Gefaehrten der Finsternis
zu einer allgemeinen Flucht führen würde. Doch das geschah nicht, im Gegenteil, die Behaarten
schienen nur noch wütender zu werden. Sie stürzten sich alle zugleich auf ihn, eine einzige Welle aus rotem Fell, Zähnen, Klingen und Säbeln, und dem Einsamen blieb nichts anderes übrig, als sich nach Kräften zu verteidigen.
Er war ein ruhmreicher und erfahrener Kämpfer, die Behaarten dagegen waren nur ein zusammengewürfelter, planlos kämpfender Haufen. Solange er noch sein Schwert in Händen hielt, konnte er sich sicher fühlen, allerdings war er an eine schwerere Waffe gewöhnt als die, die ihm Slyman überlassen hatte, sodass ihm komplizierte Hiebe nicht so recht gelingen wollten. Andererseits schienen die Behaarten sich nicht auf Deckung zu verstehen, eine schlichte Finte brachte sie schon in Bedrängnis und der Einsame konnte wieder zwei oder drei von ihnen töten. Die Schläge der haarigen Wesen zielten nun nicht mehr auf Hals oder Brust, sondern auf die Hände des Einsamen: Ganz offensichtlich wollten sie ihn entwaffnen. Und sosehr der Einsame sich auch wehrte - die Zahl der kampfeslustigen kleinen Wesen schien gar nicht abnehmen zu wollen. Mit jedem Streich schien sie sich noch zu vermehren, genau wie ihre Wut. Eines der Wesen sprang ihm sogar auf den Kopf, und es kostete den Einsamen einiges an Kraft, bis er es abschütteln konnte.
Die Behaarten waren zu viele - immer wieder überschwemmte ihn eine neue Flutwelle aus rotem Fell. Schließlich entglitt dem Einsamen das Schwert, das so leicht in seiner Hand lag, und seine Waffe fiel mit einem satten Klirren zu Boden. In dem verzweifelten Versuch, das Schwert wieder aufzunehmen, warf er sich auf den Boden. Doch die Behaarten hatten das bemerkt und einer von ihnen schob die Waffe aus seiner Reichweite. Nun stürzten sich die Wesen mit neuer Kraft auf ihn. Er verteidigte sich mit Klauen und Zähnen, aber bald wurde klar, dass er ihnen mit bloßen Händen nicht beikommen konnte. Es gelang ihm zwar, sich einige vom Hals schaffen, doch schließlich, als er mit abgebrochenen Nägeln und blutigen Fingern am
Ende seiner Kräfte angelangt war, konnte ihn einer seiner Gegner auf den Rücken werfen und presste ihm nun seinen Säbel an den Hals.
Der Einsame murmelte stumm einige Gebete. Schließlich war das im Grunde genommen das Ende, das er sich immer gewünscht hatte: ein einsamer Tod, fernab von allen und von allen vergessen. Natürlich tat Slyman ihm leid, doch letzten Endes war es wohl besser so. Der Junge war diesem Angriff entgangen, er würde es schon allein schaffen und nur das zählte.
Doch anstatt ihm den Todesstoß zu versetzen, öffnete der Behaarte den Mund und sprach. »Droqq!«, stieß er mit rauer Stimme hervor.
Zumindest hatte der Einsame das verstanden.
Der Behaarte zielte mit seinem Säbel auf den Hals des Ewigen, berührte mit der kalten Klinge seiner Waffe dessen Kehle. »Na droqq«, sagte der Behaarte wieder.
Ein finsteres Gemurmel der Zustimmung erhob sich unter den kleinen, Waffen tragenden Wesen. Jemand stieß einen Schrei aus, dessen Sinn der Einsame erriet: Man forderte den Behaarten auf, ihn zu töten. Doch der tat es nicht. Er verstärkte nur ein wenig den Druck seiner Klinge und knurrte etwas wie einen Befehl. Der Einsame vermutete, dass er ihn damit aufforderte, sich zu erheben. So stand er auf, während der Behaarte noch immer seinen Säbel auf ihn gerichtet hielt.
Der Ewige war nicht verletzt, zumindest nicht schwer, nur seine Fingerkuppen bluteten. Jetzt hätte er natürlich alles auf eine Karte setzen können. Mit einem Tritt wäre es ihm vielleicht gelungen, dem Behaarten den Säbel aus der Hand zu schlagen und ihn mit seiner eigenen Waffe zu töten. Aber was würde ihm das bringen? Die Behaarten waren trotz der erlittenen Verluste noch so zahlreich! Sie würden sich wieder mit neuer Wut auf ihn stürzen. Und ihn wieder überwältigen. Und dann hätten sie ihn mit Sicherheit umgebracht. Im Moment wirkte es ja eher, als wollten
sie ihn verschonen. Am besten wartete er ruhig ab, ob sich ihm später nicht ein besserer Moment zur Flucht bot.
Der Schlag in den Nacken traf ihn völlig unerwartet. Er fiel zu Boden, während es um ihn herum dunkel wurde.
Als der Einsame wieder erwachte, stand die Welt für ihn Kopf. Sein Nacken schmerzte noch von dem Schlag. Jetzt waren seine Hände frei, doch blutige Male an den Handgelenken ließen vermuten, dass man ihn zuvor gefesselt hatte. Es musste einige Zeit vergangen sein, denn über
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