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Gefaehrten der Finsternis

Titel: Gefaehrten der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chiara Strazzulla
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den Wunden an seinen Fingerkuppen hatten sich bereits Krusten gebildet. Immer noch völlig verwirrt, versuchte er, sich zu bewegen, und da erst wurde ihm klar, dass er kopfunter an einem Balken hing.
    Er befand sich in einem weitläufigen hellen Raum von quadratischem Grundriss. Der Boden bestand aus fest gestampfter Erde, über die man mehr recht als schlecht Matten gebreitet hatte. Die Fenster waren einfach nur runde Löcher, aber die Wände waren verputzt und mit Gemälden bedeckt und ein Vorhang aus feinem Stoff verdeckte eine rechteckige Türöffnung direkt vor ihm. Aus seiner derzeitigen Position hatte er einen guten Blick auf die Wandzeichnungen. Sie wirkten ziemlich schemenhaft, aber er hing ja mit dem Kopf nach unten, weshalb er sich nicht sicher war, ob er auch alles richtig erkannte. Dennoch kam er zu der Überzeugung, dass die Bilder die Geschichte der Behaarten darstellten.
    Auf dem ersten Gemälde zu seiner Rechten schien eine Gruppe Behaarter vor einer Kreatur mit schwarzen Flügeln zurückzuweichen; vielleicht sollte das einen der letzten Drachen darstellen. Auf dem nächsten Bild machte der Drachen Behausungen dem Erdboden gleich und stieß violette Feuerwolken aus, woraufhin die verängstigten Behaarten vor ihm flohen. Dann folgte eine Reihe von Bildern, die mehrere Angriffe der Behaarten gegen den Drachen zeigten, aus denen der Drache
immer siegreich hervorging. Doch dann tauchte auf einem Gemälde ein Krieger von gottgleicher Gestalt auf. Er war fast dreimal so groß wie die Behaarten, hatte helle Haut und lange blonde Haare. Der geheimnisvolle Krieger war ganz in schwarz gekleidet, trug einen Bogen mit einem Köcher über der Schulter und in der Hand schwang er sein blankes Schwert. Die letzten Bilder zeigten, wie der Krieger in Schwarz mit dem Drachen kämpfte und ihn schließlich erschlug. Die Behaarten, die er gerettet hatte, knieten vor ihm. Der Einsame ließ seinen Blick auf diesem letzten Bild verharren, denn die Gestalt, die für die Behaarten von göttlicher Herkunft sein musste, kam ihm merkwürdig bekannt vor.War es möglich, dass vor ihm schon einmal ein Ewiger in diese vergessenen Gebiete vorgedrungen war, dass er einen Drachen erschlagen und so die Bewunderung der Behaarten errungen hatte? Und wenn nicht, wer mochte dieser blonde großgewachsene Krieger sein? Oder andersherum gedacht: Wo befand sich der Retter der Behaarten jetzt? Wenn er sie vor dem Drachen errettet hatte, würden sie ihn danach wohl kaum zum Dank umgebracht haben.
    Ein Geräusch unterbrach seine Überlegungen und lenkte seinen Blick zum Vorhang, der raschelnd auseinanderglitt. Eine hochgewachsene, ganz in Schwarz gekleidete Gestalt betrat den Raum.
    Es handelte sich zweifellos um einen Ewigen, auch wenn seine Erscheinung ein wenig ungewöhnlich wirkte. Er war groß und seine schlanke, gelenkige Figur hätte eher zu einer Frau gepasst. Lange blonde Locken umrahmten sein blasses ovales Gesicht. Seine Kleidung war sehr elegant, stammte jedoch nicht von den Ewigen. Ein glänzendes Schwert mit einer Runeninschrift auf der Klinge hing an seiner Seite und über der Schulter trug er einen silbernen Bogen. Der Einsame erkannte in ihm den Krieger von den Gemälden wieder.
    Stumm schritt der Mann in Schwarz mit langen Schritten
durch den Raum, bis er direkt vor ihm stehen blieb. Der Einsame hatte den Eindruck, dass er lächelte.
    »Sieh an, sieh an, wen haben wir denn da?«, sagte der Krieger amüsiert. Er hatte einen merkwürdigen Akzent, wie jemand, der seine Muttersprache schon seit Langem nicht mehr benutzt hatte. »Ich dachte, ich wäre der einzige Ewige, der sich bis hierher wagen würde, doch wie es aussieht, habe ich mich geirrt. Sag schon: Wie lässt du dich anreden?«
    »Was?«, fragte der Einsame verwirrt.
    »Dein Name, mein Freund«, erklärte der andere lächelnd. »Du hast doch einen Namen, oder?«
    »Man nennt mich den Einsamen.« Mit welchem Recht sprach der Unbekannte eigentlich so respektlos mit ihm?
    Der Unbekannte lachte auf und warf seine fließenden Haare nach hinten. »Verstehe.« Er grinste. »Aber ich kann dich ja wohl kaum mit ›der Einsame‹ ansprechen, meinst du nicht auch? Daher möchte ich deinen richtigen Namen wissen.«
    Nach dieser erneuten Frechheit hätte der Einsame den anderen am liebsten verprügelt, doch leider war er nicht in der Lage, sich mit jemandem anzulegen. »Ich heiße Mardyan«, antwortete er schließlich. Ein merkwürdiger Schauder lief ihm über den Rücken, als er seinen

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