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Gefährten des Zwielichts

Titel: Gefährten des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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Wald fand die Nachtalbe mit traumwandlerischer Sicherheit Pfade, die nicht nur geradewegs in die gewünschte Richtung führten, sondern zudem selbst für den Troll breit genug waren. Wito fragte sich, ob Daugrula diese Pfade einfach nur fand oder ob sie mit ihrer Magie ein wenig nachhalf.
    Nach ein, zwei Stunden Wanderung über den weichen, mit dicken Schichten getrockneter Nadeln bedeckten Waldboden dachte Wito an gar nichts mehr und wanderte wie im Halbschlaf. Darnamur ging neben ihm, und dann und wann fasste der eine den anderen am Arm und schob ihn ein wenig schneller voran. Inzwischen ragten Fichten und Tannen hoch um sie auf, doch selbst der frische würzige Geruch, der in der Luft lag, konnte ihre Lebensgeister nicht wecken.
    Als Wito aufblickte, waren die Nachtalbe und der Goblin ein gutes Stück vor ihnen. Der krumme Buckel des Goblins schwebte wie eine herabhängende Spinne über dem Pfad, seine dünnen Beine verschwammen im Zwielicht, und ohne seine Rüstung wirkte Werzaz viel kleiner und unscheinbarer.
    »Halt«, rief Wito. »Wir brauchen eine Rast.«
    Werzaz blieb stehen und drehte sich zu ihnen um. Er spuckte aus. »Ja, so kleine Popel wie euch trag ich sonst in meiner Nase spazieren. Kann mir vorstellen, dass es Probleme gibt, wenn ihr mal selbst laufen müsst.«
    »Wir müssen den Firnbach erreichen«, ließ Daugrula sich vernehmen. »Ich will in der Nähe sein, wenn Grautaz auf unsere Gegner stößt.«
    »Und was machen wir dort, wenn wir zu Tode erschöpft aufs Schlachtfeld wanken?«, fragte Wito.
    »Was machen wir dort überhaupt?«, murmelte Darnamur. »Entweder holt der Drache für uns die Kastanien aus dem Feuer, oder wir verbrennen uns die Finger.«
    »Ob ihr Hasenkötel erschöpft oder munter ankommt, macht eh keinen Unterschied«, sagte Werzaz. »Bleibt einfach hier liegen, wenn ihr nicht mithalten könnt.« Er wandte sich wieder um und ging weiter. Aber auch seinem Schritt fehlte es an Schwung, obwohl er nicht mehr die schwere Rüstung zu tragen hatte.
    Gibrax ging etwas schneller und lud sich die Gnome auf die Schultern. Darnamur begehrte auf, aber der Troll sagte nichts, sondern drückte kurzerhand mit einem breiten Finger auf den widerspenstigen Gnom, so dass dieser mit einem Ächzen verstummte.
    Wito war einfach nur dankbar. Er hatte seinen Stolz wohl in den Schuhen aufbewahrt und irgendwann auf dem Weg zertreten. Dieser Stolz musste ziemlich hart gewesen sein - zumindest fühlten Witos Füße sich so an. Gibrax hatte sich in den letzten Tagen allerdings als überraschend guter Kamerad erwiesen. Wito wurde von dem Gefühl beschlichen, dass mehr dahinter steckte.
    Während der Troll mit ausgreifenden Schritten zu Werzaz und Daugrula aufschloss und die Gnome immer wieder hinter seinem Nacken Schutz suchen mussten, wenn herabhängende Zweige nach ihnen peitschten, fragte Wito: »Gibrax, was ist mit dir? Du hast dir schon lange keine Keule mehr geholt, und ich kann gar nicht glauben, dass du lieber zwei Gnome auf der Schulter trägst.«
    »Hrm«, meinte Gibrax, und dann, nach einer kurzen Pause, fuhr er fort: »Gibrax' Heimat nicht weit. Nur die Berge und Stück nach Süden. Gibrax geht vielleicht bald nach Hause und lässt sich von Weib pflegen nach langer Reise. Gibrax ging in Süden zu großem Krieg und Leuchmadan, aber Gibrax hat genug Sonne gehabt in letzter Zeit.«
    Der Troll verstummte und stapfte weiter.
    »Hoi, hoi, alter Specksteinhaufen«, sagte Werzaz, ohne sich umzudrehen. »Wart's mal ab. Wir werden schon noch mal feiern in einem hübschen Menschendorf. Einen Sieg für Leuchmadan werden wir feiern, und beim nächsten Mal geb ich besser auf dich acht.«
    Gibrax verzog den rissigen Mund und zuckte die Schultern, sodass die Gnome fast abgeworfen wurden. Aber er sagte nichts mehr, und schweigend marschierten die Gefährten durch den Wald.
    Sie machten eine Pause am Mittag und marschierten daraufhin weiter bis zum nächsten Morgen. Dann waren sie am Ende ihrer Kräfte. Als Daugrula bei Sonnenaufgang eine weitere Rast ankündigte, ließ selbst Werzaz sich einfach fallen und starrte vor sich hin. Auch die Nachtalbe wirkte erschöpft. Ihre dunkle Gesichtshaut zeigte einen Stich ins Graue, und das nährte in Wito den Verdacht, dass sie mehr tat, als bloß einen Weg zu suchen.
    »Wir müssen weiter«, sagte Werzaz irgendwann kraftlos.
    »Wir sind fast am Fluss«, meinte Daugrula. »Der Drache ist eben über uns hinweggezogen. Wir können uns ausruhen und warten.«
    Wito hatte nichts

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