Gefaehrten der Finsternis
Raubtieres, das nach Blut dürstete. »Du
willst deine liebliche Eileen sehen, stimmt’s? Du fragst dich, wo sie ist, was ich mit ihr angestellt habe? Am liebsten würde ich sie dir gar nicht zeigen, weißt du? So würdest du verstehen, was es heißt, auf einen Moment deines Lebens zu warten, von dem du nicht weißt, ob und wann er kommt. Aber letzten Endes ist es doch besser, wenn du sie siehst. Damit du erkennst, wie groß die Macht ist, gegen die du kämpfst.«
Lyannen sagte nichts, er starrte ihn nur weiter hasserfüllt an. Er schauderte bei der Vorstellung, was dieses Monster Eileen antun könnte. Doch sie war immer noch am Leben, das hatte der Herr der Finsternis wenigstens zugegeben. Wo war sie? Wie hielt er sie versteckt? Auf der Suche nach einem Zeichen, nach einer Antwort wanderten Lyannens Augen wieder zu dem jungen Mann mit den flammenroten Haaren hinüber. Aber Scrubb Vyrkan schaute selbst abwartend auf den Herrn der Finsternis.
»Dann sieh selbst und staune.« Der Herr der Finsternis streckte in einer theatralischen Geste eine Hand zu Lyannen aus. »Bewundere das perfekte Gefängnis, aus dem es kein Entkommen gibt!«
Seine Hand glitt nach unten, als würde er über eine unsichtbare glatte Oberfläche streichen.Vielleicht bildete er sich das ja nur ein, aber Lyannen schien es, als ob da wirklich etwas unter seinen Fingern war. Er schreckte zusammen, als sein Feind seinen Arm fortzog und er sehen konnte, was es war.
Die Luft, die der Herr der Finsternis freigab, hatte sich verändert. Sie schien nunmehr aus einem glatten glasähnlichen Material zu bestehen, wie ein Spiegel, der vom Hauch eines Atems getrübt war. Aber anders als bei einem Spiegel erschien darin kein Bild. Lyannen schaute neugierig. In diesem Spiegel aus Luft, oder vielleicht auch dahinter, lag ein Raum mit Wänden aus grauem Stein. Ohne Fenster. Auf dem Boden lagen Lumpen, in einer Ecke war ein Lager aus Stroh. Das sah alles ganz nach einem Gefängnis aus.
Etwas bewegte sich in einer Ecke, die außerhalb von Lyannens
Gesichtfeld lag, aber er konnte die Bewegung wahrnehmen und versuchte instinktiv, sie deutlicher zu erkennen. Jetzt schleppte sich etwas langsam und mühsam über den Boden. Es kam näher. Lyannen erkannte eine Gestalt, die sich verzweifelt zu ihm hinbewegte und sich dabei auf ihre Ellenbogen stützte, da die Beine ihr den Dienst versagten, die aber dennoch vorwärtsdrängte, als hinge ihr ganzes Leben davon ab.Vielleicht war sie verletzt oder auch nur erschöpft, auf jeden Fall konnte sie sich nicht auf den Beinen halten. In einer letzten Anstrengung richtete sie sich auf die Knie auf und streckte ihre Hände nach oben. Sie schaute Lyannen genau ins Gesicht, als könnte sie ihn sehen.
»Eileen«, flüsterte Lyannen. Er machte einige unsichere Schritte hin zu der nebelhaften Barriere, die ihn von ihr trennte. Dies war bestimmt Magie. Aber war er nicht vielleicht selbst in der Lage, Magie heraufzubeschwören? Konnte er sie nicht vielleicht benutzen, um die Barriere niederzureißen?
Aber wieder einmal wusste er nicht, wo er beginnen sollte. Voller Zorn erkannte er, dass all diese Zauberkräfte nutzlos waren, wenn er sie nicht einsetzen konnte. »Eileen«, wiederholte er, als ob es ausreichen würde, sie allein beim Namen zu nennen.
Sie schaute ihm weiter in die Augen. Es schien, als könnte sie nicht glauben, was sie da sah. Sie öffnete ihren Mund und schloss ihn wieder, als brächte sie kein Wort hervor. Doch dann kamen doch Laute über ihre halbgeöffneten Lippen, wenn auch nur schwach und gebrochen. An Lyannens Ohr drang nur ein fernes Echo. »Lyannen«, hauchte sie, »Lyannen … hilf mir.«
Er wusste, dass er das nicht konnte. »Eileen«, flüsterte er wieder. Er wusste, dass es nutzlos war, immer nur ihren Namen zu wiederholen, aber er konnte nichts anderes tun. Und fühlte sich so nutzlos.
Eileen streckte eine zitternde Hand nach ihm aus. »Lyannen«, seufzte sie. »Hilf mir. Bring mich von hier fort. Ich bitte dich.«
Lyannen stürzte zu ihr hin, rief weiter verzweifelt ihren Namen
und versuchte, sie zu fassen und von dort fortzuziehen. Er musste es tun. Denn er liebte sie und konnte nicht zulassen, dass ihr so etwas angetan wurde. Er hatte dem Sire versprochen, dass er sie retten würde. Sie sollten heiraten und Kinder haben.
Aber trotz seiner Bemühungen griff er nur in die Luft.
Er sank er auf die Knie, am Boden zerstört. Sein Atem ging keuchend und Tränen der Wut standen in seinen Augen. Eileen war
Weitere Kostenlose Bücher