dass ich gehen muss. Und du, was hast du jetzt vor?«
    »Ich werde wohl in mein Zimmer gehen, ich bin todmüde«, meinte Lyannen und gähnte wie zum Beweis seiner Worte. »Aber Vorsicht mit dem Statthalter. Der redet wie ein Wasserfall, und du musst aufpassen, dass du nicht taub wirst.«
    »Ja, ich weiß, er ist ein komischer Kauz.« Tyke lächelte ihm verständnisvoll zu. »Aber ich sollte ihn besser nicht warten lassen. Dann sehen wir uns also später wieder, so bald wie möglich.«
    »Bis später«, sagte auch Lyannen.
    Sie verließen gemeinsam die Gemächer, dann wandten sich Tyke und die Wache in die entgegengesetzte Richtung. Unentschlossen blieb Lyannen im Flur stehen.Was konnte er sonst noch tun? Die anderen suchen oder vielleicht einen Rundgang durch die Festung machen? Dieses Syrkun! Es war wirklich riesig. Er hätte gar nicht gewusst, wo er anfangen sollte. Wo zum Beispiel die Waffenkammer war und ob er dort überhaupt Zutritt erhielt. Oder er konnte auch einen Spaziergang auf der Befestigungsmauer machen, falls das nicht ebenfalls durch irgendeine Vorschrift untersagt war.
    Er gähnte wieder. Eigentlich war er wirklich sehr müde. Und das war ja auch kein Wunder, wenn er bedachte, dass er seit mindestens drei Tagen nicht mehr geschlafen hatte. Mit einem Schlag schien all der aufgeschobene Schlaf seinen Tribut zu fordern.
    »Führung durch die Festung auf morgen verschoben, alter Freund«, murmelte er vor sich hin. Jetzt verlangte es ihn nur mehr danach, auf seinem Bett zwischen die grünen Leinenlaken zu kriechen und einen ganzen Tag lang zu schlafen.
     
    Lyannen befand sich allein mitten auf einem Schlachtfeld. Rings um ihn war meilenweit nur Tod und Zerstörung, bis zum Horizont
war nichts anderes zu sehen als Stapel von Leichen, um die krächzend die Raben kreisten. Ein eisiger Wind wirbelte Staub auf. Lyannen war verloren, der einzige Überlebende inmitten dieses Massakers. Seine Kleider waren schmutzig und zerrissen, das Schwert in seiner Hand starrte vor Blut und Dreck. Er stand reglos da. Wartete auf etwas, auch wenn er nicht wusste, worauf.
    Dann ertönte in der Stille ein dumpfes Donnern, das immer näher kam. Am Horizont war jedoch niemand zu sehen. Das Donnern wurde stärker, bis es sich zu einem unerträglichen Tosen gesteigert hatte. Und Lyannen wartete weiter mit dem Schwert in seiner Hand. Dann bebte die Erde.
    Aus dem Nichts erschien plötzlich

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