Gefährten des Zwielichts
erklären, bevor wir entscheiden, was wir tun.«
Sie holte tief Luft. »Viele Menschen«, fing sie schließlich an, »trugen einst Leuchmadan ihre Dienste an. Mächtige Könige und Hexenmeister und Heerführer. Die Stämme aus dem Süden, die sich von den Bitanern unterdrückt fühlten. Und Bitaner, die sich von ihresgleichen ungerecht behandelt wähnten. Als Leuchmadan sein magisches Herz schuf, wählte er die sieben treuesten unter diesen Gefolgsleuten aus und ernannte sie zu den Wardu, den Wächtern seines Herzens.
Er nahm ihnen das Leben, zumindest den sterblichen Leib. Ihre Seele jedoch fing er in einem einzigen reinen Ton. Den Ton band er alsdann an das Silber seines magischen Kästchens, einen jeden Wardu nach seinem eigenen Klang, beherrscht von dem magischen Herz, das in dem Kästchen liegt. Das Herz kann das Kästchen schwingen lassen und den Seelenklang der Wardu aussenden, und so bringt es immer wieder aufs Neue den unsterblichen Geist von Leuchmadans Gefolgsleuten in die Welt.
Der Klang ergreift Besitz von den Dingen, die hallen können. Das mag eine Trommel sein oder auch ein Klangholz, oder etwas Ähnliches. Am reinsten aber schwingen Stoffe aus Metall, und in einer dünnen Lage aus Stahl, oder aus Gold oder Silber oder Bronze, können die Wardu ihre größte Macht entfalten. Und ihre Macht ist in der Tat beträchtlich: Sie können das Metall verformen und lenken. Baskon fügt das Metall seiner Rüstung zu menschlicher Gestalt zusammen und lässt es durch die Welt wandeln. Im Widerhall seines Seelenklanges kann er wahrnehmen, er kann die Waffen seiner Feinde beherrschen und wer weiß was für Zauber sonst noch wirken.
Dies also sind die Wardu. Sie bestehen, solange das Kästchen besteht und Leuchmadans Herz es zum Schwingen bringen kann.
Baskon steckt also nicht in dieser Rüstung. Genau genommen ist er nicht einmal die Rüstung, die ihr seht. Er ist der unhörbare Ton, den ihr spürt, wenn ihr ihm zu nahe kommt. Er ist das Grauen, das in euren Nacken beißt und durch eure Knochen schwingt, das Beben, das den Schwindel in euren Kopf trägt und ihn klingen lässt wie eine angeschlagene Saite. Das also ...«, sie wandte sich an Werzaz, »... ist der Wardu, den du suchst.«
»Ha. Könige, Hexenmeister, Heerführer«, sagte Werzaz. »Einen König brauchen wir nicht, aber ein Heerführer könnte uns aus dem Schlammloch hier raushelfen. Ein Grund mehr, den Wardu zu suchen. Soll er doch unsere Pläne schmieden.«
»Ja«, sagte Daugrula. »Manche von Leuchmadans menschlichen Anhängern waren Könige oder Hexenmeister oder Heerführer. Baskon allerdings war ein bitanischer Bauer, der sich von Kind an ungerecht behandelt fühlte. Sein Vater war ein Trinker, seine Mutter ist weggelaufen, sein Hof war verkommen, er hatte nie Geld im Säckel und war im Dorfe schlecht gelitten. Und an all dem Unglück gab er seinen Mitmenschen die Schuld.
So folgte er den Lockungen meiner Herrin, die ihn mit ihren Zauberliedern in die Grauen Lande rief, ihn zu ihrem Diener und schließlich zu ihrem Hauptmann machte - bis er, letztendlich, als Höfling und auf ihre Empfehlung hin zu Leuchmadan kam und zum Wardu wurde. Denn Leuchmadan wollte unter seinen ewigen Dienern jemanden haben, der sich mit dem einfachen Volk der Menschen auskennt und ihm deswegen raten kann. Aber ich fürchte, Baskon hadert immer noch mit seiner Vergangenheit, und Selbstmitleid ist es, was seine Seele schwingen lässt.«
Sie lächelte fein, und Werzaz blickte fassungslos drein. »Aber er ist ein Wardu«, sagte er. »Er hat all die bitanischen Krieger erschlagen ... Pah. Ist selber nur ein bitanischer Schweinetreiber. Warum hat Leuchmadan so jemanden an seine Seite geholt?«
Noch vor Sonnenuntergang scheuchte Daugrula sie wieder hoch. »Wir müssen weiter«, sagte sie. »Wenn unsere Feinde sich geeinigt haben, sollten wir nicht zu nah am Rand des Elfenwaldes sein.«
»Wo gehen wir hin?«, fragte Wito.
»Nach Komfir«, erwiderte Daugrula. »Wir versuchen noch einmal, zur vereinbarten Zeit am Treffpunkt zu sein. Wir können auf Baskon nicht verzichten - so groß die Versuchung auch sein mag.«
Wito nickte. »Baskon hat ein geflügeltes Reittier. Er kann innerhalb weniger Tage zurückfliegen, über die Köpfe unserer Gegner hinweg, und eine Botschaft zu Leuchmadan tragen. Selbst wenn wir an das Herz nicht mehr herankommen, kann Leuchmadan weitere Truppen abstellen, die es an der Grenze abfangen.«
Daugrula verzog das Gesicht. »Wir brauchen Baskon
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